Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Aktuelle News und Infos

Vor 100 & vor 50 Jahren: Abschiedsvorstellung & Auferstehung des ersten Superschurken der Filmgeschichte

Montag, 08. Dezember 2014 - 05:30 | Anniversary-Ecke | Stichwörter: 1910er, 1960er, Abenteuer, Action, de-Funes, Fantomas, Feuillade, Frankreich, Hunebelle, Jubiläum, Klassiker, Komödie, Krimi, Kriminalfilm, Marais, Serial, Spielfilm, Stummfilm, Superverbrecher, Surrealismus
Von PierrotLeFou

Le Faux magistrat (1914)
FantĂ´mas (1964)

Wer heute an FantĂ´mas denkt, denkt vermutlich zunächst an Jean Marais & Louis de Funes, während die Filme Feuillades und die Romane von Pierre Souvestre & Marcel Allain nochmals eine Spur stärker an Popularität eingebĂĽĂźt haben. Das sollte aber nicht ĂĽber die enorme Wirkung hinwegtäuschen, die Feuillades FantĂ´mas-Filmzyklus auf die (nicht nur Film-)Kunst des 20. Jahrhunderts besessen hat. Die seltsam irreal anmutenden VerkleidungskĂĽnste des verbrecherischen Genies und gewissenlosen Manipulators, die bizarren Wendungen der Handlungen, die irritierenden AnschlĂĽsse (die man heutzutage in den allermeisten Fällen als Anschlussfehler verbuchen wĂĽrde), die unwirkliche Ausstrahlung der alltäglichen Schauplätze und die boshafte Gewitztheit der Reihe Feuillades hatten groĂźen Einfluss vor allem auf die Surrealisten, die sich der Figur – wie etwa Rene Magritte oder Max Jacob – ihrerseits annahmen; auch der Kubist Juan Gris zollte FantĂ´mas seinen Respekt. Waren die monatlich erscheinenden BĂĽcher erfolgreiche Verkaufsschlager, so haftete der Figur ab der Visualisierung durch Feuillade in den Jahren 1913/1914 auch der Beigeschmack hoher Kunst an: Fantomas nahm in der Avantgarde die spätere Pop Art und die Vermengung von Hoch- und Populärkultur in der Postmoderne (von Godard bis Tarantino) vorweg.
Vor allem auf dem Gebiet des Films hielt sich der Eindruck, den Feuillades Filmzyklus hervorgerufen hatte, ĂĽber Jahrzehnte und wurde durch weitere Zyklen wie “Les Vampires” (1915) und “Judex” (1916) noch gestärkt. Fritz Langs Mabuse-Filme nach Norbert Jacques zeigen den Einfluss deutlich und der frĂĽhe Eisenstein variiert den Feuillade-Tonfall in “Dnevnik Glumova” (1923) ziemlich gelungen – während in Frankreich das Interesse an Feuillade abzuklingen begann. Jahre später ist bei Georges Franju der Einfluss von Feuillades Kriminal-Serials in “Judex” (1963) und “Nuits rouges” (1974) unĂĽbersehbar, was sich gerade in der Zeichnung der faszinierenden, genialistischen Schurkenfiguren und den unwirklichen Bildern, die Franju ĂĽber den RĂĽckgriff auf den Surrealismus entwirft, zeigt. Die häufig improvisierten, kriminalistischen Verschwörungs- & Verwirrspiele von Jacques Rivette stehen – wie “Out 1 – Nolie me tangere” (1971) – in ihrer wendungsreichen Dramaturgie und teilweise auch stilistisch in Feuillades Tradition, während Alain Resnais im Kindesalter einen FantĂ´mas-Amateurfilm gedreht haben soll (um später zumindest eine Affinität fĂĽr Populärkultur und das frĂĽhe französische Kino zwischen MĂ©liès und L’Herbier erkennen zu lassen). Und Oliver Assayas hat mit “Irma Vep” (1996) eine liebevolle Verbeugung vor Feuillade in Szene gesetzt. Während Claude Chabrol mit Juan Luis Bunuel eine eigene FantĂ´mas-Reihe gedreht hat, sind beim Vater des Letztgenannten – dem groĂźen Kinosurrealisten Luis Bunuel – Feuillade-EinflĂĽsse zumindest erahnbar; Bunuel-Kompagnon & Surrealismus-Experte Ado Kyrou sah in Feuillade immerhin den Ahnherrn des filmischen Surrealismus. Thomas Brandlmeier wagte später sogar die These, dass Feuillade das populäre und spektakuläre Kino ähnlich nachhaltig geprägt habe wie Griffith, und dass die ganzen spektakulären Action- & Abenteuerelemente in den Batman-Serials, in Zorro-Filmen, bei den Höhepunkten Hitchcocks oder in den irrealen Bedrohungssituationen David Lynchs letztlich – direkt oder indirekt – auf Feuillades Schaffen zurĂĽckgingen.

“Le Faux magistrat” bildete vor knapp hundert Jahren – im Mai 1914 – den Abschluss von Feuillades Filmzyklus, der sich ĂĽber ein Jahr und ĂĽber fĂĽnf Filme hinweg erstreckt hatte. Seinem Stil blieb der Filmemacher in späteren Serials und Filmzyklen allerdings noch einige Jahre treu. Konnte sich das geneigte Publikum Feuillades Filme in den späteren Jahren nur in seltenen Fällen oder indirekt ĂĽber andere Werke erschlieĂźen, so liegt seit nunmehr acht, neun Jahren die vollständige Reihe in einer empfehlenswerten 2 Disc Collectors’ Edition von Artificial Eye auf DVD vor: Fassungseintrag von pm.diebelshausen

“FantĂ´mas” mit de FunĂ©s und Marais – dessen Lebensgefährte Cocteau ebenfalls eine Vorliebe fĂĽr Feuillade besessen haben soll – war dann 50 Jahre später – am 04. November 1964 – trotz frĂĽherer Wiederbelebungsversuche die erste bedeutsame Auferstehung des ersten Superschurken der Filmgeschichte, wobei sich der Tonfall erheblich änderte und eher am James Bond-Boom orientierte, um ihn mit der eigenwilligen de Funes-Komik zu koppeln und letztlich ein wenig zu verharmlosen. AndrĂ© Hunebelles Film wurde ein voller Erfolg und zog noch zwei Fortsetzungen nach sich. Kurzkommentar von Asbestos



Kommentare und Diskussionen


Keine Kommentare zu „Vor 100 & vor 50 Jahren: Abschiedsvorstellung & Auferstehung des ersten Superschurken der Filmgeschichte“


Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

» Registrieren/Einloggen im User-Center

 

Zurück



Copyright © 1999-2023 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build



Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

1.562 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv



News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich