Tomu Uchida gehört zu den ältesten Meistern des japanischen Films – seit den frühen 20er Jahren ist er als Regisseur tätig, wobei von seinen Stummfilmen bloß ein Titel unbeschadet überleben konnte. Sein Werk, das sich durch europäische und amerikanische, aber auch durch durch traditionell japanische Einflüsse auszeichnet, besitzt unter japanischen Cineasten einen hohen Stellenwert, wird aber in Europa und gerade auch hierzulande kaum zur Kenntnis genommen.
“Kiga kaikyô” besitzt den Ruf, Uchidas ultimatives Meisterwerk zu sein; es ist einer seiner letzten, knapp fünf Jahre vor seinem Tod entstandenen Filme, der im Kinejun-Magazin mehrfach unter die zehn besten japanischen Filme aller Zeiten gewählt worden ist. Die Geschichte eines Ganoven, der die Flucht vor der Polizei durch die Hilfe einer Prostituierten übersteht, der er sich großzügig erkenntlich zeigt, ehe eine Wiederbegegnung zwischen beiden Figuren nach langer Zeit und einer neu angenommenen Identität des Mannes ihrer beider Untergang bedeutet, schildert Uchida als Tragödie epischer Breite in ganzen drei Stunden. Die zwischenmenschliche Beziehung und vor allem das fatale Schicksal des Mannes, der der Begleichung seiner Schuld nicht enkommen kann, aber auch das Los des Polizisten, dem der Fall zur Obsession gerät, stehen dabei stärker im Vordergrund als die durchaus vorhandenen, großen Schauwerte. Sensibilität und Gewalttätigkeit, gewaltige Landschaftsaufnahmen und intime Innenräume, harmonische Bildkompositionen und verfremdete Bilder zu dissonanten Klängen gelingen Uchida gleichermaßen mit Bravour.
Ohne Zweifel ist “Kiga kaikyô” ein hervorragender Genreklassiker geworden, der hierzulande noch zu entdecken ist. Die französisch untertitelte DVD von Wild Side mag manch einem dabei behilflich sein: Fassungseintrag von Venom138
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