“Pierrot le fou” – am 29. August 1965 während der Internationalen Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt – ist ein durch und durch postmoderner Film, der sich quer durch alle Medien (Literatur, Malerei, Musik, Film) zitiert, das Elitäre mit dem Populären vermengt, der seine Handlung um Ferdinand (Belmondo) und Marianne (Karina) zwischen einem halben Dutzend verschiedener Genres (Abenteuerfilm, Liebesfilm, Drama, Gangsterfilm, Komödie, Musical) erzählt und alles in Anführungszeichen setzt, der seine Handlung – frei nach Lionel White – frei mäandern und in viele Episoden zerfasern lässt, dabei allerdings nicht purer Beliebigkeit verfällt, sondern die Suche nach neuen Formen zum Leitthema erhebt. Godard – der sich auch heute wohl kaum als Postmodernist bezeichnen lassen würde – orientierte sich freilich vor allem an poststrukturalistischen, sowie situationistischen Perspektiven, hat damit jedoch einen Film entwickelt, ohne den sich das postmoderne Kino vermutlich anders entwickelt hätte. Neue Kombinationen, neue Identitäten spielen in “Pierrot le fou” formal wie inhaltlich eine große Rolle: für den Protagonisten sollte dieses Neue tödlich enden, für Godard begann bald darauf der Vorstoß zu wirklich neuartigen Formen (die immer massenuntauglicher gerieten) und für die Kinogeschichte entstand einer der wichtigsten Bezugspunkte der 60er Jahre, auf den sich zuletzt etwa Alejandro González Iñárritu mit “Birdman” (2014) stützte.
Eine BR-Veröffentlichung liegt hierzulande bei Arthaus vor: Fassungseintrag von Jared Kimberlain
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