Wie Aleksandr Rou gilt auch Aleksandr Ptushko als ein Großmeister des russischen Märchenfilms, wobei jedoch anzumerken ist, dass Märchen eigentlich nicht das richtige Etikett darstellt: Denn während sich Rou tatsächlich vornehmlich auf Märchenstoffe stützte, griff Ptushko vielmehr auf Sagen & Legenden zurück, die zumeist von den großen russischen Nationaldichtern aufs Papier gebracht worden waren. Zu Beginn seiner Karriere feiert Ptushko zunächst mit kurzen Puppentrickfilmen Erfolge: Die abendfüllenden Pupentrickfilme “Novyy Gulliver” (1935) und “Zolotoj kljuchik” (1939) gelten heute als wichtige Frühwerke. Auch der kurze, nach Puschkin entstandene “Skazka o rybake i rybke” (1937) darf als charakteristisch gelten, stellt doch Puschkin Ptushkos wichtigsten Bezugspunkt dar. Nach dem zweiten Weltkrieg verlagert sich Ptushko dann aber immer mehr auf tricktechnisch gewiefte Realfilme: “Kamennyy tsvetok” (1946), basierend auf von Pavel Bazhov gesammelten Legenden aus dem Ural, ist der erste, durch und durch charakteristische Ptushko-Film. Es folgen “Sadko” (1953) – nach der gleichnamigen Bylina –, das Heldenepos “Ilya Muromets” (1956) und die finnisch-sowjetische Kalevala-Verfilmung “Sampo” (1958). Mit der Grin-Verfilmung “Alye parusa” (1961) und dem in der Gegenwart angesiedelten “Skazka o poteryannom vremeni” (1964) bricht Ptushko dann zunächst ein wenig aus gewohnten Bahnen aus.
Mit “Skazka o tsare Saltane”, dem am 2. Januar 1967 uraufgeführten Film, kehrt Ptushko dann aber nach bald zehn Jahren zu seinen typischen Stoffen zurück und setzt nach langer Zeit auch wieder Puschkin in Szene – wie auch in seinem folgenden, letzten Film “Ruslan i Lyudmila” (1972), welcher nicht nur der (150minütigen) Länge wegen als Ptushkos Hauptwerk gelten muss. Im Gegensatz zu diesem filmischen Testament mutet der beinahe bloß halb so lange “Skazka o tsare Saltane” etwas kleiner an: aber auch hier bekommt man phantasievolle Kulissen, große Massenszenen, gewitzte Trickeffekte und eine Farbenpracht, was im Sog der Musik Ptushkos beliebte Filmmagie bewirkt. Die – von Ivan Ivanov-Vano & Lev Milchin im Folgejahr auch zu einem sowjetischen Zeichentrickfilm verarbeitete – Vorlage Puschkins vermag zudem, Groß & Klein gleichermaßen anzusprechen. All das macht “Skazka o tsare Saltane” zu einem Muss für Liebhaber des russischen Märchen- & Fantasy-Kinos.
Mit (ausschließlich) deutscher Tonspur (und deutschem Vorspann) kommt die in jeder Hinsicht billige, neu aufgelegte Icestorm-DVD daher (Eintrag von Insidiousxx), die allerdings das ursprüngliche Breitbild dieses Sovscope-70-Titels von 2,21:1 auf 1,33:1 zusammenschneidet und damit nur als ärgerliche Notlösung durchgeht, welche die Qualität des Films gehörig verwässert. Bei RUSCICO soll der Film in seinem Originalformat vorliegen (was ich allerdings bislang nicht überprüfen konnte).
Kommentare und Diskussionen
Keine Kommentare zu „Vor 50 Jahren: Ptushkos Rückkehr in bekannte Gefilde“
Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.