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Vor 50 Jahren: ErschĂĽtterungen nach dem Ende des Prager FrĂĽhlings

Montag, 27. April 2020 - 09:42 | Anniversary-Ecke | Stichwörter: 1970er, Costa-Gavras, Drama, Frankreich, Jubiläum, Klassiker, Montand, Polit-Thriller, Politischer Film, Signoret, Spielfilm, Stalinismus
Von ratz

L’aveu (1970)

Das Schauspieler-Ehepaar Simone Signoret und Yves Montand gehörte nicht nur zu den größten französischen Filmstars der 1960er und 70er Jahre, sondern war auch politisch engagiert: als prominente Botschafter für die französische Linke bereisten sie in den 50er Jahren die Sowjetunion und verkehrten mit der politischen Prominenz des Ostblocks. Die Niederschlagung des Prager Frühlings jedoch führte zu einem Sinneswandel vieler westlicher Linker, auch Montand wandte sich vom real existierenden Staatskommunismus ab und beschrieb das Spielen der Hauptrolle in „L’aveu“, der am 29. April 1970 in die Kinos kam, als eine Art Abbitte.

„L’aveu“ schildert das Martyrium des tschechoslowakischen Außenministers Artur London im Vorfeld der berüchtigten stalinistischen Slánský-Schauprozesse von 1952. London war einer der wenigen, die nicht zum Tode verurteilt wurden, und veröffentlichte 1968 die unsäglichen Umstände seiner fast zweijährigen Inhaftierung in einem autobiographischen Buch. Costa-Gavras, der in „Z“ (1969, Anniversary-Text) gerade erst die griechische Militärdiktatur seziert hatte, nahm sich des Stoffes an und verfilmte „L’aveu“ mit quasi demselben Team. Anders als in „Z“ bleibt Costa-Gavras diesmal fast ununterbrochen bei seinem Hauptdarsteller Montand, der London abgemagert und mit schmerzhafter Intensität verkörpert, und zeigt in unerbittlicher Ausführlichkeit die Foltermethoden, die London schließlich psychisch brechen und ihn beim Prozeß sich selbst der Teilnahme an einer erfundenen Verschwörung bezichtigen lassen. Scheinen diese Methoden zunächst vergleichsweise unblutig, so offenbart sich ihre perfide Effizienz im Lauf des Films: ein detailliertes Procedere der Erniedrigung, kombiniert mit Hunger, Erpressung, Schlafentzug, Schlägen und immer wieder Verhören mit immer wieder den gleichen Fragen. Dergestalt führt die Demontage des vormals privilegierten Lebens des Ministers zu Teilgeständnissen, die anschließend zu einer belastenden Selbstanklage montiert werden, die auswendig gelernt und vor dem Tribunal wortgetreu aufgesagt werden muß.

„Ein Geständnis ist die höchste Form der Selbstkritik“ – selten klangen die kommunistischen Doktrinen absurder angesichts der Umstände, unter denen diese Selbstkritik erzwungen wurde. Mit „L’aveu“ war es Costa-Gavras erneut gelungen, in politisch bewegten Zeiten  den Finger in die Wunde zu legen – wie heiß diskutiert die Thematik damals war, läßt das Making-of zu „L’aveu“ von Chris Marker erahnen, das immer wieder die Frage stellt, ob man mit einer solchen filmischen Selbstanklage nicht Wasser auf die Mühlen des politischen Gegners schütte. Leider hat der deutsche Zuschauer im Augenblick keine Gelegenheit, „L’aveu“ als Blu-ray, DVD oder als Stream zu erwerben und muß auf die nächste TV-Ausstrahlung warten (zuletzt 2016). Wer den Film dennoch zu sehen bekommt, darf sich auf die OFDb-Kritik von buxtebrawler oder die von Bretzelburger freuen, in denen der Film kenntnisreich analysiert und die Hintergründe detailliert dargelegt werden.



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