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Vor 100 Jahren: Gangsterfilm-Klassiker von Tod Browning

Sonntag, 20. Dezember 2020 - 00:25 | Anniversary-Ecke | Stichwörter: 1920er, Browning, Chaney, Chaney-sr., Dean, Drama, Gangsterfilm, Jubiläum, Klassiker, Kriminalfilm, Spielfilm, Stummfilm, Thriller, USA
Von PierrotLeFou

Outside the Law (1920)

In “The Wicked Darling” (1919) hatten der spätere “Dracula”- und “Freaks”-Regisseur Tod Browning und der Stummfilm-Horrorstar Lon Chaney sr. erstmals zusammengearbeitet. Es war das Jahr, in dem Chaney mit George Loane Tuckers “The Miracle Man” (1919) einen Durchbruch erzielte und zum gefragten Hauptdarsteller avancierte, nachdem er einem breiten Publikum bereits 1918 an der Seite von William S. Hart als Westernschurke bekannt geworden war. 1920 spielte er als beinamputierter Gangster in “The Penalty” (1920) eine Rolle, die rückblickend als erste große Paraderolle gelten kann, gehörte doch das Spiel mit Maskeraden und vollem, teils schmerzhaft anstrengendem Körpereinsatz zu Chaneys denkwürdigsten Auftritten meist dazu.
Mit Tod Browning sollte er zehn Filme drehen, vornehmlich makabere Kriminaldramen, deren makaberen Einfälle bisweilen alle Aspekte einer waschechten horror story aufweisen. “The Unknown” (1927), die Geschichte körperlicher Entstellung und fanatischer, sadistischer Rachsucht, wurde dann auch in erster Linie als Horrorfilm gewertet, ebenso “London After Midnight” (1927), dessen vampirisches Treiben letztlich ja bloße Show in einem kriminalistischen Plot ist. Nach dem Kriminaldrama “The Wicked Darling” folgte ein weiterer Kriminalfilm, der Gangsterfilm “Outside the Law” (1920), der am 26. Dezember 1920 seine Uraufführung erlebte und den Tod Browning zehn Jahre darauf noch einmal neuverfilmte: nun als Tonfilm und mit Edward G. Robinson in der Hauptrolle. Die spätere enge Zusammenarbeit zwischen Browning und Chaney wird meist auf “Outside the Law” zurückgeführt, da eine doch ungewöhnliche Doppelrolle für Chaney als Gangster Black Mike Sylva und positiv konnotierter, konfuzianischer Chinese Ah Wing dessen Verwandlungskünste besonders herausstellte. Nach heutigen Maßstäben sind diese angeschminkte asiatische Fassade des US-Stars und die stereotype Idee des weisen Chinesen in Manier des Konfuzius kaum politisch korrekt; die 100 Jahre Differenz machen das auch nicht unbedingt besser, aber man sollte nicht vergessen, dass zum Zeitpunkt der Entstehung und Veröffentlichung des Films die Warnungen vor der Yellow Peril insgesamt verbreiteter im kommerziellen Film waren. Ein bis zwei Dekaden nach den berüchtigen Fotografien einer Lingchi-Hinrichtung, nach dem Boxeraufstand oder dem Russisch-Japanischen Krieg erlebte die kurz vor der Jahrhundertwende ersonnene yellow peril, die sich gegen ostasiatische, insbesondere aber gegen chinesische Personen richtete und eine lange Vorgeschichte hat (in welcher der Chinese Exclusion Act 1882 als bedeutendes jüngeres Ereignis zu nennen wäre), einen Höhepunkt, von dem Sax Rohmers “The Mystery of Dr. Fu Manchu” (1913) und die Folgebände ganz besonders zeugen. Auch der Film der 10er Jahre legte davon Zeugnis ab, am populärsten vielleicht in Cecil B. DeMilles “The Cheat” (1915), in dem der Japaner Sessue Hayakawa (der auch mehrfach Chinesen spielte) als gelber Mann eine weiße Frau nötigt, vergewaltigt und misshandelt. Filme bzw. Serials wie “The Exploits of Elaine” (1914), “The Yellow Menace” (1916) oder “The Mystery of Dr. Fu Manchu” (1923) sind ebenso Zeugnis dieser yellow peril-Haltung. Tragische Liebesdramen wie “The Red Lantern” (1919) fallen hingegen etwas ambivalenter aus und mildern dennoch vorhandene yellow peril-Elemente etwas ab, wobei sie aber fast immer ein Happy End entbehren müssen. Brownings “Outside the Law” ließe sich da als eine Art Gegenentwurf lesen, vergleichbar D. W. Griffith’ “Broken Blossoms” (1919). Klopft man Brownings Film auf seine Körperpolitk ab, ist es zudem bezeichnend, dass ein einziger Darsteller den Schurken und den guten (chinesischen) Weisen – dessen exotisches Äußeres zugleich als künstliches Konstrukt erkennbar ist – zugleich verkörpert. Schon hier sind Brownings Körperbilder weit ambivalenter als die s/w-Zeichnungen, die man im zeitgenössischen Genrefilm sonst so beobachten konnte (derweil seine Inszenierung hochsolide, aber gewöhnungsbedürftig statisch ausfällt). In Verbindung mit einer durchaus starken Frauenrolle, in der Brownings mehrfache Hauptdarstellerin Priscilla Dean überzeugt, mag das dafür sorgen, dass man “Outside the Law” auch heute guten Gewissens genießen kann.
Eine wirklich hochwertige DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung steht noch aus; so hat man derzeit – will man sich nicht mit einem der Streaming-Angebote begnügen – zwischen der französischen DVD von Jokanan (Fassungseintrag von pm.diebelshausen), die trotz französischer Zwischentitel anstelle der Original-Zwischentitel für Französischkundige wegen des Bonusmaterials interessant sein könnte, und der italienischen DVD von D-CULT (Fassungseintrag von PierrotLeFou), die über die englischen Zwischentitel verfügt.



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