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Vor 50 Jahren: Grenzerfahrungen im australischen Outback

Dienstag, 26. Januar 2021 - 00:00 | Anniversary-Ecke | Stichwörter: 1970er, Abenteuer, Agutter, Australien, Cameron, Cook, Drama, GroĂźbritannien, Jubiläum, Klassiker, Kotcheff, Literaturverfilmung, Roeg, Spielfilm, Thriller, USA
Von PierrotLeFou

Walkabout (1971) & Wake in Fright (1971)

Australisches Kino: Dazu gehören natĂĽrlich Peter Weir (“Picnic at Hanging Rock” (1975), “The Last Wave” (1977)) und George Miller (“Mad Max”-Reihe (1979-2015))… oder Fred Schepisi (“The Chant of Jimmie Blacksmith” (1978)) und Colin Eggleston (“Long Weekend” (1978)). Sie alle nutzen in den exemplarisch genannten Titeln auf recht unterschiedliche Weise die Weite und Ăśbergröße der australischen Landschaft und/oder die unfassbar lange Tradition der Aborigines, um das Selbstverständnis der europäischstämmigen, weiĂźen, christlichen Bevölkerung infrage zu stellen; oder besser: das Selbstverständnis des europäischstämmigen, weiĂźen, christlichen Mannes (wie man vor allem mit einem Seitenblick auf Jennifer Kents “The Nightingale” (2018) attestieren muss)… Sei es nun in Form von Rassismusdramen, Dystopien, Mysterythrillern oder Ă–ko-Horrorfilmen.
Schon zuvor, im Jahr 1971, steuerten (unabhängig voneinander, aber nahezu gleichzeitig) zwei Nicht-Australier zwei groĂźe Klassiker zu dieser später populären Sparte australischen Kinos bei: Der Brite Nicholas Roeg lieferte in britisch-australischer Koproduktion “Walkabout” ab, der am 16. Mai 1971 in Cannes seine UrauffĂĽhrung erlebte, der Kanadier Ted Kotcheff (der zunächst in Kanada, dann in GroĂźbritannien und dann in den USA drehte) präsentierte ebendort vier Tage zuvor die US-amerikanisch-britisch-australische Koproduktion “Wake in Fright”.
Roegs “Walkabout” erzählt – nach einer literarischen Vorlage Ian Camerons – von einem Mädchen (Jenny Agutter) und ihrem jĂĽngeren Bruder (Roegs Sohn Luc), die sich nach dem (beinahe erweiterten) Selbstmord des Vaters im australischen Outback alleingelassen sehen, in der Wildnis zu versterben drohen, dann aber an einen Aborigine geraten, der sich gerade zu Beginn des sechszehnten Lebensjahres auf seinem Walkabout, einem Initiationsritus an der Schwelle des Erwachsenenalters, befindet. Mit seiner Hilfe ĂĽberleben sie auf ihrem ganz eigenen Walkabout, was dem Film Anstriche des coming of age-Motivs verpasst: Man kommt sich näher, ĂĽberbrĂĽckt trotz unterschiedlicher Sprachen die Kluft, die ihresgleichen von den Aborigines trennt, ĂĽberlebt mit der Hilfe des Fremden, der aber mit einem weiteren Selbstmord den Film beenden wird: Sein ausdauerndes, letztlich un-erhörtes Werben um die junge Frau in Form eines Balztanzes war diesem letzten Akt vorangegangen. Roegs bereits aus “Performance” (1970) bekannte, frische Montage-Ă„sthetik – ausgesprochen rhythmisch und teils auf symbolträchtige Einstellungen zurĂĽckgreifend – veredelt auch hier die diesmal vergleichsweise schlicht erscheinende Handlung, die sich allerdings so manches Rätsel und so manche Mehrdeutigkeit bewahrt.
Die deutsche Special Edition von Pierrot le Fou / AL!VE (Fassungseintrag von Halleluja) zum 40jährigen Jubiläum ist längst vergriffen und eher selten zu angemessenen Preisen gebraucht zu bekommen. Auch vergriffen, aber viel eher preiswert zu erhalten, ist die Classic Edition von MC ONE (Fassungseintrag von jtip).
“Wake in Fright” des späteren “First Blood”-Regisseurs Ted Kotcheff war vier Tage zuvor auf dem Festival von Cannes zu sehen gewesen – und wurde dort in ebendiesem Rahmen 2009 noch einmal wiederaufgefĂĽhrt, nachdem er lange in der Versenkung verschwunden war und beinahe zu einem verschollenen Klassiker geraten wäre. Auch dieser Film (längst ein Klassiker der Australian New Wave) bemĂĽht culture clash-VersatzstĂĽcke, ohne jedoch wirklich in die reine Wildnis oder die Kultur der Aborigines vorzudringen: Dabei beginnt der Film mit einem 360°-Schwenk durch dieses öde Outback, in dem nur zwei HĂĽtten und lange Bahngleise bis zum Horizont von menschlicher Existenz kĂĽnden. Und später wird es durchaus (längst assimilierte) Aborigines zu sehen geben, die der Hauptfigur eine andere Existenz an die Seite stellen (oder sie mit Gesang aus ihren Imaginationen reiĂźen). Die Hauptfigur des auf einem Roman Kenneth Cooks basierenden Stoffes ist der kultivierte Lehrer John Grant, der eher widerwillig im kleinen Tiboonda unterrichtet. Eigentlich will er seine Freundin in Sydney besuchen, bleibt dann aber nach einem GlĂĽcksspiel auf der Reise in Bundanyabba hängen. In “the Yabba”, diesem kleinen Kaff mitten im Outback, freundet er sich mit eher derben Typen an – darunter Donald Pleasence in einer seiner denkwĂĽrdigsten Rollen –, die viel Bier konsumieren, sich raufen, wetten und spielen und zum VergnĂĽgen Jagd aus Kängeruhs machen. Es ist eine Männerdomäne, mit homoerotisch geladener Kumpanei durchsetzt, in der Grant zwar einer der wenigen Frauen nahekommt, aber vor allem doch in einen Sog aus Sinnlosigkeit, Gewalt, Protzerei, Triebhaftigkeit und Rausch gerät. Am äuĂźersten Rande der Zivilisation, die nur noch mit der unwirtlichen Wildnis konfrontiert ist (bzw. mit Nichts, wie es der Hauptfigur erscheinen mag), fällt der kultivierte Lehrer in archaische Triebstrukturen zurĂĽck. Im Angesicht der endlosen Weite, in der die ganze Zivilisation so klein und flĂĽchtig erscheint wie alles Menschliche vor dem Hintergrund des Erhabenen, bleibt vom einstigen Lehrer John Grant nicht mehr viel ĂĽbrig. Und auch “Wake in Fright” droht mit einem Suizid zu enden…
Im Rahmen der Masters of Cinema-Reihe liegt “Wake in Fright” in einer ordentlich ausgestatteten Dual Format Edition vor: Fassungseintrag von Gergio



Kommentare und Diskussionen


1 Kommentar zu „Vor 50 Jahren: Grenzerfahrungen im australischen Outback“

  1. PierrotLeFou sagt:
    26. Januar 2021 um 00:02

    Kleines Doppelpack-Bonus… passend zum heutigen Australia Day, den ich einfach einmal als Vorwand genommen habe, um noch zwei Filme mehr unterzubringen… ;)


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