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von ratz

Vor 50 Jahren: Karrieresprung für Jack Nicholson und Milos Forman

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One Flew Over the Cuckoo’s Nest (1975)

Außenseiter und gesellschaftliche Nonkonformisten hatten es dem Regisseur Milos Forman schon immer angetan, und nun war er selbst einer: als tschechischer Immigrant in den USA versuchter er, im dortigen Filmgeschäft Fuß zu fassen. Doch sein erster US-Langfilm „Taking Off“ (1971, Anniversary-Text) war an den Kinokassen ein Flop, so daß Forman sich mit kleineren Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten mußte. Am 19. November 1975 änderte sich dann alles, denn die Premiere seines neuen Films „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ machte sowohl Milos Forman als auch den Hauptdarsteller Jack Nicholson schlagartig zu Stars.

Allerdings hatte sich Forman die Romanverfilmung von „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“, die ihm wie auf den Leib geschneidert wirkt, nicht selbst ausgesucht, sondern er war von den Produzenten Saul Zaentz und Michael Douglas eingeladen worden. Diese waren auf der Suche nach einem fähigen, aber kostengünstigen Regisseur für ihr Filmprojekt, mit dem sie den kontroversen Bestseller von Ken Kesey im Geiste des New Hollywood abseits der großen Major-Studios für wenig Geld verwirklichen wollten. Vor allem Formans tschechoslowakische Satire „Horí, má panenko“ (1967, Anniversary-Text) gab für Zaentz und Douglas dann den Ausschlag, ihm für die Verfilmung von „Cuckoo’s Nest“ den Regiestuhl anzubieten. Es kamen weitere Qualitäten eines Independent-Films zusammen, denn gedreht wurde in einer echten geschlossenen psychiatrischen Klinik, deren Doktoren und Patienten als Laiendarsteller auftreten durften. Für die Nebenrollen wurden damals unbekannte, aber einprägsame Charakterköpfe gecastet: Danny DeVito, Vincent Schiavelli, Michael Berryman, und nicht zuletzt geben Brad Dourif und Christopher Lloyd ihre Leinwanddebüts. Für die Hauptrolle wurde Jack Nicholson verpflichtet, der seinerzeit noch wenig bekannt war, jedoch in den Indie-Produktionen des BBS-Studios als eher ruhiger, intellektueller Grübler einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Ein Imagewandel zu extrovertierteren Rollen hatte sich bereits in „The Last Detail“ (1973) angekündigt, doch Nicholsons explosive Verkörperung des rebellischen McMurphy in „Cuckoo’s Nest“ sollte zu seiner (später oft variierten) Paraderolle werden und ihn endgültig weltweit bekannt machen. Um so erstaunlicher ist das minimalistische Spiel von Louise Fletcher, die sich damit gegen Nicholson behauptet. Als McMurphys Antipode wirkt Fletchers Figur zunächst als das personifizierte, männerhassende Böse, stellt sich jedoch als differenziert gezeichnete, sogar wohlmeinende Vertreterin der Psychiatrie heraus, gegen die McMurphy aufbegehrt. Somit ist der Kampf eines Außenseiters gegen ein mächtiges, restriktives System zeitlos und universal, denn autoritäre Staaten oder Strukturen beschränkten und beschränken Menschen sowohl in den 1960er Jahren als auch heute.

Stolze fünf Oscars (die sogenannten Big Five für Bester Film, bester Regisseur, bester Hauptdarsteller, beste Hauptdarstellerin und bestes Drehbuch) waren 1976 der Lohn, sowie ein überwältigender kommerzieller Erfolg beim Publikum im In- und Ausland.  Bei ausgewählten Streaminganbietern ist „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ bereits als frisch restaurierte 4K-Fassung zu sehen, im Januar dann feiert Warner das 50-jährige Jubiläum des Films mit einer UHD-Disc und neuem Bonusmaterial. Das OFDb-Review von SebMoriarty hebt die Stärken, aber auch kleine Schwächen des Nicholson-Forman-Klassikers hervor.







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