Jeder der den großartigen Roman "Die Dunkelkammer des Damokles" des niederländischen Schriftstellers Willem Frederik Hermans gelesen hat, wird sicherlich auch mit entsprechend großer Erwartung die Verfilmung desselben sehen.
Wie bei jeder Literaturverfilmung muss man sich natürlich auf die ein oder andere Kürzung bzw. Enttäuschung bei der szenischen Umsetzung eines Buches einstellen und das ist auch beim Film von Fons Rademakers so. So bietet der Film im Gegensatz zur Romanvorlage eine eindeutige Auflösung am Ende, während der Leser sich selber eine Meinung bilden muss, ob die Figur des Henri Osewoudt tatsächlich einen Doppelgänger hat oder nicht.
Die Handlung spielt während der Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Truppen. Henri Osewoudt besitzt einen kleinen Tabakladen, in dem er zusammen mit seiner Mutter (die geistig verwirrt ihren Mann getötet hat) und seiner Frau, seiner Cousine (die ihn betrügt), wohnt. Eines Nachts landet ein Fallschirmspringer hinter seinem Haus. Dabei handelt es sich um einen niederländischen Offizier, der aus England gekommen ist, um den niederländischen Widerstand zu organisieren. Dorbeck, so nennt sich der Fremde, gleicht Osewoudt wie ein Zwilling, nur dass er dunkle Haare hat. Er überzeugt Osewoudt sich dem Widerstand anzuschließen. In seinem Auftrag verübt er Anschläge und Morde. Nach der Befreiung der Niederlande wird dann aber Osewoudt angeklagt , mit den Deutschen kollaboriert zu haben. Alle Zeugen, die ihn entlasten könnten, scheinen in den letzten Kriegstagen entweder getötet oder verschwunden zu sein. Insbesondere von Dorbeck findet sich keine Spur...
Die Schauspieler allen voran Lex Schoorel als Osewoudt/Dorbeck überzeugen in ihren Rollen. Aber auch Nan Los als Marianne oder Van Doude als Inspektor Wierdemann agieren gut. Allein der Pfarrer (Siem Vroom) wirkt am Ende etwas aufgesetzt.
Kamera (Raoul Coutard) und Regie (Fons Rademakers) ergänzen sich gut und schaffen dunkle, oft beklemmende Bilder der Besatzungszeit. Wahrscheinlich würde der Film nicht so gut wirken, wenn er in Farbe statt in schwarz/weiß gedreht worden wäre. Leider fehlen eine Reihe wichtiger Nebenhandlungen bzw. die Vorgeschichte der Figuren, aber dies ist durch die begrenzte Spielfilmzeit natürlich zu erwarten gewesen.
Die Musik von Jurriaan Andriessen "nervt" ein wenig, mag aber 1963 recht modern gewirkt haben.
Mir liegt nur die niederländische Fassung des Films vor, ich weiß nicht, ob es eine deutsche Synchronfassung gibt (würde sich m.E. lohnen). Trotz des Niederländischen sind die Figuren recht gut zu verstehen und wer den Roman kennt, wird der Handlung eh gut folgen können.