1848 in den verschneiten Bergen der Sierra Nevada. Captain John Boyd, ein hochdekorierter, zutiefst feiger "Kriegsheld", wird in ein gottverlassenes Fort versetzt, das bereits schon jetzt ein Sammelbecken verkrachter, abgewrackter Existenzen darstellt. Eines Nachts greift man einen halbverwilderten Mann namens Colqhoun auf, der den Militärs eine schauerliche Geschichte zu erzählen hat: Zwei Tagesmärsche vom Fort entfernt überwinterten einige Siedler in einer Höhle und wurden wegen Nahrungsmangel zu Kannibalen. George, der Indianerscout, wittert sofort das personifizierte Böse und erinnert die Soldaten an die Windigo-Geschichte seiner Vorfahren. Seine Warnungen verhallen jedoch im Winterwind und so macht man sich auf, um jene Höhle zu suchen. Für Boyd beginnt ein Trip in die Hölle...
Dass es gerade einer Frau gelingen sollte, eine der äußerst seltenen Verbindungen von Horrorfilm und Western herzustellen – und das auch noch zum Ende der 90er Jahre, wo Pferdeopern nicht einmal mehr im Fernsehen laufen -, ist eigentlich schon Grund genug, "Ravenous" jene Aufmerksamkeit zu schenken, die diese düster-harte Kanniballade verdient. Dass man darüber hinaus aber auch noch auf süffisant-köstliche Weise hübsch schwarz-humorig unterhalten wird, hätte wohl niemand vermutet, oder? Auf jeden Fall keiner der Verantwortlichen von "Twentieth Century Fox", die hüben wie drüben den Start von "Ravenous" immer wieder hinausgezögert haben (Näheres dazu im "Filmdienst" # 18/1999). Was ist los, Leute, Angst vor einem schlecht in eine Schublade passenden Film, der gleichsam komisch, böse, brutal und blutig ist? Mir jedenfalls hat "Ravenous" von der ersten Minute bis zum letzten, bitter-bösen Schlußgag gefallen, denn selten gab es Streifen, der sowohl von der technischen Gestaltung als auch vom hintergründigen Inhalt her einen derart homogenen Gesamteindruck macht. Auch wenn "Scream"-Dollars in den Augen der Produzenten immer noch mehr zählen, sollte man keinesfalls solche bizarren Randerscheinungen des Genres unter den Tisch fallen lassen. Auf DVD letterboxed (2,35:1). Mit Guy Pearce, Robert Carlyle, David Arquette, Jeffrey Jones u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin