„Hongkong, die sicherste Stadt Asiens!“ Dieser Satz des Polizeipräsidenten York Tsang klingt in den Ohren seiner Mitarbeiter wie Hohn als ein Mannschaftswagen der Polizei mit Mann und Maus entführt und die Stadt daraufhin perfide erpresst wird. Und weil Commissioner Tsang gerade in Europa auf einem Kongress weilt und der Sohn des Stellvertreters Lee unter den Entführten ist, reißt dieser die Macht an sich und ruft die Operation „Cold War“ ins Leben. Polizeigewalt und Rechtsbeugung stehen nun auf der Tagesordnung, was wiederum Abteilungsleiter Lau dazu bringt, Lee abzusetzen. Währenddessen laufen die schwierigen Verhandlungen mit den Entführern weiter…
Wow, was für ein vielschichtiger, zutiefst spannender Thriller. Und wie viele Väter er doch hat: eine Stadt wird erpresst und ein Bulle per Telefon durch die Stadt gehetzt – hatten wir schon in „Dirty Harry“; Kabbelei zwischen Führungskräften und anschließende Meuterei – brachte uns „Crimson Tide“; das Hochglanzsetting Hongkong und die innere Zerrissenheit seiner Polizei – was fällt einem da eher ein als „Infernal Affairs“? Diese Liste könnte man beliebig fortführen und „Cold War“ schnell als ein plattes Sammelsurium geborgter Motive und Bilder abhaken, doch die beiden Newcomer Luk Kim-Ching und Leung Lok-Man haben ihrem gemeinsamen Erstling soviel eigenständigen Anstrich und handwerkliche Finesse verliehen, dass man „Cold War“ als ein Werk voller Originalität empfindet. Die gelackten Bilder der Skyline Hongkongs sind edel, die Kameraarbeit innerhalb der Polizeibehörde fast schon unterkühlt (was übrigens wunderbar zum Inhalt passt). Die Handlung, die mitnichten zu einem oberflächlichen Actionfilm führt, spricht politische Hintergründe an, setzt sich mit der besonderen Rolle Hongkongs innerhalb der Volksrepublik China auseinander und bietet geschliffene Dialoge, die an die besseren französischen, aber auch amerikanischen Polizeifilme der 1970er Jahre erinnern. In „Cold War“ geht es nämlich nicht vornehmlich um das Heist-Element – keine Angst, Freunde von Schießereien und wilden Autofahrten kommen trotzdem auf ihre Kosten – sondern in erster Linie um eine bissige Bestandsaufnahme der Befindlichkeiten und der Strukturen innerhalb der Machtzentrale(n). Das alles ist geschickt miteinander verwoben, Spannung wird hier fast schon meisterlich auf mehreren Ebenen und dazu noch auf intelligente Weise erzeugt, denn der geneigte Zuschauer ist beim Entwirren des Lügen- und Falsche-Fährten-Geflechts nie unterfordert. Wow, was für ein vielschichtiger, zutiefst spannender Thriller (Sagte ich das schon?). Auf BD 2,35:1. Mit Aaron Kwok, Tony Leung, Aarif Rahmann, Eddie Peng u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin