Zwei Brüder; der eine ein Cop, der andere ein Gangster. Chris und Frank begegnen sich Mitte der 1970er Jahre in New York wieder. Frank, der Bulle, gibt Chris, der gerade mal wieder aus dem Gefängnis kommt, bei sich Unterkunft und besorgt ihm einen Job. Familienbande aber auch schlechtes Gewissen sind die Gründe dafür. Deswegen wird Frank von seinen Kollegen argwöhnisch beäugt, seine Karriere scheint behindert. Und tatsächlich gerät Chris wieder auf die schiefe Bahn und plant ein letztes „großes Ding“, doch Franks wirkliche Sorgen kreisen um den Ex-Freund seiner Freundin Vanessa, den er einst in den Knast brachte und der jetzt wieder frei ist…
Aufstieg und Fall eines (kleinen) Gangsters. Das kann man grell, ausufernd und provokant erzählen – so geschehen in Brian De Palmas „Scarface“ – oder aber als verkapptes Drama mit Sozialkritik und gegen jede Zuschauererwartung gebürstet. Und genau dafür hat sich Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Canet, der in seiner Heimat Frankreich eigentlich ein sehr bekannter Schauspieler ist und der noch im französischen Original namens „Rival“ nur vor der Kamera agierte, entschieden. In einer Milieustudie, die die Trostlosigkeit einer Gesellschaft ohne Idee, wie man resozialisiert, beleuchtet, bringt uns Canet die Geschichte um die beiden gegensätzlichen Brüder wie eine klassische griechische Tragödie näher und lässt fast über die gesamte Laufzeit aufgrund des rauen, an „Serpico“ und „French Connection“ erinnernden Inszenierungsstils die Annahme wachsen, dass das „Rivals“-Remake „Blood Ties“ tatsächlich in den 1970er Jahren produziert worden ist. Nein, gelackte Bilder im Sinne heutiger Hollywood-Filme sucht man hier nämlich vergeblich, hier ist alles schön verblichen und schlicht. Aber ebenso vergeblich wartet man (zumindest weitestgehend) auf Thrill, Spannung oder gar Action. In dieser Beziehung scheint mir die Plot-Entwicklung etwas plan- und ziellos verlaufen zu sein, denn es werden zwar zwei, drei Gewaltszenen eingespielt, doch wirken diese aufgesetzt und keinesfalls adäquat entwickelt. Das alles lässt seltsam kalt und auch angesichts des sehenswerten Cast (Clive Owen, Billy Crudup, Marion Cotillard, Mila Kunis, Zoe Saldana und James Caan) will der Funke partout nicht überspringen, denn kurioserweise gibt Schauspieler-wird-Regisseur Canet seinen Kollegen kaum Raum, ihre Stärken wirklich auszuspielen. Fazit: mit Sicherheit ist „Blood Ties“ kein Genrefilm zum schnellen Verzehr und zur bloßen Unterhaltung, als period piece überzeugt er zumindest von den Bildern und der Stimmung her. Wem’s gefällt. Bildformat: 2,35:1.
© Selbstverlag Frank Trebbin