Ali Sokhela entkam als Kind nur knapp einem Massaker, als er mit seiner Familie zwischen die Fronten der militanten Inkhata und Nelson Mandelas ANC geriet. Er ist heute Chef der Mordkommission in Kapstadt und scheint ein gutes Leben zu führen, doch seine Narben sind nur oberflächlich verheilt. Einer seiner Mitarbeiter ist Brian Epkeen, ein unzähmbarer Weißer, dessen Familie einst für die Apartheid kämpfte, wovon sich Brian vehement distanziert. Gemeinsam arbeiten sie in einer Welt, deren Alltag von Bandenkriminalität, Drogenmissbrauch und Rassismus bestimmt wird. Als sie den Mord an zwei jungen Frauen aufklären sollen, geraten sie schnell in eine Spirale der Gewalt, in der ihre Gegenwart auf den Schmerz der Vergangenheit trifft. Denn die Schatten der Apartheid sind noch immer näher als gedacht… (Zitat Presseheft)
Ein französischer Regisseur, zwei Top-Schauspieler aus Hollywood (die – zumindest im Falle Orlando Blooms – mutig ihr bisheriges Rollen-Credo umkrempeln) und eine Geschichte, die ganz auf die südafrikanischen Verhältnisse / Drehorte zugeschnitten ist und dabei doch ungemein auf ein US-Publikum schielt. Kann das wirklich gut gehen? Nun ja, eins ist gewiss: vorhersehbar und kompromissbereit ist „Zulu“ keinesfalls. Regisseur und Co-Drehbuchautor Jérôme Salle, der seine Inszenierung weitestgehend ohne Mätzchen versehen hat, arbeitet ganz nach den Regeln des New-Hollywood-Format der 1960/70er-Jahre, lässt Härten kommen und gehen und gewährt zumindest für Uneingeweihte (es gibt Kritiken aus Südafrika, die „Zulu“ als wenig authentisch bezeichnen) den ungeschminkten Blick auf eine Gesellschaft, in der Drogen jede Schicht unterwandert haben und wo aus nichtigsten Gründen getötet wird. Doch anstatt sich mit einem „French Connection“-Verschnitt zu begnügen, fährt Jérôme Salle noch weitere inhaltliche Motive auf, die unter einer viel schlechteren Regie durchaus dazu geeignet wären, das Ganze als überfrachtet oder gar Kolportage zu bezeichnen: politische Verknüpfungen, Geister aus längst vergangenen Apartheid-Tagen, persönliches Drama und – natürlich – Selbstjustiz. Dass gerade letztgenanntes Element in „Zulu“ am wenigsten befriedigt (ganz im Gegensatz zu solchen Reißbrett-Filmen wie „96 Hours – Taken 2“), schließt dann wiederum den Kreis zu erwähntem New-Hollywood, bei dem man sich als Zuschauer auch mit Fatalismus und Nihilismus auseinandersetzen musste. So ist dann trotz einer Überfülle an Möglichkeiten, das Dargebotene auf die eine oder andere Weise zu „lesen“ bzw. zu goutieren, „Zulu“ zu einem der interessantesten Action-Thriller der letzten Zeit geworden, der lange, lange nach „Blood Diamond“ wiederum zeigt, dass sich Anspruch und kommerzielles Entertainment nicht im Wege stehen müssen und auch mit (aktuellen) afrikanischen Bezügen bestens funktionieren. Sehenswert, weil sperrig, vielschichtig und das bewußte Spiel mit Stereotypen nicht den Blick fürs Wesentliche verstellt. Bildformat 2,35:1. Mit Orlando Bloom, Forest Whitaker, Tanya van Graan, Patrick Lyster u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin