Studentin Justine, Tochter aus wohlhabendem Haus, entschließt sich dazu, den smarten Alejandro mit seiner Gruppe von Umwelt-Aktivisten nach Peru zu begleiten, um dort hübsch plakativ an Bagger gekettet gegen die Abholzung der Amazonas-Wälder mit einhergehender Vertreibung der Ureinwohner zu protestieren. Die Aktion – nur als lauer PR-Gag geplant – läuft etwas schief und so geraten Justine, Alejandro und die anderen in die Hände eines Stammes von Kopfjägern, die die weißen Eindringlinge, weil sie noch gekleidet sind wie die Arbeiter der Abholzfirma, für Feinde hält. Und Feinde werden nun mal nach alter Sitte verspeist…
Eli Roths Horrorfilme waren schon immer etwas speziell, reflektierten sie doch in besten Momenten ungebändigte Freude an sinnfreiem Splatter und transportierten gleichzeitig die zynische Weltsicht ihres Machers. Mit „The Green Inferno“ hat sich Roth nun einem persönlichen Lieblingsprojekt zugewandt: der Verbeugung vor dem Kannibalenfilm mediterraner Prägung, denn immerhin stand diese Handvoll Exploitation-Machwerke für eine Zeit, in der wild drauflosgefilmt werden durfte, political correctness noch nicht ins Italienische übersetzt war und man alles zeigen durfte – Hauptsache es war spekulativ und riss einem vom Hocker. Nun ja, so ist dann leider „The Green Inferno“ nicht geworden. Eli Roth verarbeitet zwar (fast) alles, was man aus „Lebendig gefressen“, „Cannibal Holocaust“ oder „Nackt unter Kannibalen“ her kennt und reiht somit sein Werk artgerecht in dieses Subgenre ein, bleibt aber was die Zeigefreudigkeit angeht weit hinter Umberto Lenzi, Ruggero Deodato und Kollegen bzw. sogar hinter den Erwartungen seiner Fans zurück. Ok, es gibt eine zentrale Szene voller Blut und Gewalt, der Rest jedoch ist fast schon (weil auch ohne Tier-Snuff) als harmlos zu bezeichnen. So ist „The Green Inferno“ doch „nur“ ein Dschungel-Abenteuer, wie man es schon oft gesehen hat: buntes Politik- und Lokalkolorit hier, ein Flugzeugabsturz dort, Fluchtversuche und psychologische Selbstzerfleischung inklusive – alles hübsch festgehalten mit digitaler Filmtechnik, korn- und keimfrei. Trotzdem ist es gut, dass „The Green Inferno“ hierzulande uncut zu sehen (der Hinweis auf den Directors Cut ist dergestalt irreführend, weil der Film schon immer Eli Roths Version entsprach) und in einer knackig-scharfen HD-Fassung erschienen ist, die Flora des peruanischen Dschungel wirklich als grüne Hölle aufleuchten lässt. Ergo: Wer also etwas für derartige Nischenfilme kannibalischer Couleur übrig hat, der sollte einen Blick auf Eli Roths „The Green Inferno“ werfen. Als Horrorfilm an sich ist er nicht so aufregend geraten. Bildformat: 2,35:1. Mit Lorenza Izza, Ariel Levy, Daryl Sabara, Kirby Bliss Banton u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin