Weil Patricks Schwester Caroline auf mysteriöse Weise in der angeblich so paradiesischen Kommune „Eden Parish“ gelandet ist, überredet der Reporter seinen Arbeitgeber, aus dem Besuch bei Schwesterchen einen Dokumentarfilm über „Father“, den Begründer der Gemeinschaft, zu drehen. Zu dritt reist man irgendwo in ein Dschungelcamp und wird von lauter glücklichen Leuten empfangen. Selbst Caroline genießt die Nähe zu „Father“, der den Reporter Sam bei einem Interview mächtig abkanzelt. Doch als plötzlich einige Sektenmitglieder darum bitten, mit den Reportern zurückreisen zu dürfen, zeigt „Father“ sein wahres Gesicht: er lässt zum Gruppensuizid antreten...
Found-Footage-Filme sind zur Zeit die angesagte Art, um kleine, billige Produktionen an den Mann (und – natürlich – die Frau) zu bringen. Unter der Ägide von Produzent Eli Roth präsentiert der für Genrefans nicht unbekannte Ti West auf diese Weise eine Story, die man bereit schon ein paar Mal auf die eine oder andere Weise verarbeitet hat: der Massenselbstmord der Jim-Jones-Sekte; so geschehen 1978 in Guyana. Nun also gibt es eine modernisierte Version der alten Geschichte und das in Form einer Fake-Doku, die mehr oder weniger glaubhaft funktioniert und bei der bis zur Mittelmarke die üblichen Logikfehler des Subgenres weitestgehend umschifft werden. Leider unterliegt dann aber Ti West der (üblichen) Versuchung, aus dramaturgischen Gründen – der Zuschauer soll ja schließlich für sein Geld den Gruppensuizid quasi live erleben dürfen – wieder in Momenten und mit schnell wechselnden Kameraperspektiven „draufzuhalten“, bei denen in Wirklichkeit nie jemand noch an die Kamera in seiner Hand denken würde. Akzeptiert man dies aber als geschäftiges Zugeständnis, so darf man bei „The Sacrament“ auf eine atmosphärisch sehr dichte Schilderung eines barbarischen Sektenlebens gespannt sein, die von kleinen Details und dem Auftritt von Gene Jones als „Father“ lebt. Bildformat 1,78:1: Mit Joe Swanberg, AJ Bowen, Kentucker Audley, Amy Seimetz u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin