Will Ferrell ist kein Name, den man mit subtilem Humor verbindet. Denkt man aus dem Stegreif an den in den USA überaus beliebten Hünen des Komödiengeschäfts, erscheint der Kerl vor dem geistigen Auge entweder krabbelnd in Unterhosen, vielleicht aber auch desorientiert zwischen zwei weiblichen Brüsten oder aber besoffen mit einem Kasten Bier im Mund. Bei genauerem Nachdenken sieht man ihn vermutlich alles gleichzeitig tun. Doch so niveaulos seine Streifen in schöner Regelmäßigkeit daherkommen, so unterhaltsam sind sie in den meisten Fällen. Zumindest, wenn man vehement verblödeltem Fäkalhumor mit Hang zum politisch Unkorrektem etwas abgewinnen kann. Und wenn dann noch Genrelegende Judd Apatow („Superbad" 2007, „Jungfrau (40), männlich, sucht..." 2005) mitmischt, indem er das Ganze auf die Wege bringt und produziert, pendeln sich für den interessierten männlichen Zuschauer zwischen Fünfzehn und Fünfunddreißig Erwartungshaltung und Vorfreude in luftiger Höhe ein. Doch bekanntlich garantieren große Namen nicht immer eine filmische Punktlandung. Und so gleitet Ferrell diesmal mit seiner neuesten fliegenden Kiste gefährlich tief über die Auswüchse der seichten Unterhaltung hinweg, um dann doch deutlich neben der Stelle zu Boden zu gehen, die er eigentlich anvisieren hätte sollen.
Wir befinden uns in den 1970er Jahren. Der Anchorman Ron Burgundy (Will Ferrell) sagt Lebewohl zu seinem alten Sender in San Diego, zu seiner Ehefrau (Christina Applegate) und dem gemeinsamen Sohn, um an der Ostküste eine Nachrichtensendung zur schlechtesten Sendezeit zu übernehmen. Als „miesester Moderator aller Zeiten" hat er keine große Wahl. Doch als er - wenig überraschend - auf die Idee kommt, erstmalig in der Fernsehgeschichte statt seriöser Berichterstattung reine Primitivunterhaltung zu liefern, steigen die Einschaltquoten und es klingelt die Kasse. Bald überantwortet der Sender Burgundy die Nachrichten zur Prime Time und er spielt wieder die erste Geige unter den Ankermännern. Zuletzt folgt ihm auch seine Ehefrau (inszenatorisch ohne ersichtlichen Grund) aus dem sonnigen San Diego und den Armen ihres aktuellen Lebensabschnittsgefährten an den Big Apple nach, um entweder seine vorübergehende, unsinnig in die Handlung geklatschte Blindheit zu pflegen oder den Vollblutentertainer an seine Vaterpflichten zu erinnern - die der dann sowieso nicht wahrnimmt. Dass Burgundy und seine Truppe an geistig unterprivilegierten Zuarbeitern nicht fähig sind, ohne überfahren zu werden eine Straße zu überqueren, geschweige denn eine Fernsehsendung zu gestalten (oder auch nur „News" zu buchstabieren), spielt bei der Besetzung zentraler Posten im Infotainmentbereich hier zumindest augenscheinlich eine solidarisch benachteiligte Rolle.
„Anchorman 2 - Die Legende kehr zurück" erinnert zu jeder Minute eher an das Schaffen eines David Zucker mit seinen irren Raumschiffen oder nackten Kanonen als an die Filmographie Apatows. Und selbst Ferrells handelsübliche Blödeleien spielen sowohl humoristisch als auch inszenatorisch eine Liga über dem hier Dargebotenen. Wenn etwa Ron Burgundys zurückgebliebener Kumpel Brick (Steve Carell) bei jeder an ihm vorgenommen Kritik verängstigt hinter das Sofa hüpft und Tierlaute von sich gibt oder mit seiner rhetorisch ähnlich gehandicapten neuen Flamme im öffentlichen Waschsalon erstmalig im Leben das Knutschen übt, dann stand konzeptionell eher Jerry Lewis Pate als die sympathische vierzigjährige Jungfrau vergangener Tage. Sicher, „Anchorman 2" erhebt nicht den Anspruch, mehr zu sein als lupenreine Herumblödelei. Und im Prinzip ist es ja auch gar nicht schlimm, wenn ein Komiker hergeht und jede Hoffnung auf ein System zu Ende gedachten Humors mit der Abrissbirne einstampft. Doch weiß man eben angesichts seiner besseren filmischen Streiche - wie etwa sein Letzter („Die Qual der Wahl", 2012) -, dass Ferrell mehr auf dem Kasten hat, als einer Schwarzen tourettemäßig zehn Mal ins verwunderte Gesicht zu blaffen, dass sie schwarz ist oder seinem Sohn Damenunterwäsche zu schenken und ihm Glauben zu machen, das sei ein Superheldenkostüm.
Visuelle Abwechslung erfährt das sinnfreie Treiben erneut durch die kurzen Gastauftritte einer ganzen Reihe von Filmgrößen. Von Will Smith, der im obligatorischen finalen Handgemenge im Central Park Mörsergranaten verschießt, über Harrison Ford, der Burgundy eingangs aus dem Sender wirft, über Liam Neeson als Talkshowgast, bis zu Sasha Baron Cohen, der hier im zweiten Teil Ben Stiller ersetzt. Es wird also Genreinsidern über die ein oder andere drei- bis vierminütige Durststrecke strategisch geschickt die Zeit hinweg vertrieben. Angesichts der nicht allzu hohen Dichte wirklich zitierwürdiger Gags schadet es pekuniär sicher nicht, auf diese Weise mehr Konsumanreiz zu bieten.
Nur um die Stimmung nicht ganz zu vermiesen sei gesagt, dass natürlich auch die „zurückgekehrte Legende" seine wenigen Momente hat, in denen man ernsthaft überlegt, sich vielleicht doch lieber auf den Boden zu setzen, um nicht vor Lachen umzufallen. Zwischen all dem geistlos Albernen zündet mehr als einmal die Situationskomik oder ein erschreckend dummer Spruch granatenmäßig. Man muss aber eben genau wissen, worauf man sich hier einlässt und keinesfalls Ferrells bisherige Glanzleistungen zum Maßstab nehmen. Auch Regisseur Adam McKay hat mit seinem letzten Kinohit „Die etwas anderen Cops" (2010) schon qualitativ Hochwertigeres als das hier zu Wege gebracht, was ja gern dazu verleitet, im Vorfeld auf mehr zu hoffen. Mit „Anchorman 2 - Die Legende kehrt zurück" setzt Ferrell jedenfalls einen seiner schwächeren, wenn auch einen seiner erfolgreichsten Streifen nach knapp einem Jahrzehnt fort. Wenn man die aktuellen Einspielergebnisse vor allem in den Staaten ansieht, dann weiß man auch warum.