3D-Review
Irgendwann in ferner Zukunft, die sich düster und apokalyptisch darstellt, machen die Herrschenden Jagd auf Mutanten und jene wenige Menschen, die ihnen helfen. Und der Kampf sieht für die Mutanten nicht gut aus, denn die Sentinels, speziell entwickelte Roboter, können ihre Fähigkeiten quasi absorbieren und gegen sie einsetzen, so dass eine Niederlage praktisch vorprogrammiert ist. Der Ursprung dieser feindseligen Technik findet sich im Jahr 1973, als Mystique den Technik-Tycoon Trask erschoss, selbst gefangen genommen wurde und ihre DNA zur Sentinel-Erfindung führte. Deshalb schickt Professor Charles Xavier aus der Zukunft Wolverine ins Jahr 1973, wo dieser die Mutanten um Magneto und Xavier selbst einen und Mystique von ihrem Mordanschlag auf Trask abbringen soll…
Unglaublich! Es ist wirklich unglaublich, wie es Bryan Singer mit so leichter Hand gelingt, dem „X-Men“-Universum mit „Zukunft ist Vergangenheit“, seinem Wiedereinstieg auf dem Regiestuhl der Serie, noch neue Facetten abzuringen. Da gibt es einige sehr interessante, bislang unbekannt gebliebene Mutanten, die das Zeug zu weiteren Franchise-Stoffen haben, eine über verschiedenste Ebenen verteilte, inhaltlich vielschichtige und vor allem gut funktionierende Handlung und es gibt nach „Erste Entscheidung“ wiederum ein detailverliebtes Period Picture zu betrachten, bei dem das Jahr 1973 nicht nur dafür genutzt wird, coole Klamotten, wilde Frisuren und schnelle Autos zu zeigen sondern auch – nach den Swinging Sixties und der sogenannten Kuba-Krise aus „Erste Entscheidung“ – als politischen Dreh- und Angelpunkt für klassische Thrillerware und für weitere aufregende Abenteuer der jungen Mutanten. Schön, wie da schon Richard Nixon in besonders diffusem Licht erscheint, wie der Vietnamkrieg Spuren hinterlässt und wie die Skepsis gegenüber Regierung und Technikgläubigkeit erste Triebe zeigt. So darf und soll man „Zukunft ist Vergangenheit“ auf verschiedenste Weisen lesen und interpretieren und für den, der einfach nur gute Superhelden-Action sehen möchte, für den gibt es auch genügend Futter. Doch auch handwerklich wird einiges aufgeboten: inszenatorischer Höhepunkt des Ganzen ist eine Super-Slow-Motion-Sequenz, die zeigt, wie gleichsam verspielt, locker und trotzdem zielstrebig nicht nur die X-Men vor der Kamera sondern auch deren Macher dahinter agieren. Ganz besonders hervorheben sollte man allerdings, dass alle Hauptfiguren weiterhin keine eindimensionalen Abziehbilder sind sondern Typen mit Ecken, Kanten und charakterlichen Untiefen, so dass – vom recht drögen „Der letzte Widerstand“ mal abgesehen – die „X-Men“-Filme zum Besten gehören, was man allgemein als Comic-Verfilmungen bezeichnet. Ebenfalls zum Besten gehört der 3D-Transfer des Films auf BD: Auch wenn der geneigte Fan der Dritten Dimension auf vordergründige Pop-Outs (fast) gänzlich verzichten muss, so ist doch aber das Bild extrem realistisch tiefengestaffelt und sehr homogen, so dass das „X-Men“-Universum wirklich zum Greifen nah kommt. Bildformat 2,35:1. Mit Hugh Jackman, Michael Fassbender, Peter Dinklage, James McAvoy, Jennifer Lawrence u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin