Libyen. Nach dem Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes betreiben die USA mehr schlecht als recht ihre diplomatischen Geschäfte in dem zerstrittenen Land. Ex-Soldat Jack Silva kommt nach Bengasi, wo er unter der Führung seines alten Freundes Tyrone Woods Teil eines privaten Söldner-Trupps wird, der für die Bewachung eines CIA-Stützpunkts zuständig ist. Als US-Botschafter Chris Stevens in der nahe gelegenen diplomatischen Vertretung eintrifft, wird dieser natürlich schnell als potentielles Terrorziel ausgemacht, so dass Woods und seine Männer auch dort ein Auge drauf werfen sollen – obwohl sie kraft ihres Status nicht eingreifen dürften. Das soll sich ändern, als in der Nacht des elften Jahrestages von 9/11 das Anwesen des Botschafters angegriffen wird…
Michael Bay und der Krieg der bärtigen Männer. Der für seine doch mitunter recht martialischen, bleihaltigen Filme bekannte Bay hat sich mit „13 Hours“ mal wieder an einem Stoff abgearbeitet, der so ganz in sein bisheriges Oeuvre als Regisseur und Produzent passt. So gibt es also auch hier viele Gelegenheiten, kernige Typen (mal weniger ohne, viel mehr mit Waffen) in typischer Werbeästhetik abzulichten (vgl. „Bad Boys“) und das Hohelied des opferbereiten US-Soldaten anzustimmen (vgl. „Pearl Harbor“). Ob sich nun die tatsächlichen Ereignisse um die Erstürmung eines diplomatischen Außenpostens im libyschen Bengazi am 11.09.2012 wirklich so abgespielt haben, wissen nur die direkt Beteiligten, auf jeden Fall ist Michael Bay mit der Umsetzung eines sogenannten Tatsachenbuchs ein gehöriges Stück Action-Kino modernstem Zuschnitts gelungen. Während die erste Stunde noch in satten Farben und in einer an Ridley Scotts „Black Hawk Down“ gemahnenden Atmosphäre eines gleichsam staubigen wie bunt-gefährlichen Orients inszeniert ist, bei dem die Wach- und Personenschützer nicht nur einen paranoiden Angst-Moment zu durchstehen haben, gestalten sich später die nächtlichen Attacken der zumeist gesichtslosen und damit an die Angreifer aus John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“ erinnernden Wellen von Islamisten in gewöhnungsbedürftig-orientierungsloser, aber immerhin feinster Michael-Mann-Manier-DV-Optik, die eher Youtube-Interessenten als Cinephile anspricht. Und wenn dann zum Schluss das ebenso per Dialog angesprochene, an die Historie Alamo heranreichende Szenario quasi als hyper-realistisches Tontauben-Schießen daherkommt, dann weiß man allerdings auch, dass Michael Bay wie schon so oft den Bogen in seiner Kritiklosigkeit wieder gehörig überspannt hat – auch wenn die für ihn typischen, wirklich ätzenden pathetischen Momente bei „13 Hours“ fast gänzlich fehlen. Fazit: filmisch betrachtet over-the-top, inhaltlich an vielen Stellen fragwürdig. Bildformat: 2.35:1. Mit John Krasinski, James Badge Dale, Pablo Schreiber, Max Martini u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin