1983. Zehn Jahre sind vergangen, seit die X-Men aus der Zukunft den Lauf der Geschichte geändert haben. Magneto lebt mit Frau und Kind unter falschem Namen in Polen, Mystique wird allerorten von den jungen Mutanten als Heldin verehrt und Xaviers Schule für Begabte hat regen Zulauf. Doch neues Ungemach zieht herauf, als eine uralte ägyptische Gottheit, wahrscheinlich der allererste Mutant auf Erden, zu neuem Leben erwacht und sich anschickt, mit seinen vier Reitern der Apokalypse (schnell rekrutierte Mutanten – darunter Magneto, nachdem dieser seine Familie verloren hat) die Menschheit zu unterjochen. Und um auch mentale Macht über alle Mutanten zu haben, lässt er Xavier entführen, um in seinen Körper zu schlüpfen…
Der Abschluss von Bryan Singers selbsternannter neuer Trilogie über die „Jugend“ der Comichelden ist – und das will ich mal vorweg nehmen – der insgesamt schwächste aller drei Teile. Warum? Na, ganz einfach: erstens war es schwer, nach dem umwerfenden „Zukunft ist Vergangenheit“ thematisch noch sinnvoll einen drauf zu setzen, und zweitens hat man völlig unnötigerweise die Fehler wiederholt, die schon bei „X-Men: Der letzte Widerstand“ dazu geführt hatten, dass dieser der schwächste der ersten Trilogie war. Viel zu viel Bombast wird hier aufgefahren, um – und das merkt quasi jeder – eine Story zu übertünchen, bei der zwar eine gute Grundidee im Mittelpunkt steht, diese aber im Verlauf der Handlung nicht wirklich vertieft. Auch vermisst man hier schmerzlich den Willen, die 1980er Jahre ähnlich lustvoll auszustatten wie in den Vorgängerfilmen jene porträtierten Zeiten. Schnell wird klar, dass die X-Men, die sich hier als das Ensemble etablieren, welches die Brücke zur alten Trilogie schlägt, nur in einen bereits oft gesehenen, drögen Gut-gegen-Böse-Kampf schlittern, bei dem Magnetos Unentschlossenheit, auf welcher Seite er steht, nur als aufgesetztes i-Tüpfelchen zu verstehen ist. Wirkliche Konflikte – wie sie das X-Men-Universum eigentlich so interessant gemacht haben – werden in „Apocalypse“ nicht mehr präsentiert. Und, ach ja, apropos Apokalypse: wer immer „Batman vs Superman“ wegen der halbherzigen Kollateralschäden einer typischen Superhelden-Zerstörungsorgie bekrittelt hat, der sollte mal ein Augenmerk auf die hier intonierte, komplett antiseptisch dargestellte titelgebende Apokalypse werfen! Doch wollen wir mal nicht ganz so ungerecht sein: einzeln dastehend ist auch der dritte „X-Men“-Film ein Stück solides Unterhaltungskino mit immer noch hochwertigen Effekten, aber dafür mit leichten Erschöpfungserscheinungen beim Potential der Geschichten um Xaviers Mutanten (Zitat: meine Kritik zu „Der letzte Widerstand“ – passt!). Nichts zu bekritteln gibt es allerdings an der auf BD erschienen 3D-Fassung von „Apocalypse“, denn es gibt alles, was das Herz eines 3D-Fans erfreut: mehr oder weniger subtile Pop-Outs, eine gute Tiefenstaffelung sowie ein sauberes, klares Bild ohne Ghosting. Gerade das hohe Maß an CGI-Aufkommen schlägt hier positiv zu Buche und man hat das Gefühl, dass Bryan Singer hier wirklich einen echten, aber nie aufgesetzt wirkenden Mehrwert beim Drehen im Kopf hatte. So ist X-Men: Apocalypse“ dann doch noch sehenswert geworden. Bildformat: 2,35:1. Mit Michael Fassbender, James McAvoy, Jennifer Lawrence, Oscar Isaac u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin