Einst brachte Jonathan Harker den legendären Dracula zur Strecke, heute leben seine Nachfahren Charlie und Gerry, zwei grenzdebile Brüder, in irgendeinem Kaff in New England und wollen mit einem schundigen, selbstinszenierten Theaterstück über die Vampirjäger-Qualitäten der Familie Kasse machen. Obwohl sie sich damit zum Gespött der Leute machen, schmieden sie mit ihrem Nerd-Freund Ned den Plan, mittels eines richtigen Schauspielers, das Theaterstück doch noch zu einem Erfolg werden zu lassen. Pech ist nur, dass statt des Schauspielers ein echter Vampir im Haus der Harkers auftaucht…
Es gibt den sogenannten Edel-Trash; der, den man heute so gerne mit gelackten Bildern ummantelt und mit dem man ganz geschäftsmäßig Kasse macht. Und es gibt noch den echten Trash; den, der in enger Tradition zu Ted V. Mikels und Andy Milligan steht. Und „House Harker“, eine Produktion nach Crowdfunding-Verfahren, das aber ganz offensichtlich im Vorfeld nicht viel einfahren konnte, ist echter Trash. Hier stimmt nichts: die schlechten Schauspieler sind schlecht, die Tricks unterirdisch und die Inszenierung im besten Sinne schrill. Dieses Attribut beschreibt auch gut die Tonspur, die neben hysterischen Dialogen auch extrem schnell anschwellende Musik und Soundeffekte auf den Zuschauer loslässt. Kurzum: „House Harker“ ist eine Beleidigung für Auge und Ohr. Und dennoch kann man sich diesem Spaß, der ebenso ganz in der Tradition der Frühwerke von Peter Jackson oder John Landis steht, nicht ganz entziehen. Hier wird nämlich vieles, was dem Horrorfan hoch und heilig ist, herrlich albern durch den Kakao gezogen - aber immer ohne die Gewissheit, dass der Gag auch wirklich zünden mag. So besehen muss man dem Mut und dem Enthusiasmus, den Clayton Cogswell für „House Harker“ aufgebracht hat, Tribut zollen und doch einen Blick wagen – auch wenn es an vielen Stellen richtig weh tut. Ganz so wie früher bei Ted V. Mikels oder Andy Milligan. Bildformat: 2,39:1. Mit Derek Haugen, Jacob Givens, Noel Carroll, Whitney Moore u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin