Texas, 1981. Drei alte Männer, darunter der 70jährige Forrest Tucker, der den Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, rauben eine Bank nach der anderen aus – und zwar auf unblutige und charmante Weise, so dass sich Zeugen immer nur schwer an die Gauner erinnern können. Schnell macht die Nachricht von der Altherren-Gang die Runde, schnell ist Detective John Hurt ihnen auf der Spur. Doch Forrest ist schlau, lässt es zu einem Fuchs-und-Igel-Spiel angekommen und flirtet nebenbei mit der Farmbesitzerin Juwel, auf die er ein Auge geworfen hat...
Das soll es also gewesen sein, Mr. Redford? „Ein Gauner & Gentleman“ ist nämlich Robert Redfords selbsterklärter Karriereschluss. Den Stoff, den er sich dazu ausgesucht hat, ist ein Ganoven-Bio-Pic mit hübsch altmodischem Anstrich (nicht nur wegen des 1980er-Jahre-Settings), der zudem in einer ganz und gar unaufgeregten Inszenierung daherkommt – ganz so, wie es sich für den äußerlich ergraut-zerfurchten, aber immer noch jugendhaft-verschmitzt wirkenden Hollywood-Star ziemt. Seinen Durchbruch feierte Robert Redford leicht, beschwingt und trotzdem waffenschwingend als Sundance Kid. Verabschieden will er sich auf ganz ähnliche Weise, denn dieser Forrest Tucker ist – wie es deutsche Titel so schön sagt – ein echter Gauner aber eben auch Gentleman, der seine Waffe nur mit netten, beruhigenden Worten vorzuzeigen braucht und nicht zückt. Das ist nicht nur Masche, das ist eine Lebenseinstellung. Und genau darum geht es vornehmlich auch in diesem filmischen Porträt, welches völlig offen von Anfang an zeigt, wo die Sympathien hinfliegen. Diese Verklärung des 2004 (natürlich im Gefängnis) verstorbenen, in seinem Hang zur Kriminalität zwanghaft-notorischen Gentleman-Gauners, der immerhin viele schwere Straftaten zu verantworten hatte, ist nämlich gesponnen aus purer, bodenständiger Hollywood-Magie alter Schule, was auch die sehr, sehr zarte Liebes-Nebenhandlung mit Sissy Spacek unterstreicht. Obwohl „Ein Gauner & Gentleman“ auf Verfolgungsjagden und die unspektakulären, weil ruhig-pfiffigen Überfälle nicht verzichtet, ist dies definitiv kein Futter für Action-Fans, nein, weiß Gott nicht, sondern eher und ehrlicherweise eine wehmütige Verbeugung vor Redfords Karriere, deren Bilder zum Schluss sogar dazu dienen, Tuckers 18fache Gefängnisausbrüche zu untermalen. Bildformat: 2,39:1. Des weiteren mit Casey Affleck, Sissy Spacek, Danny Glover, Tom Waits u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin