Eigentlich wollte Sam nur seine Tapes aus dem Apartment seiner Ex-Freundin holen, doch angesichts der Party, die da gerade im Gange ist, zieht er sich in ein Büroraum zurück und schläft ein. Am nächsten Tag ist Paris von Zombies überrannt worden und Sam scheint der einzige Überlebende weit und breit zu sein. Er verbarrikadiert sich in dem Wohnhaus, schlägt um die Wohnungen, in denen offenbar nur noch Untote sind, einen weiten Bogen und versucht, völlig auf sich allein gestellt, sein Überleben zu bestreiten. Doch was ist schlimmer: der unvermeidliche Existenzkampf gegen die Blutdürstigen da draußen oder die totale Isolation?
Dem Subgenre rund um Zombies / Untote / Infizierte heute noch neue Seiten abzugewinnen ist zugegebenermaßen schwierig. Doch ab und an gelingt dies doch auf sehr faszinierende Weise (z. B. Bei „The Girl With All The Gifts“) und so durfte der geneigte Fan sich auch schon auf den schon im Vorfeld als Zombiedrama titulierten „The Night Eats The World“ freuen, von dem man sich versprach, mal wieder die ausgetreten Pfade zu verlassen. Und richtig: Dominique Rochers in Paris produzierte und gefilmte Robinsonade geht definitiv andere Wege, um die bei eingefleischten Gore-Hounds ach so beliebte Beißer-Apokalypse zu bebildern. Kammerspielartig und über weite Strecken ohne Dialoge gibt es in „The Night Eats The World“ starke Szenen in Richtung Einsamkeit und Verlassen-Sein, von denen einige für die Ewigkeit geschaffen wurden. Diese kurzen Momente, sei es nun der Kommunikation mit dem Zombie im Fahrstuhl, das manische Schlagzeugtrommeln oder die vielen, vielen Gefäße auf dem Dach zum Regenwassersammeln, sind es, die tonangebend für einen Film sind, bei dem man Tempo oder gar die übliche Kopfschuss-an-Kopfschuss-Action vergeblich sucht (trotzdem gibt es zwei, drei krasse Make-Up-Effekte). Selten, wirklich selten ist man der Verzweiflung, so wie es sich Richard Matheson in seinem „Ich bin Legende“-Roman ausgemalt hat, näher gewesen, denn im Gegensatz zu den sonstigen Einer-gegen-alle-Verfilmungen des Stoffes - sei es nun „Der Omega-Mann“ oder „Im Am Legend“ - ist hier der letzte Überlebende der Menschheit kein ungebrochener Held, dem alles gelingt, sondern eher einer, der angesichts seines Abdriftens in Paranoia und Wahn möglicherweise doch größeres Unheil anrichtet (eine bitter-böse Überraschung hält Dominique Rocher nämlich parat). Fazit: wer jetzt einmal wirklich wissen will, wie es sich als letzter Mensch auf Erden anfühlt, für den das Wort Erbsenzählerei wahrhafte Bedeutung entwickelt, und nicht das übliche Horror-Getöse erwartet, der wird von Dominique Rochers mitunter quälend elegischen, aber nie langweiligen „The Night Eats The World“ begeistert sein. Bildformat: 1,78:1. Mit Anders Danielsen Lie, Golshifteh Farahani, Denis Lavant, Sigrid Bouaziz u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin