Hollywood, 1969. Rick Dalton, ein TV-Western-Star aus Schwarz-Weiß-Zeiten, sieht seine weitere Karriere in der kalifornischen Traumfabrik den Bach runtergehen und überlegt, ob er das Angebot, in Europa Italo-Western zu drehen, annehmen soll. Ihm zur Seite steht sein Stunt-Double Cliff, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat und der wegen seiner latenten Gewalttätigkeit schnell mal in Schwierigkeiten gerät. Beide zusammen schlagen sich eher schlecht als recht durchs Leben. Da zieht neben Dalton der junge Filmemacher Roman Polanski mit seiner hübschen Ehefrau Sharon Tate ein und die finsteren Hippies von der Spahn Movie Ranch wollen Rache an Hollywood nehmen…
Wie schafft man es eigentlich Bruce Lee, von Flammenwerfern gegrillte Nazis, Clint Eastwoods TV-Star-geht-nach-Italien-Vita, ein paar Playboy-Bunnies, Natalie Woods mysteriösen Tod, Steve „Bullitt“ McQueen und die grausame Charles-Manson-Family in einem einzigen bunten Story-Reigen unter einen Hut zu bringen? Nun, das alles und noch viel mehr ist der Gedankenwelt von Quentin Tarantino entsprungen, der in seinem neunten Film ein wahres Füllhorn an Verweisen und Fußnoten für Film-Fans und Yellow-Press-Liebhaber öffnet und „Once Upon A Time In Hollywood“ zu einem modernen Märchen werden lässt. Ja, richtig, gelesen, dieser Film ist ein Märchen. Ähnlich wie in „Inglourious Basterds“ geht der immer noch gehypte, aber nicht gänzlich unumstrittene Filmemacher mit den Geschichten und Geschichtchen aus Hollywood, die er der Einfachheit halber mal ins Jahr 1969 hineinkomprimiert hat, nämlich sehr, sehr freizügig um und verbindet dieses Gespinst auf seine weiterhin unnachahmlich relaxte, ausufernde Weise mit weiteren Umbrüchen aus jener Zeit: dem Tod des Studio-Systems und wie die Hippie-Bewegung ihre Unschuld verlor. Doch hält er genauso jener schillernden Welt, von der Tarantino selbst ein nicht unerheblicher Teil ist, einen Spiegel vor und seziert die kleinen und großen Eitel- und Grausamkeiten Hollywoods auf gekonnt ironische Weise. Das alles ist – wohlgemerkt für Film-Fans – faszinierend aufbereitet sowie handwerklich (inklusive exquisiter Sets und detailverliebter Ausstattung) ohne Frage mega-kompetent in Szene gesetzt (wenn auch an mancher Stelle vielleicht einen Tick zu lang geraten) und wenn man sich erst an diesen mäandernden, szenischen Reigen als Quasi-Handlung mit der Erkenntnis gewöhnt hat, keine (im doppeldeutigen Sinne) wirkliche Geschichte erzählt zu bekommen, dann hat man größtmögliches Vergnügen mit „Once Upon A Time In Hollywood“, jenem modernen Märchen mit ebenso kühner wie brutaler Schluss-Pointe, welches einen „normalen“ Zuschauer sicherlich nur fragend und enttäuscht hinterlässt. Genial und keineswegs massentauglich. Bildformat: 2,39:1. Mit Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, Margot Robbie, Julia Butters, Emile Hirsch, Dakota Fanning, Al Pacino, Timothy Olyphant und vielen, vielen anderen mehr oder weniger bekannten Gesichtern in Nebenrollen.
Bereits erschienen bei SONY Pictures Entertainment
© Selbstverlag Frank Trebbin