Dänemark ist im Finale irgendeines sportlichen Großereignisses. Aus diesem Grund sind Straßen wie leergefegt und so ist die Schicht, die Agnes und Belinda im Tankstellen-Shop schieben müssen, auch dementsprechend öde. Als schließlich noch einige wenige Kunden, die sich durchaus merkwürdig benehmen, auftauchen, wünschen sich die beiden, dass der Abend doch weit ereignisloser verlaufen wäre. Was sie jedoch nicht ahnen, ist, dass sie auserwählt wurden, um in einem perfiden Spiel vor laufender Kamera „mitzuwirken“...
Wie zu guten, alten William-Castle-Zeiten wendet sich anfangs Regisseur Søren Juul Petersen mittels eines Conferenciers an das Publikum, um dieses vor seinem Film zu warnen. Was früher eher schelmisch-augenzwinkernd als Werbegag gedacht war, meint Petersen wohl durchaus ernst, denn er wähnt, dass sein „Finale“ in jener Schock-Liga mitspielen könnte wie Michael Hanekes „Funny Games“ - also quasi eine unausweichliche Gewaltparabel, die den Zuschauer auf unangenehm distanzlose Weise zum Komplizen macht. Nun ja, der Ansatz mag gegeben sein, „Finale“ erreicht aber bei weitem nicht die beabsichtigte Verstörtheit, die das Vorbild so bekannt gemacht hat. Obwohl von der Inszenierung und der auf zwei Zeitebenen spielenden Handlung her sehr geschickt gemacht, fällt doch „Finale“ subgenretechnisch betrachtet in zwei gänzlich unterschiedliche Hälften: zum einen gibt es da jenen Teil, der mit sorgsam aufgebauter Spannung à la John Carpenter in der Tankstelle spielt, und zum anderen den aufreizend brutalen Torture-Porn-Rest, der sich Snuff-Movie-mäßig gibt und eher Eli-Roth- oder gar Lucio-Fulci-Gefilde abgrast. Das Thema Gewalt zu Unterhaltungszwecken wird dabei nie wirklich wie bei Haneke ernsthaft hinterfragt sondern wirkt einfach nur kalkuliert eingebettet. Was „Finale“ allerdings zum wohl besten dänischen Horrorfilm seit „Nachtwache“ - immerhin schon von 1994 - macht, ist der Umstand, dass zu manch anderem Vertreter die Einführung der Opfer und der Aufbau bis zu ihrer Folter hin richtig gut geworden ist und man mit Damon Younger in der Rolle des clownesk gewandeten Manegen-Direktors einen optisch markanten Bösewicht aufbietet, gleichzeitig aber auch einen genretechnisch starken Verweis auf das Grand-Guignol-Theater landen konnte. Dies macht „Finale“, in den man getrost nicht zu viel hineininterpretieren sollte, wirklich sehenswert, der brutale Rest dürfte nicht jedermanns Geschmack treffen. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Anne Bergfeld, Karin Michelsen, Kristoffer Fabricius, Mads Koudal u. a.
Ab 05. Juni 2020 als limitiertes und serialisiertes Mediabook – die
#20 der UNCUT-Reihe – sowie digital erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin