Afghanistan, 2006. Das US-Militär errichtet in den entlegensten Gegenden des Landes Außenposten, um möglichst nah an der Bevölkerung zu sein und gleichzeitig die Einwanderung von Taliban-Kämpfern aus Pakistan zu unterbinden. Eines dieser Camps ist das „PRT Keating“ nahe Kamdesh, welches von den Bergen des Hindukusch eingeschlossen ist. Über Monate gibt es nur kleinere Scharmützel auf der einen Seite und immer wieder Güteverhandlungen mit den einheimischen Clans auf der anderen Seite – bis am 03. Oktober 2009 der Vorposten, welcher später „Camp Custer“ getauft wird, von 400 schwerbewaffneten Taliban-Kämpfern angegriffen wird...
Ein Militärfilm ist ein Militärfilm ist ein Militärfilm. Wie schmal der Grat zwischen guten und schlechten ist, haben schon unzählige davon gezeigt – und dabei geht es dann noch nicht einmal darum, ob man nun an der Pathos-Schraube dreht oder aber gänzlich unkritisch mit dem Gezeigten umgeht. Nun also steht Rod Luries „The Outpost“ zur Kritik an, der auf dem Papier viel Ähnlichkeit mit „13 Hours“ heraufbeschwört: das heroische Aufbegehren einiger weniger „guter“ US-Boys gegen eine Übermacht gesichtsloser Angreifer. Doch glücklicherweise bedient die literarische Vorlage des CNN-Reporters Jake Tapper nicht einfach nur diese einfältige Action-Tableau-Schiene (oder gar die wegen der Vergleiche zu Colonel Custer und seiner Niederlage am Little Big Horn naheliegenden Western-Klischees) sondern schildert das militärische Auftreten der USA am Hindukusch per Mikrokosmos über einen längeren Zeitraum und zeigt schon im Vorfeld der Schlacht um Camp Keating auffallend kritisch das Auf und Ab der offenkundig zum Scheitern verurteilten Mission. So geraten zwar angesichts der Fülle an Figuren in „The Outpost“ manche davon eher in den Hintergrund (trotzdem machen sie einen guten Job: die beiden Hollywood-Sprösslinge Scott „Sohn des Clint“ Eastwood und Milo „Sohn des Mel“ Gibson sowie Orlando Bloom als verständiger, wirklich um Frieden bemühter Offizier), dafür ist man aber als Zuschauer aufgrund einer starken, nie modisch-hektischen Inszenierung und einer ganz oft ganz nah am Geschehen klebenden Kamera mittendrin, so dass gerade in der zweiten Hälfte viel eher Vergleiche zu Ridley Scotts „Black Hawk Down“ angebracht sind: selten wurde nämlich die Kopf- und Orientierungslosigkeit im Krieg so eindringlich und unangenehm intim bebildert. Ebenso selten wie auffallend: für einen Kriegsfilm wird hier unspektakulär (also ohne Zeitlupe, ohne Blutfontänen, ohne wimmernde Geigen), ja fast schon beiläufig gestorben. Eine starke Geschichte, ein starker Film. Bildformat: 1,85:1. Des weiteren mit Caleb Landry Jones, Scott Alda Coffey, Jack Kesy und(!) viele Überlebende, die sich hier selber spielen – ein Novum im Genre.
Ab 18.01.2021 digital und ab 28.01.2021 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin