GAMERA No. 01
GAMERA – FRANKENSTEINS MONSTER AUS DEM EIS
(DaikaijŪ Gamera)
Noriaki Yuasa, Japan 1965
Vorsicht – dieses Review enthält SPOILER!
Und nun zu einer Sternstunde der Filmgeschichte – der Geburtsstunde der Riesenschildkröte Gamera ...
Nachdem die Tōhō Company mit ihrem Flaggmonster Godzilla und einigen parallel entstandenen Kaijū Eiga ziemlich erfolgreich war, wollten auch die anderen japanischen Filmstudios ins Kaijū-Geschäft einsteigen – den Anfang machte Daiei im Jahr 1965 mit dem vorliegenden Gamera – Frankensteins Monster aus dem Eis (im Original einfach Daikaijū Gamera, im Folgenden nur Gamera, der deutsche „Frankenstein“-Zusatz ist so idiotisch wie seinerzeit fast immer). Was zwei Jahre später Shochiku mit Guila und Nikkatsu mit Gappa nicht gelang, war Daiei vergönnt: Ihre Riesenschildkröte konnte sich im japanischen Filmbusiness etablieren, brachte es bis in die Siebziger auf eine immerhin achtteilige Filmreihe, wurde in den Neunzigern mit einer spektakulären Trilogie von Shûsuke Kaneko wiederbelebt und hatte sogar zu Beginn des neuen Jahrtausends noch einen (obgleich schwachen) Leinwandauftritt. Das Erfolgsgeheimnis der Daiei war die Zielgruppenorientierung ihrer Filme – sie richteten sich anfangs noch vorsichtig und später nahezu ausschließlich an ein jüngeres beziehungsweise sogar sehr junges Publikum. Das kam so gut an, dass sich selbst die Tōhō zum Kampf um die neu entdeckte Zielgruppe herausgefordert sah und den bedauernswürdigen Godzilla zunehmend infantilisierte – was 1969 im grausigen Godzilla: Attack All Monsters (aka Godzilla’s Revenge) gipfelte. Nachdem sie mit diesem Machwerk auch die letzten erwachsenen Fans des Großen Grünen auf die Palme gebracht hatten, zogen die Tōhō-Verantwortlichen um Tomoyuki Tanaka erst einmal die Reißleine und überließen die Kindergärten zumindest sukzessive der Daiei (auch im 1971 erschienenen Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster nervt noch ein junger Semiprotagonist, aber dann war’s weithin vorbei mit diesem Unsinn). Doch zurück zu Gamera – hier haben wir nun den ersten Leinwandauftritt der Riesenschildkröte, präsentiert in ungewöhnlichen, aber sehr reizvollen Schwarz-Weiß-Breitwandbildern. Ich hatte diesen Film vor ziemlich genau zehn Jahren gesehen, konnte mich aber bis auf sein Ende kaum noch an Details erinnern. Ein milde beunruhigendes Vorzeichen ...
Die Arktis ... hier will der Zoologe Doktor Hidaka in Begleitung seiner Assistentin Kyoko Yamamoto und des Fotografen Aoyagi die örtliche Tierwelt erforschen, doch noch bevor er so richtig losforschen kann, gibt es eine unerfreuliche Ablenkung: Vier Düsenjäger unbekannter Herkunft fliegen am Himmel herum, den offenkundig die US-Amerikaner für sich beanspruchen. Nachdem alle Versuche, per Funk mit den Unbekannten in Kontakt zu treten, gescheitert sind, werden ihnen zwei Abfangjäger hinterhergeschickt – wir befinden uns mitten im Kalten Krieg, und da reagiert man empfindlich auf anscheinend vom Klassenfeind verletzte Hoheitsgebiete. Tatsächlich erweisen sich die Eindringlinge als feindselig und feuern zwei Raketen auf ihre Verfolger ab. Die zahlen‘s natürlich mit gleicher Münze zurück, und im Gegensatz zu ihren Widersachern treffen sie auch – eins der gegnerischen Flugzeuge stürzt ab. Das aber muss eine Atombombe an Bord gehabt haben, denn als es auf den Boden trifft, gibt es eine gewaltige Nuklearexplosion mit Atompilz und allem, was dazugehört.
Was nun in einem gepflegten Monsterfilm dazugehört, ist Folgendes: Der arktische Boden reißt auf und einer der so entstandenen Spalten entsteigt ein unsanft aus dem Kälteschlaf gewecktes Ungeheuer – in diesem Fall eine gut sechzig Meter lange Schildkröte, bei der es sich nach Ansicht eines anwesenden und mit alten Legenden vertrauten Eskimo-Veteranen um eine gewisse „Gamera“ handelt (da sie bevorzugt auf den beiden langen Hinterbeinen läuft, ist sie freilich eher gut sechzig Meter hoch als lang). Gamera zeigt sich, wer kann es ihr verdenken, ob des unsensiblen Weckens verstimmt, und so müssen Doktor Hidaka und seine beiden Begleiter hilflos verfolgen, wie das Forschungsschiff „Shidori Maru“, mit dem sie in die Arktis gereist sind, von ihr zerlegt wird. Niemand an Bord überlebt den Angriff.
Wir schalten um nach New York. Doktor Hidaka, Kyoko (Frauen beim Nachnamen zu nennen, finde ich traditionell unhöflich, weshalb ich bei Kyoko bleiben will, obwohl es ehrlich gesagt keinen Grund geben wird, diesen Namen auch nur noch ein einziges Mal zu nennen) – Doktor Hidaka also, Kyoko und Aoyagi sind offenkundig gut aus den arktischen Gefilden herausgekommen, denn der Zoologe gibt nun mit allerlei medialem Tamtam ein Interview. Vor „Äonen von Jahren“, meint er, hat sich Atlantis im Gebiet des arktischen Ozeans befunden, und beim Untergang des sagenumwobenen Kontinents ist Gamera eingefroren (hat die dort gewohnt?). Durch die Atombombenexplosion ist sie aber nun aufgetaut. Ganz einfach, das alles.
Unterdessen kreist über Japan ein seltsames Flugobjekt – ein UFO? Gut möglich.
Wir schalten um nach Hokkaido, und dort, im Norden des Landes, lernen wir das wahre Grauen kennen – es ist nämlich beileibe nicht das Riesenmonster Gamera, das im Folgenden unserem Nervenkostüm zusetzen wird, sondern ... Toshio. Toshio Sakurai, um’s genau zu sagen. Das ist ein etwa achtjähriger, nicht ganz schlanker Junge, der hier zusammen mit seinem als Leuchtturmwärter arbeitenden und offenbar allein erziehenden Vater sowie seiner schon erwachsenen Schwester Nobuyo wohnt und gern Schildkröten malt. Überhaupt mag er Schildkröten über alles und hält sich auch eine kleine als Haustier.
Der Vater mag Schildkröten indes weniger, und schon gar nicht als Haustier, und so muss Toshio seine geliebte „Chibi“, so heißt das Tier, frei lassen. Als er kurz darauf des Nachts an der Steilküste nahe des Leuchtturms herumsteht und Chibi nachtrauert (was hat der sich nachts dort draußen herumzutreiben?), gibt’s tatsächlich Schildkrötenbesuch – es ist allerdings nicht Chibi, die da hinter den Felsen aufkreuzt, sondern Gamera. Statt sich, wie ihm von der Familie zugerufen wird, wenigstens halbwegs in Sicherheit zu bringen, steigt Toshio in den Leuchtturm hinauf, damit er quasi auf Augenhöhe mit Gamera, von der er total begeistert ist, sprechen kann (oder weil er es nicht abwarten kann, uns auf den Geist zu gehen). Gamera aber, vielleicht böse, vielleicht nur tollpatschig, knickt den Leuchtturm bei der Besichtigung um – woraufhin Toshio am verbogenen Geländer über der Tiefe baumelt ... und irgendwann entkräftet loslassen muss. Leider nutzt die Riesenschildkröte diesen Moment, um sich bei einem Großteil der erwachsenen Zuschauer unbeliebt zu machen, denn sie lässt den Nervling nicht einfach seiner Wege fallen oder verputzt ihn kurz und schmerzlos, sondern fängt ihn auf und setzt ihn behutsam ab. Nun wissen wir, wo wir hier hingeraten sind und dürfen Böses ahnen.
Böses steht derweil auch einem großen Geothermiekraftwerk ins Haus – auf das steuert Gamera nämlich jetzt zu. Und nein, natürlich lässt sich das Monster nicht vom Starkstrom aufhalten, den man durch die Leitungen auf seinem Weg jagt. Wie es sich für jedes Riesenmonster seit Ishirô Hondas Ur-Godzilla gehört, zerlegt Gamera ein paar Stromleitungsmasten, um sich anschließend dem Geothermiekraftwerk zu widmen. Als das schon weitgehend zertrümmert ist und in Flammen steht, saugt die Riesenschildkröte diese Flammen regelrecht ein – sie ernährt sich also von Energie. Dass sie sich bei alledem nicht von den inzwischen gestarteten Angriffen des Militärs stören lässt, gehört sich mindestens ebenso wie das Umlegen von Stromleitungsmasten und muss eigentlich gar nicht gesondert erwähnt werden. Doktor Hidaka sucht derweil den berühmten Paläontologen Professor Murase auf, der von nun an immer mit von der Partie sein, aber nicht einen einzigen Einfall zur Lösung der anstehenden Probleme beisteuern wird. Also hat er auch momentan keinen.
Dafür hat das Militär einen, und der nennt sich Atombombe. Ein einfacher Soldat regt deren Einsatz an, als würde er von einem Chinaböller reden, und der Kommandeur findet’s knorke – er will nur noch schnell den Amerikanern Bescheid sagen. Doktor Hidaka findet’s allerdings weniger knorke, sondern eher riskant: Immerhin würde bei einer Atombombenexplosion ja ein Häppchen Energie frei, und Energie sei, wie man seit Kurzem wisse, Gameras Nahrung. Aber auch Toshio, der unvermeidlich immer mit im Brennpunkt des Geschehens herumturnt, hat Einwände: Gamera wolle nur „Guten Tag!“ sagen und sei gar nicht unfreundlich, sondern nur verwirrt, weshalb man das Tier in Frieden lassen solle. Professor Murase hat indes überhaupt keinen Plan.
Also müssen wieder andere grübeln ... Kälte, meint Doktor Hidaka schließlich, wäre zu überdenken, und siehe da: Die Armee hat gerade etwas Bahnbrechendes in dieser Richtung erfunden: Kältebomben! Sie seien zwar noch in der Testphase, aber einen Versuch wäre ihr Einsatz wert. Der Zeitpunkt ist überdies günstig, denn Gamera, die nun endlich von den Ruinen des Geothermiekraftwerks abgelassen hat, krabbelt einen Berg hinauf, wo man sie gut bombardieren kann. Die Kältebomben werden also umgehend abgeworfen – und frieren Gamera tatsächlich ein. Sie ist zwar nicht wirklich steif gefroren, wird aber zumindest in ihren Bewegungen stark eingeschränkt. Anders: Sie liegt herum und zappelt ein wenig mit den Beinen. Die Wirkung der Kältebomben hält allerdings nur genau zehn Minuten lang an, und so muss man sich beeilen. Die Soldaten bringen zahlreiche Sprengladungen am Berg an und zünden sie, als die zur Verfügung stehende Zeit abgelaufen ist. Es kracht gewaltig, Teile des Berges gehen zu Bruch ... und Gamera kullert nach unten, um dort auf dem Rücken liegen zu bleiben – hilflos, wie Schildkröten nun einmal sind, wenn sie auf dem Rücken liegen. Die Menschen jubeln vor Begeisterung, und Doktor Hidaka darf Gratulationen für seinen tollen Plan entgegennehmen. Nur ... fragt man sich als Zuschauer, was es jetzt eigentlich zu jubeln gibt, da Gamera weiterhin quicklebendig und das Problem noch lange nicht gelöst ist. Wie soll es denn nun weitergehen?
Wir werden es nie erfahren, denn wie’s weitergeht, entscheidet die Schildkröte: Sie zieht Kopf und Beine ein, aus den Öffnungen schießen Flammen und durch den Rückstoß beginnt das Tier zu kreiseln. Als die Kreiselgeschwindigkeit hoch genug ist, erhebt sich Gamera langsam in die Lüfte und fliegt davon ... Nun wissen wir und die verblüfften Anwesenden, was das für ein UFO war, das über Japan gesichtet wurde. Mehr wissen Doktor Hidaka und die Soldaten aber erst einmal nicht – am wenigsten Professor Murase. Und so macht man sich, während Gamera in der ganzen Welt herumkreiselt, gemeinsam im Verteidigungsministerium Gedanken – und bekommt Besuch von ... Toshio! Der wohnt derzeit bei einem Onkel in Tokio, weil seine leuchtturmnahe heimische Wohnung beim Besuch der Riesenschildkröte zerstört wurde, und da er sich mit seinem gleichaltrigen Cousin nicht versteht (der ist ja auch keine Schildkröte), schaut er lieber mal im Verteidigungsministerium vorbei, wie das Achtjährige eben so tun, wenn nichts Besseres anliegt. Und natürlich hat Toshio auch etwas ganz Wichtiges zu sagen: „Gamera hat niemanden außer uns! Er ist gar nicht böse! Ich, weiß, er ist eine liebe Schildkröte. Gamera ist allein und auf der Suche nach Freunden. Er hat auch ganz dollen Hunger.“ (Damit rückt eine Grundsatzfrage ins Blickfeld: Toshio sagt „er“ zu Gamera, ich hingegen betrachte die Schildkröte hier und in aller Zukunft als weiblich.) Also gut, Gamera ist also auf der Suche nach Freunden. Nur: Das mit dem Hunger hört sich doch eher bedrohlich an ...
Natürlich hat Doktor Hidaka auch zu diesem Thema gerade eine ganz frische Erkenntnis zur Hand: Was Gamera am meisten mag, ist Radioaktivität. Damit ist für erhebliche Unruhe im „Japanischen Labor für Atomenergie“ gesorgt, denn dort lagern „33.000 Gramm“ reines Uran und „300.000 Silizium-Isotope“. Das Zeug muss demnach erst einmal abtransportiert und in Sicherheit gebracht werden. Stress allenthalben.
Währenddessen kommt es in der Bucht von Tokio auch noch zu einer Naturkatastrophe – die Ebbe bleibt aus und das Küstengebiet wird von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Zudem sterben zahllose Fische. Professor Murase weiß natürlich nicht, woran das liegt, aber Doktor Hidaka ahnt es zumindest, und meistens hat er ja recht: Gamera versteckt sich dort irgendwo im Wasser. Weshalb es dadurch zu einer schrecklichen Flutkatastrophe kommen soll, wissen die Götter.
Da Gamera seit ihrer Kreiselei zu einem globalen Problem geworden ist, nehmen an der kommenden Krisensitzung auch Vertreter der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten teil. Die sprechen ihre japanischen Kollegen auf eine gewisse Operation „Z“ an, und ja, auf der Insel Oshima ist tatsächlich irgendein großes wissenschaftliches Projekt mit internationaler Beteiligung am Laufen. Viel mehr erfahren wir erst einmal nicht. Dafür sehen wir ... Gamera, die gerade in Tokio „Guten Tag!“ sagt und beginnt, die Stadt in Schutt und Asche zu legen, was zu vermutlich Tausenden von Opfern führt (darunter gut fünfzig „ungezogene“ Jugendliche in einem Tanzschuppen, die nicht auf eine Räumungsanweisung hören wollen – so viel Strafe muss sein). Die Schildkröte röstet sogar explizit und ohne Not eine riesige Menschenmenge mit ihrem Feuerstrahl. (Wie hieß es doch gleich? „Gamera ist allein und auf der Suche nach Freunden.“ Mmh ... wenn man alle abfackelt oder zertrampelt, die einem über den Weg laufen, wird’s schwierig mit netten neuen Bekanntschaften, Toshio ...) Ebenjener Toshio bekommt natürlich auch mit, was seine „Freundin“ gerade treibt, und so richtet er sich aus der Ferne, sprich in der Hoffnung auf das Wunder der Telepathie an sie: „Sei bitte lieb. Du darfst hier nicht alles kaputt machen.“ Na ja ... so recht will’s nicht helfen, ebenso wenig wie die Lautsprecherdurchsagen, mit denen die Bürger aufgefordert werden, Tokio zu verlassen – für eine Evakuierung der Riesenstadt ist es etwas zu spät.
Währenddessen hat Doktor Hidaka aber schon wieder etwas entdeckt: Gamera, so meint er, resorbiert das Kohlenmonoxid in den Flammen, und ihr aggressives Verhalten sei auf einen „Mangel an Energiezufuhr“ zurückzuführen. Deshalb dürfe, und nun beginnt die Sache endgültig unübersichtlich zu werden, „das Feuer in Tokio nicht erlöschen“. Das hat vermutlich etwas damit zu tun, dass nun doch die ominöse Operation „Z“ durchgeführt werden soll, ihre Vorbereitung aber 24 Stunden dauert und die Schildkröte, deren interne Nahrungsreserven laut Doktor Hidaka nur für acht Stunden ausreichen (woher zum Kuckuck weiß er das?), bei Laune gehalten werden muss. Gamera, die sich ihrer Verpflichtungen als japanisches Riesenmonster bewusst ist, fällt derweil selbstständig über eine Ölraffinerie her, und zusätzlich werden von nun an Hunderte von Kesselwagen mit leckerem Öl zu ihr hingerollt. Was fehlt? Natürlich Toshio. Der treibt sich auch jetzt wieder an vorderster Front herum, ignoriert seine Erziehungsberechtigten und springt auf einen der Kesselwagen, die Gamera entgegenrollen. „Gamera! Ich bin gleich da!“, ruft er (wozu in drei Teufels Namen, wozu, Toshio?). Einer der Eisenbahner muss schließlich sein Leben riskieren, um ihn zurückzuholen.
Dann aber will man offenbar doch so langsam mit der nach wie vor geheimnisvollen Operation „Z“ starten, obwohl zwischenzeitlich immer wieder einmal irgendjemand der Meinung war, dass es keine gute Idee sei, sie durchzuführen und der amerikanische Abgesandte gerade eben noch angemahnt hatte, Alternativen zu ihr zu suchen. Diese Operation „Z“ soll auf der Insel Oshima beziehungsweise dem Gelände der dort eingerichteten Hightech-Forschungsstation stattfinden, wozu man Gamera freilich erst einmal auf das Eiland locken muss. Während Professor Murase auch in dieser Sache keinen Plan hat, ist auf Doktor Hidaka Verlass: Er lässt eine Kette aus Ölfässern im Meer auslegen und entzünden, sodass sich Gamera gewissermaßen an dieser Feuerspur entlang in Richtung Oshima fressen kann. Wer übrigens schon längst auf Oshima herumturnt, ist ... Toshio! Der hat seine Erziehungsberechtigten wieder einmal ignoriert und ist als blinder Passagier auf einem zur Insel fahrenden Schiff gereist.
Doktor Hidakas geniale Feuerspur wird indes vom Winde verweht, denn ein Taifun ist aufgezogen. Ohne Feuer hat Gamera aber kein Ziel mehr – zumindest keins, das Oshima heißt. Und so droht die Riesenschildkröte abzudrehen. Auftritt Aoyagi! Genau, das ist der Fotograf aus der Startsequenz, der zwar bislang immer mit von der Partie war, sich aber darauf beschränkt hat, Doktor Hidakas Assistentin Kyoko anzubaggern (die also auch immer mit von der Partie war, aber nicht mehr zu tun hatte, als neben ihrem Chef herumzustehen und sich leicht genervt von Aoyagi anbaggern zu lassen). Jetzt aber schnappt sich Aoyagi ein Ölfass, entzündet es und legt somit ein Feuer auf Oshima – zum Entsetzen der anderen Anwesenden. Auch Doktor Hidaka ist ungehalten ... und wir Zuschauer sind reichlich irritiert, weil das Skript an dieser Stelle endgültig jede Orientierung verliert: Doktor Hidaka selbst hat doch das Feuer zum obersten Lockmittel auserkoren, und nun muss er sich von Aoyagi erklären lassen, dass man Gamera am besten mit Feuer anlockt. „Ach so. Ich verstehe“, lautet seine blamable Antwort.
Aber siehe da: Das Feuer erfüllt seine Aufgabe – Gamera nimmt tatsächlich Kurs auf Oshima und geht dort an Land, obwohl ihr (natürlich, natürlich!) Toshio vorher eindringlich zugebrüllt hat: „Gamera, geh weg!“ Da ist sie nun also, die Schildkröte, und liegt im Regen auf Oshima herum. Die Menschen können sich derweil überlegen, ob es wirklich gut ist, die Operation „Z“ zu starten ... und so vergeht die Nacht.
Am nächsten Morgen herrscht Sonnenschein und ein Vulkan bricht in der Nähe der Forschungsstation aus – das Wetter ist demnach, so wird befunden, sehr geeignet für die Operation „Z“, weswegen sie nun auch in der Tat gestartet wird. Und so sieht sie aus, die Operation „Z“: Vermittelst Feuer (klar) wird Gamera auf eine Plattform gelotst, die nichts anderes ist als das „Dach“ einer unterirdischen Raketenabschussrampe. Als die Schildkröte sittsam in der Mitte der Plattform steht, werden links und rechts zwei Halbkugeln hochgeklappt, und schon ist sie gefangen – in einer Art Kapsel, die oben auf einer Rakete angebracht ist. Und diese Rakete wird nun abgeschossen, womit wir Zeuge eines Akts praktizierter Völkerverständigung geworden sind, denn ohne das Mitwirken der beiden Großmächte wäre daraus nichts geworden. Man schickt Gamera zum Mars, teilt uns ein Off-Sprecher mit.
Toshio aber verkündet, dass er Astronaut werden und dann zum Mars fliegen möchte ... bis dahin hätte man ihn freilich schon allzu gern wenigstens auf den Mond geschossen. „Gamera, wir sehen uns wieder!“, ruft er der Schildkrötentransportrakete hinterher.
Ende gut, alles gut? Na ja, für Gamera ist’s jetzt nicht wirklich gut – auf dem Mars sollte es ihr noch deutlich schwerer als in Japan fallen, Freunde zu finden ... falls sie überhaupt gut landet und aus ihrer Kapsel herauskommt (1965, machen wir uns nichts vor, waren ja bemannte oder auch nur bemonsterte Marsreisen noch keine Routineangelegenheit ...).
Kein Grund zur Unruhe – wie aufrechte Kaijū-Eiga-Freunde wissen, kehrt die Schildkröte bald zur Erde zurück, um sich dort mit einem Monster namens Barugon zu prügeln. Dieser zweite Gamera-Streifen ist hierzulande (unter verschiedenen dämlichen Namen) schon seit Ewigkeiten bekannt, während der vorliegende Reihenauftakt fast vierzig Jahre lang warten musste, bis er in Deutschland endlich eine Veröffentlichung erfuhr – eine sehr schöne sogar, aber dazu später. Betrachten wir zunächst den Film an sich: Gamera, was soll man lange um den heißen Brei herumreden, ist ein mieser Film. Er ist selbst im Kontext seines Subgenres, sprich verglichen mit anderen Kaijū Eiga, schlichtweg mies. Den Godzilla-Filmen seiner Ära, also der Shōwa-Zeit, wie überhaupt allen Arbeiten von Ishirô Honda (mit Ausnahme von Godzilla: Attack All Monsters aka Godzilla’s Revenge, aber an dem war er ja im Prinzip sogar schuld!) ist er meilenweit unterlegen, und ich wage mich sogar so weit aus dem Fenster, dass ich sage, er ist kaum besser als die von Shochiku und Nikkatsu verbrochenen Gurken Guila und Gappa. Klar, sein Monster ist nicht ganz so lächerlich wie die Titelhelden dieser beiden Streifen, aber ganz ehrlich: Eine „Schildkröte“, die wie ein Mensch auf zwei Beinen läuft, tut dies eigentlich auch schon dreißig Meilen jenseits von Gut und Böse und sieht extrem bescheuert aus.
Noch hirnrissiger und komplett entwaffnend ist indes Gameras bizarrer Düsen-Kreiselflug – dazu fehlen einem die Worte. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, aber als ich das seinerzeit im angesprochenen Gamera vs. Barugon zum ersten Mal gesehen habe, stand mir wohl zehn Minuten lang der Mund offen. Hut ab vor derart kühnen Einfällen. Da Trash in einer solchen Ausprägung ungemein wohltuend ist, darf Gamera also erst einmal ein paar dicke Pluspunkte einsammeln. Die sind allerdings auch bitter nötig, denn auf der anderen Seite hagelt es Minuspunkte. Die Handlung zum Beispiel beginnt schon mit fremden Ideen: Dass sich die Helden eingangs in der Arktis herumtreiben und das Monster dort durch eine Atombombenexplosion geweckt wird, ist ganz dreist Eugène Louriés Kaijū-Kino-Initialzündung The Beast of 20.000 Fathoms (aka Panik in New York) „nachempfunden“. Auch später werden längst etablierte Szenarien abgehandelt – etwas Städtezerstörung, der Pflichtbesuch in einer Raffinerie, ergebnislose Angriffe des Militärs ... Das alles ist schon da gewesen, und tatsächlich auch alles schon besser. Wenn gegen Ende aber mit bescheidenen eigenen Ideen gearbeitet wird, bekommt das Skript handfeste Orientierungsprobleme, was vor allem für die wirre Geheimniskrämerei um die Operation „Z“ gilt, die abwechselnd stattfinden oder irgendwelchen Alternativen weichen soll. Wenn man diesen Film einfach nur oberflächlich, sprich just for fun anschaut (was vollkommen okay ist – dafür wurde er schließlich gedreht!), ergibt sich daraus kein Problem. Man kann die Leute reden lassen und darauf vertrauen, dass man irgendwann erfährt, was und wie’s gemeint ist, und sollte man’s nicht erfahren, weil Operation „Z“ ausfällt, dann ist es auch nicht schlimm. Wenn man aber wie ich im Bestreben, den Inhalt dieses Films einigermaßen schlüssig wiederzugeben, genauer darauf achtet, dann kommt man sich fast vor wie in einer der Nolan’schen Rätselkaspereien.
Was Gamera allerdings glatt das Genick bricht, ist ... Toshio. Ich denke, das klang schon an. Kinderfreundlichkeit an sich kann Noriaki Yuasa und seinem Autor Niisan Takahashi natürlich nicht angekreidet werden, und dass sie sich hier mit Blick auf marktwirtschaftliche Aspekte um eine neue Zielgruppe bemühen, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern war schlicht und ergreifend auch ihr Job: Immerhin trat man mit Gamera gegen den mächtigen Genre-Alleinherrscher Tōhō an. Mit ihrem Toshio setzen sie uns allerdings eine ganz fürchterliche Figur vor die Nase, denn sie scheint ausschließlich zum Nerven erfunden worden zu sein (und ist auch noch, sorry, reichlich unsympathisch). Toshio trägt nicht ein einziges Mal etwas Konstruktives oder auch nur bedingt Sinnbehaftetes zum Geschehen bei, sondern geht einem mit „Gamera ist lieb“-Sprüchen und dem leider allzeit straffreien Auslösen von Stress (der Kesselwagen, der Leuchtturm, ständiges Ausreißen) auf den Senkel. Zumindest mir ist er sogar gewaltig auf den Senkel gegangen – fast so gewaltig wie der bisherige ungekrönte König der Kaijū-Eiga-Senkelgänger, sprich der kleine Young im koreanischen Yongary. An dessen Erscheinen aber, da darf man sicher sein, trägt maßgeblich Toshio die Schuld, der hier anno 1965 quasi den Weg für nervtötende Grundschüler als Protagonisten des japanischen Monsterkinos ebnete. Möge ihn der Kuckuck holen.
Dabei ist es wie schon angedeutet keine Schandtat, Filme für ein junges Publikum zu drehen – das soll gern geschehen, nur eben wirklich und von vornherein mit dieser Ausrichtung. Noriaki Yuasas Gamera ist aber grundsätzlich ganz und gar kein Kinderfilm, sondern bewegt sich in der von einer äußerst ernsten Katastrophe heimgesuchten Erwachsenenwelt (immerhin: Gamera ist für den Tod zahlloser Menschen verantwortlich und verwüstet beträchtliche Teile der japanischen Infrastruktur, während sie „nach Freunden sucht“ ...). Und in dieser einem ungewissen Schicksal entgegensehenden Welt ist Toshio nichts anderes als ein übler Störfaktor, der letztlich den ganzen Film ein Stück weit in Richtung Keller zieht. Er richtet hier in meinen Augen sogar noch mehr Schaden an als der besagte Young in Yongary – was in erster Linie daran liegt, dass mir das südkoreanische Titelmonster näher war als Daieis Schildkröte und nie die bestimmende Rolle in seinem Film aus der Hand gegeben hat.
Gamera jedoch, nun ja, ist wie schon geäußert eigentlich nichts Halbes und nichts Ganzes und lässt sich vom Skript herumschubsen, wie’s dem gerade passt. Hier ist sie todbringend, dort wieder ganz nett und kinderlieb, und an anderen Stellen einfach nur bekloppt. Klar, so ein ungewöhnliches Riesenmonster (wie kam man im Hause Daiei ausgerechnet auf eine Schildkröte?) muss man schon mögen, aber hundertprozentig warm bin ich mit ihr auch bei dieser neuerlichen Begegnung nicht geworden, weil sie eben so undefiniert ist und demzufolge auch wenig Ausstrahlung mitbringt. Noch einmal: Ich mag auch Gamera, aber an all ihren Berufskollegen hatte ich persönlich mehr Freude – an Godzilla und seiner ganzen Tōhō-Bande sowieso, aber auch an Yongary und den Gappas. Na ja, und vor dem Riesenhühnerdino Guila kann man als Trash-Liebhaber ohnehin nur niederknien.
Ein wenig leidet die Schildkröte auch darunter, dass ihr nur wenige wirklich aufregende Einsätze gegönnt werden – bis sie nach einigen kurzen und wenig memorablen Auftritten in Tokio eintrifft und dort wütet, dauert es mehr als fünfzig Minuten (sie zeigt sich zwar schon eingangs in der Arktis, aber abgesehen von der sekundenschnellen Zerstörung der „Shidori Maru“ sagt sie dort eigentlich in der Tat nur „Guten Tag!“). Selbst in Tokio und der anschließend aufgesuchten Raffinerie muss sie jedoch zügig zu Werke gehen, und am Ende latscht sie brav in die Falle. Da ist wenig, woran man sich nach zehn Jahren noch erinnert – womit der Bogen zu meinen einleitenden Worten gespannt ist.
Noch weniger, und zwar entschieden weniger, können die menschlichen Mitwirkenden dafür tun, dass man Gamera in dauerhafter Erinnerung behält, denn Noriaki Yuasa und Niisan Takahashi fahren hier mit einem ganzen Rudel völlig sinnloser und überflüssiger Figuren auf. Irgendeinen Einfluss auf das Geschehen hat (neben Toshio als Bremsklotz und Störenfried) einzig und allein Doktor Hidaka, der für alles eine Lösung finden muss. Seine Kollegin Kyoko und der dauerahnungslose Professor Murase hätten indes über die gesamte Laufzeit hinweg gemeinsam Kaffee trinken gehen oder Urlaub machen können – sie haben hier nichts, aber auch gar nichts Vernünftiges zu tun. Auch Aoyagi greift mit seiner irritierenden Brandstiftung auf Oshima nur ein einziges Mal mit messbaren Folgen ins Geschehen ein. Lediglich Toshios Schwester Nobuyo hat bisweilen wirklich noch etwas zu tun, nämlich immer dann, wenn sie ihrem ausgerissenen Bruder hinterhersuchen muss. Zum großen Monsterkinoglück fehlt hier also eine ganze Menge.
Dafür weiß die Optik erst einmal dadurch zu gefallen, dass sie Schwarz-Weiß-Bilder im Breitwandformat präsentiert – eine seltene und faszinierende Kombination, die heutzutage den Vertretern der cineastischen Hochkultur vorbehalten ist (ich denke diesbezüglich an zwei auch inhaltlich ultrafinstere Dramen, die mir in letzter Zeit begegnet sind: Václav Marhouls The Painted Bird und Soi Cheangs Limbo). Der Daiei ging es jedoch 1965 nicht um cineastische Hochkultur, sondern um die Verschleierung tricktechnischer Defizite, die von vornherein als gegeben angesehen wurden – eine Rechnung, die hier und dort auch aufgegangen sein mag. Mir liegt die hervorragende deutsche Erstveröffentlichung von Cult Movie vor, deren Bilder sehr sauber und gepflegt aussehen, jedoch etwas kontrastarm sind, sodass man gelegentlich eher Grau-Weiß als Schwarz-Weiß sieht. Dennoch ist es ein Fest, diesen Film (noch dazu ungekürzt, also nicht in einer verschandelten US-Fassung) in einer derartigen Form sehen zu können. Die nicht vollständig durch Farbentzug verschleierten Trickeffekte (also schon fast alle ...) befinden sich halbwegs auf der Höhe ihrer Zeit, sind aber davon, in irgendeiner Form Maßstäbe zu setzen, meilenweit entfernt. Gamera selbst macht dabei den besten Eindruck – die Titelheldin wirkt selbst in Close-ups noch verblüffend glaubwürdig und wurde auch angemessen monstergerecht designt – mehr „Ungeheuer“ war wohl aus einer Schildkröte nicht herauszuholen. Auch ihre Düsentrieb-Kreiselei sieht zumindest dann recht überzeugend aus, wenn sie sich langsam dreht, während die Darstellung höherer Geschwindigkeiten respektive ihrer UFO-Flüge über Japan und den Rest der Welt weitgehend misslungen ist. Dass man bei ihrem Feuer-Atemstrahl sehr deutlich die Düse erkennen kann, aus der die Flammen austreten, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf die Arbeit der Daiei’schen Effektspezialisten – da war man bei Tōhō oder auch Nikkatsu mit einkopierten Strahlen besser beraten. Zudem, man kann’s nicht oft genug wiederholen, verliert Gamera viel von ihrer Würde, wenn sie überdeutlich von einem Darsteller besetzt auf zwei Beinen durch die Gegend läuft. Vierbeiner glaubwürdig durch Menschen verkörpern zu lassen, war freilich eine fast unlösbare Aufgabe, was man selbst an Tōhō-Kreaturen wie Angilas oder dem unsäglichen Walrossmonster Magma in Ishirô Hondas UFOs zerstören die Erde (aka Gorath) sehen kann. Auch hinsichtlich der Modellbauten schwächelt die Daiei: Die Gebäude, die man Gamera zum Zertrümmern gebaut hat, erreichen nicht annähernd den Detailreichtum ihrer Tōhō-Leidensgenossen, was vor allem an ihren sehr schlicht gestalteten Fenstern deutlich wird. Dafür hält sich der Streifen in Sachen Pyrotechnik recht wacker und beweist, dass Explosionen auch in Schwarz-Weiß ihren Reiz haben.
Darstellerisch wäre hier jedoch nicht einmal in Farbe etwas mehr Farbe ins Spiel gekommen – kein Wunder, wenn beispielsweise Harumi Kiritachi als Kyoko und Jun Hamamura als Professor Murase nur herumstehen und gelegentlich ein Stichwort geben oder „Keine Ahnung“ sagen müssen, wobei Jun Hamamura immerhin durch eine bizarre Wellenfrisur auffällt. Junichiro Yamashita hat als Aoyagi ebenfalls nichts Wesentliches zu tun – dessen plumpe Annäherungsversuche an Kyoko sind jedenfalls definitiv nicht wesentlich. So bleibt die darstellerische Hauptlast an Eiji Funakoshi als Dr. Hidaka und ja, eben auch an Yoshiro Uchida als Toshio hängen, denn der hat hin und wieder etwas zu tun, auch wenn’s alles andere als erfreulich ist. Eiji Funakoshi erinnert mitunter tatsächlich ein wenig an den noch jüngeren Einstein und macht seine Sache gut – er spielt angenehm unaufgeregt, aber nicht schläfrig. Yoshiro Uchida hingegen gibt seinen Toshio mit bleiernem Ernst und wirkt auch nicht zuletzt deshalb (hatte ich das schon gesagt ...?) schlichtweg unsympathisch. Etwas Freude kann man hier am ehesten an der niedlichen und überwiegend strahlenden Michiko Sugata haben, die als Toshios große Schwester Nobuyo ein paar nette Szenen hat – zu wenig, möchte man meinen. Sehr viel mehr Szenen haben derweil die in den Credits nicht genannten Teruo Aragaki und Kazuo Yagi, denn die stecken abwechselnd im Gamera-Suit. Ihnen gebührt also ein besonderer Dank. Der Score stammt schließlich von Tadashi Yamauchi und hat seine interessanten und erstaunlichen Momente: Des Öfteren begleitet er das Geschehen mit ganz asketischen Soli – mal scheint es eine Art Flöte zu sein, mal klingt es fast wie eine Drehleier. Das fühlt sich schon fast nach Arthaus an – in einem Sechzigerjahreriesenmonsterheuler erwartet man so etwas jedenfalls nicht. In den späteren Actionszenen bekommt man allerdings auch moderat nervende Allerwelts-Orchesterklänge zu hören.
So sei es denn noch einmal zusammengefasst, das Gesagte: Gamera ist ein preiswert produzierter, inhaltlich in allen wesentlichen Punkten zusammengeklauter, unkonzentriert erzählter und durch eine gewaltsam in die Handlung gewürgte Kinderfigur entwerteter Kaijū Eiga, der Mühe hat, zu sich selbst zu finden und zumindest aus meiner Sicht nicht gerade danach schreit, zum Auslöser einer ganzen Filmreihe zu werden – obwohl man seinem kuriosen Monster (das einzige echte Eigenverdienst!) ein gewisses Kultpotenzial nur schwerlich absprechen kann. Daher will ich nun auch mit der Meckerei aufhören und stattdessen zu Protokoll geben, dass ich als Kaijū-Eiga-Liebhaber unter dem Strich natürlich auch von Noriaki Yuasas Ur-Gamera noch immer gut unterhalten wurde und die Hoffnung nicht aufgebe, dass sich mein Verhältnis zur ganz lieb Städte zerkloppenden Daiei-Riesenschildkröte noch ein wenig bessert.
(09/24)
Knappe 7 von 10 Punkten aus Liebhabersicht, objektiv 5 von 10.