GAMERA No. 05
GAMERA GEGEN GUIRON – FRANKENSTEINS MONSTERKAMPF IM WELTALL
(GAMERA TAI DAIKAIJÛ GIRON)
Noriaki Yuasa, Japan 1969
Vorsicht – dieses Review enthält SPOILER!
Weiter geht’s mit den Abenteuern der Daiei‘schen Riesenschildkröte Gamera – konkret mit ihrem fünften Leinwandauftritt aus dem Jahr 1969, der wieder vom Schildkröten-Stammregisseur Noriaki Yuasa in Szene gesetzt und vom Schildkröten-Stammautor Niisan Takahashi (als Fumi Takahashi) geschrieben wurde. Daher und eingedenk der mit dem Vorgängerfilm Gamera gegen Viras offenkundig erfolgreich eingeschlagenen Marschrichtung stellt es auch keine Überraschung dar, dass Gamera gegen Guiron – Frankensteins Monsterkampf im Weltall (im Original ambitionslos Gamera tai daikaijû Giron, im Folgenden nur Gamera gegen Guiron – über die bekloppten Frankenstein-Titelanhänge muss man nicht reden, wobei der hiesige quasi als humoristische Reminiszenz an die alten Titel tatsächlich erst für die Deutschlandpremiere im Jahr 2013 ersonnen wurde), dass also Gamera gegen Guiron wieder ein waschechter Kinderfilm ist – na ja, fast waschecht, denn ein paar nicht ganz so kinderfreundliche Eigenwilligkeiten waren dem japanischen Riesenmonsterkino schließlich nie ganz auszutreiben. Sei’s drum – am Vorgänger Gamera gegen Viras konnte man auch als erwachsener Kaijū-Eiga-Liebhaber seine Freude haben, und das sollte hier nicht anders sein.
Das Weltall ... Im kurzen Vorspann teilt uns ein Off-Sprecher einige (sogar weitgehend korrekte) astronomische Fakten mit. Dann erfolgt die Titeleinblendung, und weil das japanische Original verwendet wird, brüllt uns der Sprecher den deutschen Titel mit fast wütendem Tonfall ins Ohr.
Nun aber: Japan. Dort empfangen Astronomen, angeführt von einem Dr. Shiga, seit einiger Zeit seltsame Funksignale, wissen aber nichts mit ihnen anzufangen, zumal sie nicht einmal ihre ungefähre Herkunft ermitteln können. Dass vor einem Jahr in England ähnliche Signale aufgefangen wurden, hilft da auch nicht weiter. Bei den Wissenschaftlern ist also nichts los – schalten wir daher um zu unseren kommenden Protagonisten.
Es sind erwartungsgemäß Kinder, und zwar gleich drei davon – der (geschätzt) acht- bis zehnjährige Akio, sein etwa gleichaltriger US-amerikanischer Kumpel Tom (die Gamera-Filme wurden auch in Amerika vermarktet, daher gibt es in ihnen zumeist ein Langnasenkind in prominenter Position) und seine jüngere, vielleicht sechsjährige Schwester Tomoko. Am Abend beobachten die drei mit ihrem Hobbyteleskop den Sternenhimmel und entdecken ... ein UFO! Nicht nur das: Sie sehen auch (offenkundig als Einzige auf der ganzen Welt – OmG), dass dieses UFO im nahen Wald landet. Selbstverständlich wollen sie sofort losstürzen und das Raumschiff (wie auch eventuelle Insassen) aus der Nähe betrachten, aber da macht ihnen Akios Mutter einen Strich durch die Rechnung: Es heißt Schluss mit der Entdeckerfreude – und ab ins Bett (Tom darf als Gastkind bei Akio übernachten). Am nächsten Morgen gibt es aber kein Halten mehr: Sofort nach dem Aufstehen machen sich Akio, Tom und Tomoko am debilen Wachtmeister Kondo vorbei auf den Weg in den Wald oder besser zur Kiesgrube am Rande des Waldes und stehen nach kurzer Zeit wahrhaftig vor einem relativ kleinen extraterrestrischen Raumschiff beziehungsweise einem UFO wie aus dem Bilderbuch.
Die Eingangstür ist geöffnet, und so stürmen Akio und Tom ohne jedes Zögern hinein, während die etwas vernünftigere Tomoko lieber draußen bleibt. „Mädchen sind eben blöd“, kommentiert Akio dieses für ihn unverständliche Verhalten. Im Inneren des UFOs treffen die beiden Jungs niemanden an, weshalb sie beginnen, hemmungslos an allen möglichen Schaltern und Knöpfen herumzufummeln (das ist für Akio beispielsweise eint natürliches Verhalten). Und während sie so spielen, dass sie durchs Weltall fliegen ... fliegen sie tatsächlich durchs Weltall! Da haben sie wohl doch mindestens einen falschen Knopf oder Schalter erwischt und eine entgeisterte Tomoko am Waldrand zurückgelassen. Und jetzt?? Das fragt sich zumindest Akio, und er fragt’s auch Tom. Der sieht die Sache indes ganz gelassen und hat auch schon einen prima Lösungsvorschlag: „Warten wir, bis der Treibstoff alle ist“, meint er (!!). (Lieber Tom, es sollte eher ungünstig sein, wenn mitten im Weltall der Treibstoff alle ist ...)
Es deutet sich freilich an, dass es so weit gar nicht kommt, denn schon nahen pflichtschuldigst die aus dem Genre am wenigsten wegzudenkenden Störenfriede – Meteore! Und die nahen unzweifelhaft auf Kollisionskurs („Sie treffen uns!“ – „So ein Mist!“). Akio und Tom möchten demnach schleunigst ihren Kurs ändern, aber das ist nun leider nicht mit dem willkürlichen Herumgefummel an irgendwelchen Knöpfen und Schaltern getan ... ihr Kurs denkt gar nicht daran, sich ändern zu lassen. Jetzt brauchen die Kinder Glück oder gar ein Wunder – und das naht auch schon in Form einer Riesenschildkröte. Genau: Gamera ist mal wieder im Weltall unterwegs. Sie zertrümmert zunächst mit dem Kopf (!) den größten der Meteore und veranstaltet dann, nachdem der Weg auf diese Weise wieder frei geworden ist, ein kleines freundschaftliches Weltraum-Wettfliegen mit den Jungs. „Gamera ist der beste Freund aller Kinder!“, meint Akio vergnügt, und es klingt, als habe er das schon lange vor der gerade erfahrenen Rettung gewusst. Dann aber fliegt Gamera einen großen Bogen und wendet sich gegen das UFO mit den Kindern. Kein Zweifel: Sie will es aufhalten beziehungsweise signalisieren, dass etwas nicht stimmt und die Jungs nicht weiterfliegen sollen. Dumm nur, dass Akio und Tom schon mal keine Ahnung haben, wie ein Anhalten oder Umkehren zu bewerkstelligen ist und sich zudem herausstellt, dass das UFO ferngesteuert wird. Und es beschleunigt, das UFO ... und wird so schnell, dass Gamera nicht mehr hinterherkommt. Und es wird noch schneller ...
Da es anscheinend schon in den Sechzigern ein beliebtes dramaturgisches Mittel war, genau an solchen Stellen umzuschalten ... schalten wir um – zur nicht mehr vordergründig entgeisterten, sondern nunmehr ziemlich aufgeregten Tomoko. Die erzählt ihrer Mutter, was gerade geschehen ist, aber nichts würde dieser ferner liegen, als einer Sechsjährigen derlei Unfug abzukaufen. Tomoko verhält sich indes auch hier vernünftig: Sie versucht nicht allzu lange, ihre Mutter von der Wahrheit zu überzeugen. Das hat keinen Sinn.
Zurück zu Akio und Tom: Erwartungsgemäß hat ihr Flug ein unsanftes Ende genommen. Das UFO ist mit etwas kollidiert – und zwar mit einem fremden Planeten, auf dessen Oberfläche es nun beschädigt, aber immerhin nicht völlig zertrümmert herumliegt. Auch die beiden Jungs sind nicht zertrümmert, sondern ganz im Gegenteil völlig unverletzt, sodass sie ins Freie treten können und sich dort darüber freuen, dass die „Luft gut“ ist (das heißt, sie können atmen – ob die Luft wirklich „gut“ ist, muss hier eigentlich noch nicht als erwiesen gelten). „Auf welchem Planeten sind wir wohl?“, fragt Tom, und Akio erwidert unternehmungslustig wie immer: „Gehen wir und sehen nach!“ Also gehen sie und sehen nach, um irgendwann festzustellen, dass dieser Planet „anscheinend ein genaues Ebenbild der Erde“ ist und sie sich nun als Entdecker eines „neuen Sterns“ feiern lassen können (falls sich jemals noch irgendwer findet, der das feiern will). Wie sie darauf kommen, dass der von ihnen entdeckte Planet (vergessen wir den Lapsus mit dem „Stern“) ein „genaues Ebenbild der Erde“ ist, weiß der Kuckuck – die Felslandschaft, in der sie sich befinden, wirkt ausgesprochen fremdartig, und Gebäude wie die hier lose herumstehenden gibt es daheim auch nicht. Nicht einmal das Riesenmonster, das jetzt angeflogen kommt, gibt es auf der Erde – zumindest nicht in der hiesigen Variante ... Richtig: Es kommt ein Riesenmonster angeflogen!
Es handelt sich um einen Verwandten des auf der Erde bekannten Gaos, also eine Art dreiecksköpfige Monsterfledermaus, nur in einer silbernen Ausführung. Es ist somit ein „Weltraum-Gaos“, wie Akio feststellt, und da im Kaijū Eiga traditionell Kinder bestimmen, wer oder was wie heißt, soll’s dabei bleiben. Ebenfalls nicht gerade irdisch ist nun weiterhin, dass das Wasser eines Bachs plötzlich rückwärts, also bergauf fließt. Als es vollständig zurückgeflossen und das Bachbett trocken ist, öffnet sich darin die Erde ... und ein neues Riesenmonster kriecht aus der Tiefe ... es ist, noch werden keine Namen genannt, eine Art Eidechse mit riesigem Fleischerbeilklingenkopf oder vielleicht eher eine riesige Fleischerbeilklinge mit Eidechse hintendran – wir begrüßen eins der bizarrsten, wenn nicht gar das bizarrste Monster der Kaijū-Eiga-Historie. Und das legt sich vor den Augen der staunenden Jungs sofort mit dem Weltraum-Gaos an, der inzwischen mit seinem gelben „Überschallstrahl“ (so hieß es in Gamera gegen Gaos) schon ein paar Gebäude in die Luft gejagt hat. Der nun folgende Kampf ist ebenfalls von historischem Wert – ich denke, die meisten Kaijū-Eiga-Freunde werden ihn selbst dann kennen, wenn sie den vorliegenden Film nie gesehen haben. Das traf auch auf mich zu – irgendwann stößt man im Internet einfach über einen entsprechenden „Videomitschnitt“.
Der Weltraum-Gaos feuert mit einem seiner gelben Strahlen auf den Gegner (Himmel, es ist natürlich Guiron, man kann’s ruhig schon mal vorwegnehmen), aber dieser Strahl wird von Guirons geschickt gehaltener Klinge reflektiert ... und trennt seinem Absender ein Bein ab! Das tat weh – der Weltraum-Gaos hüpft erst einmal entsetzt auf dem verbliebenen Bein herum und erhebt sich dann in die Luft, um eine Beruhigungsrunde zu drehen und hernach im Tiefflug erneut anzugreifen – was nicht sein bester, auf jeden Fall aber auch schon fast sein letzter Einfall ist: Guiron springt nämlich nun hoch in die Luft und säbelt dem Fledermausmonster einen ganzen Flügel, also fast die gesamte rechte Hälfte ab! Die beiden Weltraum-Gaos-Teile stürzen zu Boden und zucken im Staub. Da aber kommt Guiron schon wieder angeflogen und säbelt seinem Gegner auch den zweiten Flügel ab (!). Um den Weltraum-Gaos ist es nun endgültig geschehen – hilflos und wie gelähmt herumliegend muss er sich von Guiron sogar noch den Kopf absäbeln lassen, der mit einer irren Flugkurve davonfliegt. Und wenn uns nicht alles täuscht, hören wir nun sogar höhnisches Gelächter von Guiron! Der ist aber immer noch nicht fertig mit dem violettblutig dahingemeuchelten Weltraum-Gaos: Nun beginnt er, den Rumpf des Verstorbenen in Scheiben zu hacken (!!) – sicher aus purer Boshaftigkeit, aber offensichtlich auch in der Absicht, ein Stück von ihm zu verspeisen. Als er eine Scheibe zum Mund führt, scheint diese jedoch fürchterlich zu stinken, denn Guiron wirft sie angewidert von sich.
Akio und Tom werden nun auf die pyramidenförmigen Teleportationskabinen aufmerksam, die hier und dort in der Gegend herumstehen, und natürlich teleportieren sie sich sofort ein wenig in dieser Gegend herum. Kurz bevor Guiron auch sie zerhacken kann, gelangen sie in das Innere eines Gebäudes, in dem es einen langen Gang mit „Fahrplatten“ gibt – und natürlich betreten sie umgehend eine von denen und gleiten bis in einen größeren Raum, den die Kids sachkundig als „Kontrollzentrum“ ausmachen. Während sie sich dort umschauen, sehen wir die Silhouetten zweier Personen, bei denen es sich anscheinend (endlich) um die Außerirdischen handelt, denen das UFO und der hiesige Planet gehört – sie flüstern sich jedenfalls etwas in einer fremdartigen Sprache zu (genau genommen ist es aber nur irgendeine ganz normale irdische Sprache, die mit ungefähr achtzigfacher Geschwindigkeit abgespielt wird). Die beiden Gestalten beobachten die Jungs und wollen sie anscheinend sofort erschießen, überlegen es sich dann aber noch einmal anders und betreten den Raum, in dem sich Akio und Tom befinden.
Es handelt sich um zwei schmucke junge Frauen in „typischer“ Raumfahrer- oder eben Alien-Kleidung einschließlich alberner Antennen-Kopfbedeckungen, die ein paar „Sätze“ wechseln und sich an irgendeinem Gerät zu schaffen machen. „Sie sprechen offenbar nur Außerirdisch“, meint Akio – aber da irrt er: Dank ihres „Universaltranslators“ können sich die beiden jungen Damen kurz darauf in feinstem Japanisch (gehen wir einmal vom Original aus) mit den Kids unterhalten und ihnen mitteilen, dass sie sich auf dem Planeten „Terra“ befinden, welcher der Erde quasi als „Zwillingsstern“ auf der anderen Seite der Sonne genau gegenübersteht und auch die Erdbahn benutzt. Dann stellen sie sich auch endlich einmal vor – sie heißen „Barbella“ und „Flobella“ (!). Barbella würde in ihrer Sprache übrigens „Süß wie ein kleiner Vogel“ bedeuten, und Flobella „Schön wie ein Regenbogen“. Nun wissen wir auch das, und ganz so falsch ist es gar nicht. Auch das Fleischerbeilmonster stellen sie nun offiziell vor – es sei ihr „Wachhund“ (!) Guiron, dessen Gehirn sie durch „X-Strahlen“ kontrollieren könnten.
Etwas zur Terra-Geschichte erfahren wir und die Jungs auch gleich noch: Die Terraner waren einst eine hoch entwickelte Zivilisation und beherrschten dank „elektronischer Gehirne“ sogar die Naturgesetze – bis es einen verhängnisvollen Fehler in einem der E-Hirne gab (ein Standardmotiv des SF-Genres, hier bereits in einem Nippon-Monsterheuler von 1969 aufgegriffen). Dieser Fehler ließ „die Ungeheuer“ entstehen (es dürften vornehmlich die Weltraum-Gaos gemeint sein), welche fast das gesamte terranische Volk vernichteten. Die Überlebenden „stiegen in ein großes Schiff“, um einen neuen Planeten zu suchen. Barbella und Flobella blieben allein zurück und haben das „Erkundungsschiff“ überwacht, mit dem die Kinder gereist sind (es war also in der Tat unbemannt). Dann kommt die ganz schlechte Nachricht: Ihre Welt, fährt Flobella fort, erkalte rapide – in nur fünf Stunden (!!) würde die gesamte „Weltraumbasis“, in der sie sich befinden, bereits von dicken Gletschern eingeschlossen sein (!!). Was für ein Glück, dass gerade noch rechtzeitig die Kinder aufgetaucht sind – Akio lädt die beiden Terranerinnen auf die Erde ein, wo es nicht nur sicher, sondern auch schön sei. Die Eingeladenen sind begeistert und wollen nur noch einmal das Schiff (gemeint ist das UFO) überprüfen, um nötigenfalls zu reparieren, was bei der Bruchlandung der Jungs beschädigt wurde – dann kann’s losgehen. Wenn uns jedoch nicht alles täuscht, haben wir da gerade ein ganz fieses Grinsen bei Flobella gesehen ...
Kurzer Schnitt ins Weltall: Dort düst Gamera herum.
Zurück in die Station, wo sich die Kinder inzwischen in einem „Erholungsraum“, ähm ... erholen dürfen. Barbella und Flobella besprechen unterdessen ihr weiteres Vorgehen. Barbella mahnt an, dass in das Raumschiff nur zwei Personen passen und die Jungs daher gar nicht mitreisen können, aber das weiß Flobella. Sie will die Kinder auch überhaupt nicht mitreisen lassen – jedenfalls nicht als Kinder ... Gerade eben überprüfe ihr System, ob Akio und Tom ungiftig für junge Terranerinnen sind, und wenn das der Fall sein sollte, dann könnten sie als Proviant (!!) dienen! Scheinbar verläuft die Untersuchung günstig, aber bevor die Jungs geschlachtet werden, will Flobella sie noch ein wenig aushorchen. Dazu werden Akio und Tom durch irgendwelche Strahlen oder Wellen gelähmt beziehungsweise hypnotisiert, sodass sie steif in der Gegend herumstehen. Flobella interessiert sich für die Erd-Gaos und vor allem für diese seltsame Schildkröte namens Gamera, die angeblich im Alleingang eine Reihe von Monsterdreieckskopffledermäusen besiegt hat und daher durchaus Beachtung verdient. „Gamera ist ein Freund aller Kinder!“, teilt Akio auf ihre Fragen mit, und das ist der Startschuss für etwas ... Archivmaterial! Wir hatten es schon fast vermisst.
Passend zum Kinderthema sehen wir Toshios Rettung am Leuchtturm aus dem Ur-Gamera (wieder ohne Hemmungen vor Schwarz-Weiß-Material), Eiichis Flug auf dem Schildkrötenpanzer aus Gamera gegen Gaos und ein paar Szenen mit Masao und Jim aus Gamera gegen Viras. Das genügt Flobella nach recht kurzer Zeit, und so werden Akio und Tom wieder entlähmt – und mit genau den leckeren „Teigkringeln“ versorgt, die sie sich gerade gewünscht haben. (Gedankenlesen? Kein Problem für Terranerinnen.) Diese Teigkringel (Tom nennt sie im Original „Donuts“ ...) sind aber mitnichten eine Liebesgabe: Flobella teilt Barbella nämlich mit, dass das Gebäck ein Schlafmittel enthält und sobald die Kinder in den Tiefschlaf gefallen sind ... ihre Gehirne gegessen werden können (!!!)! Genau das will Flobella nämlich tun. Es sei notwendig, um sich das in den Gehirnen gespeicherte Wissen der Kinder anzueignen und damit eine bessere Anpassung an die zukünftige irdische Umgebung zu ermöglichen – „wie sich Bakterien an einen neuen Wirt anpassen, in den sie eingedrungen sind“, meint Flobella (Mensch, Mädels – viel Wissen werdet ihr in den Gehirnen dieser beiden Grundschüler nicht antreffen ...).
Und auf der Erde? Dort will Toms Mutter ihren Sohn von Akios Mutter abholen, muss sich aber sagen lassen, dass beide Jungs verschwunden sind. Kann passieren, meinen die Mütter und bleiben erst einmal erstaunlich ruhig. Jetzt schlägt indes die große Stunde von Tomoko – die beiden Frauen wollen von ihrem UFO-Geschwätz natürlich nichts hören, aber Tomoko schmuggelt sich ins Auto von Toms Mutter und gelangt mit ihr zum Wachtmeister Kondo, der zwar ein Volltrottel sein mag, aber auch (oder gerade deshalb ...) bereit ist, Kinder ernst zu nehmen. Die Diskussion, die er hernach mit Toms Mutter führt, hilft den beiden Jungs auf Terra freilich auch nicht weiter.
Gamera könnte da schon viel eher und besser helfen. Die düst auch schon wieder durchs All, und so wie man sie kennt, dürfte es in Richtung Terra gehen ... Allerdings ist auch wirklich Eile geboten, denn Akio und Tom geht es langsam an den Kragen beziehungsweise an den Kopf: Nachdem sie die Teigkringel gegessen haben und kurz darauf in den Tiefschlaf gekippt sind, frohlockt Flobella: „Essen wir ihre Gehirne!“ Im Handumdrehen schert sie Akio den Kopf kahl und setzt schon den Dremel an, um seine Schädeldecke zu öffnen ... doch da: Alarm! Gamera kommt! „Sie wird auf eine Feuerwand treffen“, meint Barbella und feuert eine Rakete auf den ungebetenen Gast ab. Die schlägt auch in Gameras Nähe ein und explodiert, aber eine „Wand“ ist das nicht, und schon gar nichts, was die Schildkröte in ihrem Tatendrang einschränken kann. Die Terranerinnen müssen schwerere Geschütze auffahren, und so lassen sie nun ... ihren Wachhund Guiron frei! „Sollen sie gegeneinander kämpfen“, mein Flobella gelassen.
Und sie kämpfen gegeneinander, die aus Liebe zu irdischen Kindern handelnde Riesenschildkröte Gamera und die gedankenkontrolliert für die zweiköpfige Restbevölkerung Terras antretende Riesenfleischerbeilkopfeidechse Guiron. Auch das ist ein denkwürdiger, weil bizarrer und nicht zuletzt vollkommen beknackter Kampf, in dessen Verlauf Guiron sogar Shuriken, also Ninja-Sterne aus seinem Kopf verschießt! Am Ende muss Gamera einhalten und erst einmal seine Verletzungen mit Eis kühlen (es gibt genug davon – wir erinnern uns: Terra ist rapide am Erkalten!), um dann in einen See zu stürzen, in dem er anscheinend bereits gestanden hat (hier gab es offenkundig einen schweren Unfall im Schneideraum). „Er ist tot! Das geschieht ihm recht!“, meint Flobella, und die beiden Alieninnen lachen schadenfroh.
Tom erwacht derweil aus seinem Teigkringel-Tiefschlaf und kann das folgende Gespräch der jungen Damen belauschen, wonach ihm alles klar ist. Er weckt seinen noch schlafenden Kumpel und berichtet ihm, was er gehört hat. „Die Sternenmädchen sind Menschenfresserinnen! Die wollen uns gar nicht zur Erde bringen, die wollen nur dahin, um die Leute zu fressen!“, sagt er (ob der Menschheit da wirklich Gefahr droht, darf bezweifelt werden). Da die Menschenfresserinnen gerade ihr Raumschiff reparieren, das im Zuge der letzten Monsterprügelei Schaden genommen hat, können Tom und Akio die Flucht ergreifen – werden aber schnell entdeckt. Es gelingt ihnen zwar, die Mädels auf unglaublich billige Weise hereinzulegen und sie scheinbar ohne Option auf eine Rückkehr in die Ferne zu teleportieren, aber kaum ist ihr Jubel über die gelungene Aktion verklungen, stehen Barbella und Flobella schon wieder vor ihnen. Auf die Frage, warum sie so schnell zurückkehren konnten, antwortet Barbella triumphierend: „Wir sind nicht zurückgekehrt, sondern nur im Kreis herumgestrahlt!“ Da kann man nichts machen. Akio und Tom werden in einen Käfig gesperrt, obgleich Tom ruft: „Wir schmecken doch gar nicht!“
Auf der Erde sitzen währenddessen die Mütter der Jungs beisammen und machen sich nun doch Sorgen beziehungsweise sind sauer darüber, dass es ihre Söhne diesmal mit dem Unfug zu weit getrieben haben (Tom droht sogar eine „Tracht Prügel, dass er eine Woche nicht sitzen kann“, und so wie seine Mutter aussieht, traut man ihr noch Schlimmeres zu). Zum Glück hat Wachtmeister Kondo schon einmal etwas Wirbel um die Sache gemacht, und tatsächlich fährt nun eine ganze Autokolonne vor, deren Fahrzeugen gefühlt drei Dutzend Männer entsteigen und auf die Mütter zueilen. Es handelt sich allerdings nicht etwa um Wissenschaftler oder Vertreter von Polizei und Behörden – hier kommt die Presse! Die Leute wollen also nicht helfen, sondern nur berichten. Immerhin erfahren die Mütter durch sie nun auch ein paar Details zur Lage.
Zurück zur „Kontrollzentrale“ auf Terra (deren Innendesign übrigens stark an jenes des Alien-Raumschiffs im Vorgänger Gamera gegen Viras erinnert). Dort rufen Akio und Tom lautstark nach Gamera, aber die liegt noch auf dem Grund des Sees, in den sie hineingestürzt ist. So müssen die Jungs selbst etwas für ihre Befreiung tun – wie gut, dass Tom seine Pfeil-Pistole dabei hat (Memo an die Mädels: Man entwaffnet seine Gegner, wenn man sie gefangen nimmt). Tom schießt nun auf ein paar entfernte Schaltknöpfe, in der Hoffnung, dass sich ihr Gefängnis dann öffnet. Und ja, er trifft und es öffnet sich ein Gefängnis – nur nicht das der Jungs, sondern das von Guiron! Der läuft nun auf das Raumschiff zu, in dem Barbella und Flobella noch immer ein paar Schäden beseitigen. „Wir müssen starten!“, ruft Flobella entsetzt – von ihrem Standort aus können sie Guiron nicht gehirnkontrollieren. „Und die Kinder lassen wir zurück?“, fragt Barbella. „Warum nicht? Auf der Erde gibt es genug davon!“, bekommt sie zur Antwort (!!). Und dann starten sie, die fiesen Terranerinnen ... aber weit kommen sie nicht: Guiron setzt zu einem seiner abstrusen Sprünge an, schnellt in die Luft – und säbelt das Raumschiff in zwei Hälften (!). Zumindest die mit den jungen Damen übersteht den folgenden Absturz in die terranische Felslandschaft relativ gut, sodass die beiden ohne sichtbare Schäden davonkommen. Barbella ist allerdings unter einem der umgekippten Sitze eingeklemmt und muss Flobella um Hilfe bitten. Die aber denkt gar nicht daran, zu helfen: „Du kennst die Gesetze unserer Welt. Wer nutzlos geworden ist, hat kein Recht mehr, weiterzuleben“, teilt sie ihrer letzten verbliebenen Artgenossin eiskalt mit – und erschießt sie mit ihrer Strahlenwaffe. Barbella vergeht in einer peinlichen Lichterscheinung.
Guiron marschiert nun zum Gebäude mit dem Kontrollzentrum und beginnt, es kurz und klein zu schlagen, wodurch aber wenigstens die Jungs frei kommen. Dann endlich, endlich taucht Gamera auf – im wahrsten Wortsinn. Unter den unvermeidlichen Anfeuerungsrufen der Erdenkinder stürzt sie sich auf Guiron und verwickelt das laufende Fleischerbeil in die nächste Klopperei. Auch die verläuft jedoch suboptimal: Gamera kann zwar eine (ebenfalls schon legendäre) Reckübung vollführen, fängt sich aber wieder ein paar Shurikentreffer ein und muss sich aufs Neue ins Wasser zurückziehen. Die Kinder drücken derweil alle verfügbaren Knöpfe, um Guirons Gehirnkontrolle aufzuheben (Herrgott – er ist doch so oder so böse!). Für kurze Zeit zieht sich Guiron tatsächlich erst einmal in sein Quartier unter dem Bach zurück, während Flobella in einem abgelegenen Gebäude der Weltraumbasis herumturnt und stinksauer darüber ist, dass Gamera noch lebt. Ihre Sache, das weiß sie, ist verloren – aber diese nervende Schildkröte, die will sie noch vernichten (hier lassen sich deutliche Parallelen zum Vorgänger Gamera gegen Viras erkennen, falls man mit diesem vertraut ist). Also fummelt auch sie an irgendwelchen Knöpfen und Schaltern herum, während Gamera auf dem Grund des Sees damit beschäftigt ist, die Ninjasterne zu entfernen, die in ihrem Körper stecken.
Flobellas Knopf- und Schaltergefummel zeigt derweil Früchte: Guiron erhebt sich wieder aus der Tiefe und ein Stück weiter entfernt wird auch die Abschussrampe für eine Atomrakete ans Tageslicht gehoben – mitsamt Atomrakete (zumindest sagen die Jungs, dass es eine Atomrakete ist – woher sie das wissen wollen, bleibt ein Mysterium). Die beiden Acht- bis Zehnjährigen (!) freuen sich auf jeden Fall riesig über die Nuklearwaffe. „Wie können wir die lenken?“, fragt Akio tatendurstig, und Tom gibt die hiesige Universalantwort: „Drück die Schalter!“
Ihr designiertes Angriffsziel entfernt sich allerdings erst einmal: Guiron springt in den See, um den Kampf gegen Gamera fortzusetzen und der Schildkröte idealerweise den Rest zu geben (deutliche Punktvorteile hat er schon). Aber Gamera ist noch fit genug, um im nunmehr folgenden Unterwasserduell den Spieß umzudrehen und Guiron in die Defensive zu drängen. Nach einer Weile kann sie ihren Gegner schnappen und mit ihm aus dem See hinaus in die Höhen der Troposphäre fliegen (und wieder lassen sich ganz deutliche Parallelen zum Vorgänger Gamera gegen Viras erkennen, falls man mit dem vertraut ist ...). Zu einer Vereisung kommt es jedoch nicht: Irgendwann dreht Gamera eine schnittige 180-Grad-Kurve und rast nun zurück nach unten, um Guiron mit dessen Fleischerbeil tief und fest in den terranischen Boden zu rammen. Da steckt er nun, der Unhold, und zappelt hilflos mit den Beinen in der Luft herum.
Auftritt Akio, Tom und Atomrakete: Die Jungs schaffen es tatsächlich, die Rakete gezielt (!) auf Guiron abzufeuern – so gezielt sogar, dass sie genau auf Guirons Klinge trifft und längs von ihr zerteilt wird. Nun fliegen also zwei halbe Atomraketen durch die Gegend (!) ... aber nur für wenige Augenblicke, denn dann landet die eine Hälfte in jenem Gebäudeteil, in dem sich die niederträchtige Flobella aufhält. Die folgende Explosion fügt der letzten auf Terra lebenden Vertreterin ihrer Spezies tödliche Verletzungen zu. Flobella vergeht in einer peinlichen Lichterscheinung.
Es bleibt aber noch die zweite Hälfte der Atomrakete: Die hat Gamera in der Luft aufgefangen und hält sie nun ratlos in der Hand. Gut, dass die Jungs wissen, was zu tun ist und ihr zurufen können, dass sie die Raketenhälfte in das Shuriken-Austrittsloch in Guirons Kopf werfen oder stecken soll. Das macht die Schildkröte auch brav und steuert dann sogar noch einen eigenen Einfall zur Klärung der Lage bei, indem sie mit ihrem Flammenstrahl Rakete und Guiron-Klinge erhitzt – bis es knallt und eine halbe Atomwaffenexplosion (nach mehr sieht’s auch nicht aus) das Ungeheuer Guiron in zwei Teile reißt (man kann sekundenbruchteillang das Hinterteil durch die Luft fliegen sehen und darf sich hernach wundern, dass Kopf und Klinge, eigentlich Zentrum der Explosion, noch erstaunlich intakt sind ...). Gamera aber feiert sich und den Sieg und nimmt ein paar ziemlich alberne Godzilla-Gedächtnis-Jubelposen ein. Eine Kleinigkeit ist freilich noch zu erledigen: Akio und Tom müssen zurück zur Erde. Kein Problem – das nimmt die Schildkröte umgehend und ganz allein in die Hand – und in den Mund ... Sie sammelt die beiden Hälften des Terranerinnen-Raumschiffs ein, hält sie aneinander und schweißt sie mit ihrem Flammenstrahl zusammen (!), um anschließend das frisch in Schuss gebrachte Raumschiff mit den Kindern an Bord ins Maul zu nehmen und damit zur Erde zu fliegen ...
Im Steinbruch am Rande des Waldes werden sie dort schon erwartet – besonders Tomoko ist hoch erfreut, zumal sie nun weiß, dass ihr die Erwachsenen in Zukunft mit weniger Vorurteilen begegnen werden, und das starke Schlusswort gehört Akio (die gefühlt knapp neunzig Abschiedsgrüße, die Gamera am Ende noch hinterhergerufen werden, einmal ausgeklammert). Sein Abenteuer, meint er, sei aufregend gewesen, aber generell sollten die Menschen ihr Glück nicht in den Sternen suchen, sondern sich auf Erden bemühen, sein persönliches, aber durchaus verallgemeinerungswürdiges Ideal zu verwirklichen: Eine Welt, in der niemand hungern und frieren muss, und in der es keine Kriege und keine Verkehrsunfälle gibt ...
Diese Idealvorstellung von einer hoch entwickelten Zivilisation hatte er schon früher zweimal geäußert (einschließlich der Verkehrsunfälle) – es ist ihm also ernst mit der Sache. Und auch Noriaki Yuasa und Niisan Takahashi war es weiterhin ernst mit ihrem Anliegen, etwas für die Kinder unter den Kaijū-Eiga-Freunden zu tun, weshalb sie erneut zwei ganz junge Protagonisten (eigentlich drei, aber Tomoko ist an der Haupthandlung nicht beteiligt) installiert und sich einen Teufel um Glaubwürdigkeit und Lebensnähe geschert haben. Sicher – glaubwürdig und lebensnah ist das japanische Monsterkino (Gott sei Dank!) nie gewesen, aber wenn hier Grundschüler einfach so in fremde UFOs spazieren, von denen außer ihnen offenkundig kein Mensch auf der Erde Notiz genommen hat (okay, es ist nur ein UFO ...), ganz selbstverständlich darin herumspielen und schließlich ... aber das ist bekannt. Unumstößlich bleibt indes, dass all das schlichtweg Quatsch ist, den man einem rein erwachsenen Publikum nicht vorsetzen könnte – so groß auch der Quatsch sein mag, der gerade zu Shōwa-Zeiten selbst in den „klassischen“ Kaijū Eiga zu erleben war (ich denke gerade an Godzilla vs. Megalon aka King Kong – Dämonen aus dem Weltall). Auf der anderen Seite, es klang schon an, beinhaltet Gamera gegen Guiron auch Aspekte, die eigentlich nicht so recht ins Kinderkino gehören wollen. So gibt es ein paar blutige Szenen, die zwar „nur“ die Monster betreffen, aber im Kern doch ziemlich heftig sind (der kurz und klein gehackte Gaos ist echt krass) – und überhaupt ist „nur“ hier der falsche Begriff: Immerhin betrifft‘s mit Gamera auch die große Sympathieträgerin aller Kinder – deren türkisfarbenes Blut dürften die Kleinen nicht so gern spritzen sehen. Darüber hinaus sind auch kannibalisch (oder besser: menschenfresserisch) veranlagte „Sternenmädchen“, die sich daran machen, die Schädel der Helden aufzudremeln und deren Gehirne (!) zu vernaschen, im Kinderkino eher bedenklich. Na ja, wie schon anderenorts gesagt: Außer vielleicht in Japan.
Erfreulicherweise sind nun Akio und Tom nicht ganz so nervtötend wie einige ihrer Kaijū-Eiga-Vorgänger – ich will sie mit knapp sechs von zehn wie auch immer genannten Einheiten auf der nach oben nicht offenen Nerv-Skala bewerten und damit deutlich niedriger einstufen als den eigensinnigen Young im koreanischen Yongary, den superschlauen Masao in Gamera gegen Viras und den nutzlosen Unsympathen Toshio im Ur-Gamera. Man kann tatsächlich halbwegs mit Akio und Tom leben, zumal sie niemals völlig aus der Defensive herauskommen und somit nicht maßgeblich für die Weltrettung verantwortlich sind. Diese Verantwortung trägt Gamera fast allein auf ihrem Panzer. Akio und Tom obliegt es dabei, die Schildkröte lautstark anzufeuern – eine in den Büchern von Niisan Takahashi bis zum hirnschädigenden Überdruss kultivierte Unsitte. Ich hatte derlei Anfeuerungen in meinen Notizen zum Vorgängerstreifen Gamera gegen Viras einmal spaßeshalber vollständig wiedergegeben, aber im vorliegenden Fall musste ich vor dem Ausmaß eines solchen Unterfangens kapitulieren, weil zu befürchten stand, dass meine Tastatur dabei wegen Überlastung in die Knie geht. Okay, das mag übertrieben sein, doch ganz ohne Grund hab ich’s nicht übertrieben.
Aber noch einmal zwei Schritte zurück: Von „Weltrettung“ kann hier eigentlich gar nicht die Rede sein – als Freund des Sci-Fi- und Katastrophenkinos aller Couleur, der ich erklärtermaßen bin, arbeite ich nur schon ganz automatisch mit diesem Begriff. Die Erde ist in Gamera gegen Guiron jedoch, bei aller Hochachtung für die Boshaftigkeit der „Sternenmädchen“ Flobella und Barbella, durch diese beiden nicht ernsthaft gefährdet. Selbst wenn sie von einer überlegenen Technik Gebrauch machen könnten, so wäre es den jungen Damen sicher nicht möglich, eine populationsbedrohende Menge an Menschen aufzuessen. (Falls man seine Zeit gerade nicht mit etwas Sinnvollem verschwenden möchte, kann man diesen Fakt auch mathematisch hinterfragen: Wenn die beiden wohlwollend geschätzt zwanzigjährigen Terranerinnen nur die gegenwärtige Weltbevölkerung fressen wollten, dann müsste jede von ihnen selbst dann, wenn sie hundert Jahre alt würden, täglich mehr als 142.000 Menschen zu sich nehmen. Oder etwa 5.920 pro Stunde – ohne Schlaf oder gar Urlaub.) Es würde also, wenn überhaupt, nur Gefahr drohen, wenn sie ihre Artgenossen im „großen Schiff“ herbeirufen – aber so etwas wird hier von niemandem auch nur angedacht. Es wäre zudem ohnehin wurst, weil die Geschichte noch auf Terra ihr Ende findet und die „Sternenmädchen“ bis dahin kaum hundert Meter in Richtung Erde zurücklegen konnten (warum die beiden überhaupt mutterseelenallein auf einem Planeten zurückgelassen wurden, der regelmäßig von Ungeheuern heimgesucht wird und dem baldigen Untergang durch „rapides Erkalten“ geweiht ist, wissen übrigens nur Terraner). Egal – auf jeden Fall gilt: Schön, dass sie da sind, denn Gamera gegen Guiron profitiert ungemein von ihnen. Flobella und Barbella (darauf, dass bei deren Namensgebung Roger Vadims 1968 erschienener Sci-Fi-Kultfilm Barbarella Pate gestanden hat, sollte man turmhohe Wetten eingehen können), Flobella und Barbella also (in der englischen Sprachfassung und auch in der IMDb heißt es übrigens „Florbella“ – im japanischen Original wird’s allerdings so schnell gesprochen, dass es tatsächlich eher nach „Flobella“ klingt), Flobella und Barbella also bereichern diesen Film ungemein, und dies nicht nur, weil sie ganz bezaubernde Alieninnen sind, sondern auch, weil ihr hanebüchenes Treiben jene Sorte von Blödsinn respektive Quatsch repräsentiert, an der man auch als erwachsener Kaijū-Eiga-Liebhaber seine helle Freude haben kann.
Gelegentlich wird Gamera gegen Guiron eine entfernte geistige Verwandtschaft mit dem Godzilla-Streifen Befehl aus dem Dunkel bescheinigt, aber die ist wirklich nur entfernt – mich persönlich haben Flobella und Barbella eher ein wenig an die Kilaakianerinnen im ein Jahr zuvor erschienenen neunten Godzilla-Auftritt Frankenstein und die Monster aus dem All erinnert (es könnte schon sein, dass von dem grauen Glitzerstoff, aus dem die kilaakianische Bekleidung angefertigt wurde, noch ein paar Meter übrig waren ...). Daran, dass die Terraner von ganzen zwei Personen vertreten werden, kann man übrigens sehr schön die Sparsamkeit erkennen, mit der im Hause Daiei traditionell gearbeitet wurde. Auch Teile der Gamera gegen Viras-Kulissen kamen augenscheinlich zum Einsatz (die bunt leuchtenden Dreiecksmuster einiger Innenraumwände sind sehr markant), und selbstredend Bilder aus dem hauseigenen Archiv. Hierbei handelt es sich um das bereits beschriebene Material, das Gameras freundschaftliches Verhältnis zu Kindern unterstreicht, insofern eher Monsterkitsch als Monsteraction ist und eine Gesamtlänge von ziemlich genau zweieinhalb Minuten aufweist. Dabei bleibt es dann auch, sodass das Szenenrecycling in Gamera gegen Guiron ein nur knapp über der Toleranzgrenze liegendes Ausmaß hat und noch als Ordnungswidrigkeit durchgehen kann.
Erfreulicherweise hat Gamera gegen Guiron auch keine Unmengen an Fremdmaterial nötig, denn der Streifen ist hinlänglich um seine eigene Monsteraction bemüht. Und so sehen wir nicht nur den kurzen, aber denkwürdig splattrigen Kampf zwischen Guiron und dem Weltraum-Gaos, sondern auch zwei relativ lange Kloppereien zwischen Gamera und Guiron, die allerdings an der üblichen Trägheit der Schildkröte leiden – so lässt sie sich von Guiron neun Mal seelenruhig in den Panzer respektive Rücken hacken, bis das Blut spritzt und sie endlich einmal zur nötigen Gegenwehr schreitet (Ähnliches geschah in Gamera gegen Gaos, als ihr der Dreieckskopf fast den Arm abstrahlen konnte, weil sie ihn erst nach dem zehnten Treffer einmal aus der Schussbahn zog). Dass sie sich zudem wieder ein paar Ratschläge von den Kindern holen muss, ist ebenfalls nicht gut fürs Image.
Dafür gibt’s jedoch ein wenig Comedy, denn Gamera vollführt an irgendeiner Stange die schon erwähnte schöne Reckübung (!) mit erstklassigem Abgang und blitzsauberer Landung ... wenn ich nicht irre, schüttelt sogar Guiron über so viel Unfug den Kopf. Das gehört allerdings schon zu den besten Momenten des intendierten Humors, von dem es hier eine ganze Menge gibt – an anderen Stellen, vornehmlich dann, wenn Wachtmeister Kondo den Kasper spielt, wird’s wirklich oberpeinlich. Wenn man sich indes vor Augen führt, dass ostasiatischer Humor in der Regel schon grundsätzlich zum Fremdschämen einlädt und hier sogar ostasiatischer Humor für Kinder in Erscheinung tritt, dann sollte man sich über die Albereien Kondos zumindest nicht wundern. Ob man sie gutheißt oder wenigstens mit Nachsicht behandelt, steht auf einem anderen Blatt.
Optisch macht Gamera gegen Guiron derweil einen sehr guten Eindruck – der Streifen kommt ganz Daiei-Kaijū-Eiga-klassisch im Breitwandformat daher und begeistert zumindest in der vorliegenden Fassung von Cult Movies Entertainment, bei der es sich wieder um eine deutsche Erstveröffentlichung handelt (stolze 44 Jahre nach der Premiere in Japan), mit erstaunlich scharfen und sauberen Bildern, deren Qualität mich mehr als einmal wirklich überrascht hat. In manchen Passagen, genauer gesagt bei vielen der Studioaufnahmen, kann man jedoch ahnen, wie alt dieser Film ist.
Die Studioaufnahmen ... mit ihnen ist auch schon die Tricktechnik angesprochen, die sich eine Reihe vorhersehbarer Schwächen leistet. Was deutlich ins Auge fällt, sind die grob gearbeiteten Modellbauten. In diesem Punkt hat man bei Daiei zumindest während der Shōwa-Ära nie das Niveau der wesentlich detailverliebteren Tōhō-Sets erreicht, und ganz sicher hat man’s schon aus wirtschaftlichen Gründen auch gar nicht versucht. Solange die Schöpfungen der Bastler ihren Zweck erfüllten, ohne allzu billig oder gar lächerlich auszusehen, war’s okay. Auch in Gamera gegen Guiron war’s unter dem Strich okay – die Bauten wirken zwar tatsächlich billig, aber nicht allzu billig. Na ja – gerade so, denn die Gebäude der terranischen „Weltraumstation“ und das Erkundungs-UFO der Aliens sehen aus, als wären sie auf die Schnelle aus Holz geschnitzt und dann dick mit Silberfarbe angepinselt worden. Auch die immerhin recht weiträumige Landschaft unseres „Zwillingssterns“ gibt sich karg – mehr als ein paar schlanke, aber immerhin wohltuend fremdartige „Felsnadeln“ hat sie nicht zu bieten. Dagegen kann man freilich nicht einmal etwas einwenden: Auf Terra ist es eben öde, und das Gegenteil lässt sich nicht beweisen.
Dass einige der hier fabrizierten Rückprojektionen (immerhin: nicht alle) missraten sind, muss indes nicht erst umständlich bewiesen werden, und der seltsame orangegelbe Leuchteffekt, in den sich die beiden „Sternenmädchen“ und auch etwas Technik auflösen, ist vollkommen indiskutabel. Da schneiden die Monster insgesamt schon besser ab. Der Weltraum-Gaos ist sogar für das absolute tricktechnische Highlight des Films verantwortlich: Die beiden Teile, die nach Guirons erster „Luftattacke“ von ihm zu Boden fallen, wirken frappierend echt. Ansonsten ist der Weltraum-Gaos nicht mehr und nicht weniger als ein silberner irdischer Gaos. Die sieht man beide gern. Gamera ist und bleibt derweil Gamera, ein mitunter durch Modelle gedoubeltes Suitmation-Monster, bei dem zumindest in meinen Augen recht oft irgendetwas nicht passen will. Hier sieht man die Schildkröte beispielsweise eingangs in einer ultrascharfen Großaufnahme mit viel zu langen Armen (oder richtig: Vorderbeinen) durchs Weltall düsen. Mit den Gliedern ist das bei ihr natürlich ohnehin so eine Sache ... aber je öfter man sie auf den Hinterbeinen laufen (oder nach einer Reckübung landen) sieht, umso weniger ist man geneigt, daran herumzunörgeln. Wie schon in der Vergangenheit mehrfach gesagt: Man gewöhnt sich an alles.
Wie lange es jedoch dauern würde, bis man sich an Guiron gewöhnt hat, wage ich gar nicht zu schätzen. Leider hat man auch nicht die Möglichkeit, sich in weiteren Filmen an ihn zu gewöhnen, denn der hiesige Auftritt ist sein einziger, zumindest im Realfilm (eventuelle spätere Stock-Footage-Einsätze sollen ausgeklammert sein). In der 2023 erschienenen sechsteiligen Netflix-Gamera-Zeichentrickserie Gamera: Rebirth ist er jedoch mit von der Partie – und kaum wiederzuerkennen, sprich schnell, beweglich und echt beängstigend. Hier, in seinem Heimatstreifen Gamera gegen Guiron, ist er hingegen langsam, träge und echt lächerlich ... jedenfalls am Boden, wo es einschläfernd lange dauert, bis sein Fleischerbeilkopf gehoben und wieder heruntergefallen ist, wenn er irgendetwas oder irgendwen zerhacken will (jedes Lebewesen, das schneller als eine Schnecke oder ein Seestern und beweglicher als ein schwer angeschlagener Weltraum-Gaos oder eine lethargische Riesenschildkröte ist, sollte sich da rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringen können).
Allerdings ist Guiron zu nachgerade absurd hohen und weiten Sprüngen befähigt – und kann seine Gegner aus dem Kopf heraus mit Ninja-Sternen beschießen ... Himmel, was für ein unglaublicher Blödsinn. (Tatsächlich geben mehrere „kaijūwissenschaftliche“ Quellen an, dass Guiron Sprünge von über tausend Meter Höhe ausführen kann!!) Dumm ist aus Guirons Sicht allerdings ... seine Sicht: Aufgrund seiner grotesken Anatomie ist er nämlich dazu verdammt, ständig auf den Boden zu blicken – wenn er nach vorn schauen will, muss er den schweren Fleischerbeilkopf heben ... Fest steht, dass ihm in puncto Bizarrerie (ja, ich musste nachschauen, wie dieses Substantiv heißt) wohl kein anderes Monster seines Subgenres das Wasser reichen kann – gerade eben fällt mir jedenfalls keins ein. Hut ab vor der Unerschrockenheit der Daiei-Monsterdesigner (es sei denn, Guiron gab’s schon vorher in irgendeinem Manga).
Der Blick auf die Darsteller kann derweil angenehm oder, ähm ... weniger angenehm ausfallen – je nachdem, wo man hinschaut. Zuerst sollte man natürlich zu den Hauptdarstellern schauen, und das sind zumindest auf dem Papier wieder zwei oder sogar drei Kinder. Als Akio ist also Nobuhiro Kajima zu sehen, als Tom Christopher Murphy und als sehr viel weniger beschäftigte Tomoko die kleine Miyuki Akiyama. Nobuhiro Kajima überrascht schon einmal damit, dass er dünn ist, bringt seinen Auftritt ohne fachliche Unfälle über die Bühne und wirkt auch recht sympathisch – weshalb man mit ihm deutlich besser beraten ist als mit seinen drei nervenden Daiei-Vorgängern Toshio, Eiichi und Masao (natürlich unabhängig vom Körpergewicht). Was bei ihm jedoch (ohne eigenes Verschulden) genauso unangenehm auffällt wie schon bei Masao im Vorgängerstreifen, ist eine viel zu tiefe deutsche Synchronstimme – ich kann mir nicht erklären, wie so etwas zustande kommen konnte. Ganz sicher wird man sich etwas dabei gedacht haben (an der Synchro haben gute Leute gearbeitet, darunter Bodo Traber als Autor), aber was genau hinter der Wahl des Sprechers stecken könnte, ist mir ein Rätsel.
Überhaupt kein Schauspiel (wirklich: gar keins) liefert hingegen der Quoten-Amerikaner und Yuasa’sche Quoten-Korpulente Christopher Murphy, (hier unter seinem „Künstlernamen“ Chrystopher Murphy angetreten), der als Tom des Öfteren abwesend wirkt und mit seinen Gedanken fernab eines Filmsets zu sein scheint. Das ist selbst für einen Kinderdarsteller im Monstertrash entschieden zu wenig. Deutlich besser ist da die niedliche und auch glaubwürdige Miyuki Akiyama als Tomoko. Sie hatte später noch eine kleine Rolle in einer TV-Serie, aber eine Schauspielerin ist nicht aus ihr geworden. Nobuhiro Kajima und Christopher Murphy sind erst recht keine geworden – Schauspielerinnen sowieso nicht, aber auch keine Schauspieler: Sie standen hier zum ersten und zum letzten Mal vor einer Kamera.
Zum Glück wird den beiden Jungs viel von ihrer fachlichen Verantwortung von den Schultern genommen, denn da sind ja noch die Darstellerinnen der beiden jungen Damen, die (warum auch immer ...) auf Terra die Stellung halten, sprich Reiko Kasahara als Flobella und Hiroko Kai als Barbella – die können zwar Guiron auch nicht die Show stehlen, spielen aber vortrefflich und sind mit viel ansteckender Freude bei der Sache. Letztlich sind sie es, die hier das mimische Heft fest in der Hand halten und Gamera gegen Guiron auch mit Blick auf die menschlichen Mitwirkenden zu einem memorablen Erlebnis machen (was im Subgenre beileibe kein Selbstläufer ist – wer erinnert sich schon noch lebhaft an die erwachsenen Darsteller in beispielsweise Gamera gegen Gaos?). Reiko Kasahara war bereits als Schwester des kindlichen Protagonisten Eiichi in Gamera gegen Gaos zu sehen und sollte in Gamera gegen Zigra noch einmal in einem Daiei-Kaijū-Eiga auftauchen. Auch sonst war sie recht gut im Filmgeschäft dabei und in Produktionen aller Art beschäftigt, darunter angesehene Arbeiten wie Ôkami: Schwert der Rache, aber auch schon mal ein Pinku Eiga. Hiroko Kai hatte indes keine nennenswerte Karriere – wer weiß, woran es lag, denn hier hat sie nichts falsch gemacht. Weitere Bekannte sind Eiji Funakoshi als Dr. Shiga, der vier Jahre zuvor als Dr. Hidaka im Ur-Gamera mit von der Partie war, und Shô Natsuki, der mit Ausnahme ebendieses Reihenauftakts in jedem Gamera-Film der Shōwa-Ära eine kleine Rolle hatte – hier als Nachrichtenreporter. Kon Ômura, der sich als Wachtmeister Kondo mit Verve zum Affen macht, feiert derweil sein Kaijū-Eiga-Debüt und wird im Nachfolger Gamera gegen Jiggar noch einmal zu sehen sein. Ebenfalls erstmalig arbeiten die Darstellerinnen der Mütter mit Riesenmonstern zusammen – bei ihnen sollte es auch dabei bleiben. Yûko Hamada (unter anderem Der Wind des Todes aus der Kozure Ôkami-Reihe) ist dabei als Akios Mutter recht blass, Edith Hanson als Toms Mutter Elza hingegen, ähm ... zumindest hoch interessant, denn eine derart sonderbare Person bekommt man nicht aller Tage zu sehen: Sie selbst, vor allem aber ihr Gesicht ist derartig dünn und lang, dass ich ganz ehrlich an einen plötzlichen Fehler beim Filmformat dachte, als sie zum ersten Mal im Bild war. Aber scheinbar ist diese Anatomie echt ... und wird sogar noch durch die ungünstigste Frisur unterstrichen, die man sich in ihrem Fall vorstellen kann. Wild geschminkt ist sie obendrein, sodass man in den Genuss eines wahrhaft skurrilen Anblicks kommt. Abgesehen davon soll jedoch absolut nichts gegen Edith Hanson gesagt sein, denn die in Japan heimisch gewordene und als Essayistin tätige Amerikanerin war immerhin von 1986 bis 1999 Leiterin der japanischen Sektion von Amnesty International.
Nicht vergessen werden sollen schließlich auch hier die Mitwirkenden in den Monstersuits. Gamera wird erstmalig nicht von Teruo Aragaki, sondern von Umenosuke Izumi zum Leben erweckt, der sich ebenso wacker schlägt wie sein Vorgänger. Die Reckübung musste er natürlich nicht absolvieren ... dafür gab’s ein Schildkrötenmodell. Wer im Guiron-Suit steckt, ließ sich hingegen bei aller Mühe nicht ermitteln – fest steht nur, dass überdurchschnittlich gut darauf geachtet wurde, dass seine verräterischen Beine (das alte Mensch-Vierbeiner-Problem) nicht ins Bild geraten, was auch nahezu immer gelang. Der konventionell angelegte Score von Shunsuke Kikuchi ist zu guter Letzt vor allem eins: lahm. Sowohl bei den leichteren und logischerweise recht oft humorvollen Passagen als auch bei der Action dudelt er gern irgendein Motiv als Dauerschleife herunter und ist abgesehen von Kenjiro Hiroses auch hier ertönendem „Gamera-Marsch“ immer mit angezogener Handbremse unterwegs. Auf diese Weise schont er jedoch die Nerven des Hörers – unangenehm wird er jedenfalls nie, und so hatte ich persönlich auch kein Problem mit ihm.
Mit diesem Film als Ganzes erst recht nicht – Gamera gegen Guiron ist mit Daiei’scher Sparsamkeit produzierter, aber herrlich bizarrer und bekloppter Old-School-Riesenmonster-Sci-Fi-Abenteuer-Trash für Jung und Alt. Und auf das „Alt“ bestehe ich: Natürlich kann man diesen Streifen zuvorderst als Kinderfilm beurteilen, aber man sollte ihn deshalb nicht Hals über Kopf gering schätzen, sondern zugleich seine Verdienste würdigen und genießen, denn Gamera gegen Guiron ist auch für erwachsene Kaijū-Eiga-Freunde, die mit den Eigenheiten von Produktionen der Shōwa-Epoche umgehen können (sprich um Himmels willen keinen ernsthaften Monsterhorror erwarten), eine echte Schatzkiste: Das Treiben der kaum halbwüchsigen Helden und ein paar Ausrutscher ins Infantile werden durch nachgerade anrührenden Modellbau-Charme, Sätze wie „Wir warten, bis der Treibstoff alle ist!“ und vor allem unvergleichliche Antagonisten, sprich ein Riesenfleischerbeil mit Beinen auf Seiten der Monster und zwei entzückende junge Damen, die Kinder als „Proviant“ betrachten, auf Seiten der Humanoiden (Menschen sind’s ja nicht), locker wettgemacht. Gamera gegen Guiron ist also kein nervender Blödsinn fürs Kinderprogramm, sondern außerordentlich wohltuender Blödsinn für die Geschichtsbücher – zumindest für die des Subgenres. Ich für meinen Teil wurde hier bestens unterhalten und lasse inzwischen auch ganz entspannt zu, dass mir der debile alte Gamera-Marsch nicht aus dem Kopf geht. „Gammellah ... Gammellah ...“
(05/25)
Locker 8 von 10 Punkten aus Liebhabersicht, objektiv müssen 5 reichen.