Die Shaw Brothes galten über viele Dekaden als die Filmschmiede Hongkong und stand wie keine andere für qualitativ hochwertige Filme aus Fernost. Mitte der 80’er zeichnete sich aber langsam der stetige Niegergang des einst so mächtigen Filmstudios ab. Andere, junge und frischere Stars wie Jackie Chan waren gefragt, von den ernsten und blutrünstigen Geschichten mit denen die Shaws einst groß geworden sind, wollten immer weniger wissen. 1986 schlossen die Shaw Studios ihre Pforten. Filme wurden nur noch spärlich produziert oder co-produziert, zu den wenigen rühmlichen Ausnahmen aus den 90’ern zählt beispielsweise The Bare-Footed Kid.
Das aber immer wieder Zeichen und Wunder geschehen zeigte sich 2003, als anlässlich der geplanten Veröffentlichung des Shaw-Filmarchivs auf DVD, ein neues Filmprojekt aus der Taufe gehoben wurde. „Drunken Monkey“ sollte einen Neubeginn für die Shaw Brothers einläuten, ein frommer Wunsch der ziemlich schnell zu Grabe getragen wurde. Das erhoffte Revival im neuen Jahrtausend blieb nämlich aus und ob es in Zukunft weitere Filmprojekte unter dem Banner der Shaws geben wird, ist mehr als fraglich.
Dabei standen zu Produktionsbeginn die Zeichen ziemlich gut für „Drunken Monkey“. Mit Lau Kar-Leung konnte der vielleicht erfolgreichste Regisseur aus der goldenen Ära für das Projekt verpflichtet werden. Unter seiner Leitung entstanden unter anderem die international vielleicht bekanntesten Filme der Shaws, darunter so populäre Titel wie „36th Chamber of Shaolin“. Lau ist bekanntermaßen ein Universaltalent, daher wundert es auch nicht dass er neben seiner Tätigkeit als Regisseur auch maßgeblich die Choreographie der Actionszenen lenkte und auch als Hauptdarsteller vor der Kamera in Erscheinung tritt.
Trotz der guten Besetzung vor und hinter der Kamera kann „Drunken Monkey“ die hohen Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Die Gründe hierfür sind zahlreich, wobei insbesondere die Art der Inszenierung negativ hervorsticht. Lau Kar-Leung dreht so wie er es bereits in den 70’er und 80’er Jahren getan hat, ohne das dabei eine Weiterentwicklung festzustellen wäre. War es seinerzeit noch üblich sich auf ein Minimum an Handlung zu beschränken und auf schlagende Argumente zu vertrauen, wirkt dies in einer Produktion aus dem Jahr 2003 ziemlich anspruchslos. Zwar gibt es auch heute noch zahlreiche Actionkracher die nach dem gleichen Prinzip verfahren, allerdings ist dort die Geschwindigkeit in der sich die Actionszenen aneinander reihen um ein Vielfaches höher. Kar-Leung’s Choreographie ist zwar immer noch nett anzusehen, erreicht bei weitem aber nicht die Dynamik wie sie aktuelle Produktionen vorweisen können.
Ein weiterer Punkt der negativ auffällt die die technische Umsetzung. „Drunken Monkey“ fällt optisch im Vergleich zu den alten Shaw Produktionen stark ab, was auch daran liegt das der Film nicht auf Film und in Shawscope gedreht wurde, sondern aussieht wie eine billige Videoproduktion. Ein weiteres Manko das sich leider nicht verbergen lässt, ist die fehlende Ausstattung welche einst die Shaw Studios boten. Die Kulissen wurden seinerzeit mit dem Studiogelände verkauft, so dass man für die Produktion auf Sets zurückgreifen musste die eben verfügbar waren.
Durch die technischen Schwachpunkte wird auch ziemlich deutlich das „Drunken Monkey“ auch inhaltlich ziemlich schwach auf der Brust ist und obendrein durch schwache Leistungen der Darsteller auffällt. Die Geschichte über die Monkey Fist ist nur mäßig unterhaltsam und ein alter Hut, der bereits bei den Shaws in früheren Produktionen mehrfach filmisch verwurstet wurde. Zwischendurch werden ein paar Gags und Grimassen eingestreut, welche aber auch allesamt ziemlich bemüht und aufgesetzt daherkommen. Auch schauspielerisch wird wenig Sehenswertes geboten, weder von Lau Kar-Leung, noch den anderen Co-Stars. Da wäre zum Beispiel der damals noch unbekannte Jackie Wu Jing (Sha Po Lang, Fatal Contact) zu nennen, der hier in einer tragenden Rolle an der Seite von Lau Kar-Leung zu sehen. Heute gilt Wu Jing als die Hoffnung im Martial Arts Genre, wovon in seinem zweiten Film nach Tai Chi 2 allerdings noch nicht viel Potential zu sehen ist. In einer weiteren Rolle ist auch der bekannte Shaw-Star Lau Kar-Fei aka Gordon Liu zu sehen, leider wirkt auch diese ziemlich verschenkt.
Fazit:
Es ist und bleibt so, eine Wiedergeburt der Shaw Brothers ist mehr als unwahrscheinlich. Warum das so ist wird bei Betrachtung von „Drunken Monkey“ sehr schnell deutlich: Es fehlt das Budget, die charismatischen Darsteller, die Regisseure und natürlich die Studios selber um ambitionierte Filmprojekte zu stemmen. Bis auf den Regisseur findet man nichts in diesem Film. Wu Jing ist hier noch zu unerfahren um ein solchen Film allein zu tragen und Lau Kar-Leung zeigt zu wenig kreative Einfälle um einen Film für die heutige Generation zu drehen. Trösten wir uns also auch weiterhin mit dem filmischen Vermächtnis der Shaw Brothers, da hat man definitiv mehr davon.