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Der spielbergsche Traum vom friedlichen Erstkontakt mit unseren außerirdischen Nachbarn war in den Moment ausgeträumt, als man feststellte, was sonst so an Aliens deb Kinosaal bevölkert: ja, auf jeden E. T. Kommen eine Unzahl Xenomorphen, Yautjas, cormansche Glibbermutanten und italienische Riesenzyklopen, die die Angst vor dem Unbekannten genüsslich zurück in den Kopf des Zuschauers hämmern. Die fiesen Möppen, die Peter Jackson mit "Bad Taste" 1987 auf die Erde loslies waren also in allerbester Gesellschaft.

Der mit 13 Jahren auf dem deutschen Markt verspätet eingetrudelte Film ist eine respektlos Actionpersiflage, eine Drecksau von Film, bei dem selbst die Waldfee Holla gelegentlich darum bittet, den Fuß von Gas nehmen zu dürfen. Diese absolute Geschmacklosigkeit in Filmform stürmte seinerzeit Filmfestivals wie die ATR eine Davidianerfarm und hinterließ ein Meer aus fassungslosen Zuschauern mit gereizten Mägen und gerissenen Zwerchfellen. Der begeisterten Meute Schloss ich mich im Übrigen mit 17 und während der Indexhaft dieses Filmes an. Um 2007 / 2008 habe ich den Film so absurd oft gesehen, dass ich ihn beinahe mitsprechend konnte und erst einmal auf Jahre die Schnauze voll hatte. Mittlerweile liegt die letzte Sichtung etwas zurück und so lernte ich kürzlich, ein zweites Mal, diesen Film zu lieben. Warum soll im folgenden erläutert werden.

Falls jemand (ich kann es ehrlicherweise kaum bis gar nicht glauben) das Original nicht kennt, dem sei hier beschrieben, welcher Bär hier im fiktiven neuseeländischen Dörfchen Kaihoro steppt: der des freien Marktes! Und damit Meister Petz munter weitertanzt will er auch ja regelmäßig gefüttert werden. Aber nicht nur der, sondern auch zahlende Fastfood-Kundschaft aus mehreren Galaxien, weswegen es in der neuseeländischen Küstengemeinde zu einem rapide, an "Man Eater" gemahnenden Bevolkerungsschwund kommt: lediglich Nutzvieh und ein kirchlicher Spendensammler, der verdächtig nach Helge Schenider aussieht, haben überlebt und für besagten Spendensammler stehen die Chancen bald ähnlich beschissen.

Der Lösung für das Problem hat Peter Jackson das denkbar beschissenste Akronym verpasst, dass ein 80er - Film nutzen kann: die kommt nämlich in Form des Astro Investition and Defence Service (kurz: A. I. D. S.!) und in Gestalt des durchgeknallten Wissenschaftlers Derek (Jackson höchstselbst) und seiner drei Kumpanen, der Spezialeinheitler Ozzy, Frank und Barry daher. Von der Abkürzung ihrer Organisation abgesehen hat die Gurkentruppe der Regierung noch ganz andere Probleme, von denen extraterrestrialer Blutdurst und die feindliche Übermächtig noch die geringsten sind. Denn genau wie ihre außerirdischen Gegenspieler glänzen die Vier nicht zwangsläufig in jeder Einsatzsituation vor Kompetenz, weshalb sich der Widerstand gegen die verfressenen Knautschkoppaliens sich als schwerer als gedacht herauskristallisiert. Bald schon gilt in Kaihoro Murphys Gesetz und alles, aber auch wirklich alles, was schiefgehen kann geht auch schief.

Laut eigener Aussage hat Peter Jackson, der den Film über satte vier Jahre mit Freunden und Familie drehte, sich bei dessen Script sehr an der mitunter abstrusen Komik Monthy Python orientiert und diesen mit ordentlich Ketchup gestreckt: der Ideenreichtum an bescheuerten Pointen ist schmerzhaft hoch und ich persönlich liebe jede einzelne Minute davon. Befreit von jedem gebotenen Maß an Respekt und Geschmack grillt Jackson das Actionkino jener Tage im Vorbeigehen und spielt nebenher auf Kulturgüter wie Doctor Who und die Beatles an.

Apropos Doctor: während Nerd Derek im 4th Doctor - Cosplay noch halbwegs glaubwürdig als Wissenschaftsklugscheißer rüberkommt gleicht der Rest der Bagage weniger krassen Elitekämpfern und eher einer Gruppe putzmunterer Mantabrudies auf der Jagd nach der nächsten Palette Hansapils und den passenden Ischen, die man im Anschluss ans Büchsenfrühstück auf Rücksitz, Dach und Motorhaube vernaschen kann. Vor allem Barry und Ozzy schießen den Stilvogel ihrer Frisuren sei Dank mit der Panzerfaust ab, was in Zeiten, wo man wieder Vokuhila trägt, etwas schlecht gealtert wirkt. Score technisch gibt es Rock und heroisches Keyboardgedudel, dass man in ähnlicher Form aus jedem zweiten Videothekenactioner der späteren Achtziger hört und in Sachen Effekte hat Herr Jackson selbst Hand an seine geliebten Knallfroschknarren und fliegenden Hausraumschiffe angelegt, um seine Vision adäquat umzusetzen.

"Bad Taste" ist in jedem optischen und humoresken Sinne absolut geschmacklos und das ist auch gut so, verfickte Scheiße. Wenn der innere Gorebauer den verdrängten Gossenkomiker zum Tanz bittet rufen normale Menschen nach ihrem Priester, Therapeuten oder zuständigen Bundestagsabgeordneten, um schlimmeres zu verhindern. Ich hingegen lege den Film ein und lasse die beiden tanzen, bis ihnen schwindelig wird. Und wenn dann endlich die rockigen Credits einrollen und die Überlebenden dieser Schweinerei wahlweise in den Sonnenuntergang fahren oder in den Weltraum einfallen grinse ich wie ein frischgeficktes Eichhörnchen. Oder zumindest wie ein zerknautschter Gummialien. 

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