Franks Bewertung

starstarstarstar / 2

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

01.10.2024
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Review

von Frank Trebbin

Es gibt nur wenige Filme, die ihre Handlung so erzählen, dass nie eine Tageslichtaufnahme auf Zelluloid gebannt wird – nicht einmal ein zünftiger Horrorfilm schafft dies. Der ungarische Überraschungsfilm KONTROLL hingegen bringt es tatsächlich zustande. Allerdings ist er – und das ist das einzige Manko – kein Horror- oder gar Science-Fiction-Streifen, denn was sonst hätte man vom Eröffnungsfilm des diesjährigen „Fantasy Filmfestes“ erwarten sollen?

Doch in welche Schublade passt Nimrod Antals Kino-Erstling eigentlich? Die Antwort darauf ist nicht einfach. In erster Linie ist KONTROLL eine sarkastische Satire auf das Berufsleben der Budapester Fahrscheinkontrolleure, die ihren diesbezüglichen Habitus und ihre rüde Vorgehensweise unzweifelhaft aus früheren sozialistischen Big-Brother-Is-Watching-You-Zeiten herüber gerettet haben (glücklicher- und erheiternderweise gibt es einen kurzen Vorspann, in dem der wirkliche Leiter der Budapester Metro darauf hinweist, dass KONTROLL doch nur reine Fiktion ist). Dieser Teil des Films wird mit viel Witz, Liebe zum Detail und einer ganzen Schar unverbraucher Gesichter gespielt. Der Blick auf eine kleine Gruppe von Losern gerät – zumindest wer in Berlin groß geworden ist – zu einem Erlebnis, welches an den Besuch eines überfüllten Sozialamtflurs erinnert. Der Geruch von Blut und anderen Körpersäften sowie die latent vorhandene Gewalt ergeben dann das atmosphärische Grundgerüst zu KONTROLL, der an dieser Stelle nicht deprimierender (und realistischer) hätte sein können. Und genau dies ist die Stärke des Films!

Der Rest der Handlung ist ein merkwürdiges Konglomerat aus Liebesgeschichte und Jagd auf einen mysteriösen Serienmörder, der unschuldige Passanten vor die U-Bahn stößt. Während Antal den Love-Interest-Part noch einigermaßen gut zu inszenieren wusste, gerät der andere Subplot arg in den Hintergrund und wird im Mittelteil über weite Strecken sogar ganz vergessen. Die etwas verworrene Auflösung dazu hält sich dann auch noch recht bedeckt und lässt einige Interpretationsmöglichkeiten zu – ob nun gewollt oder nicht, sei hier mal dahin gestellt. Wer also damit leben kann, weder einen „überzeugenden Actionfilm“ (Zitat Programmheft Fantasy Filmfest) noch einen Machine-On-The-Loose-Streifen à la Huub Stapels THE LIFT aka FAHRSTUHL DES GRAUENS (so etwas suggeriert nämlich das Kinoplakat) zu sehen (sondern nur eine wirklich bissige Komödie!), dem sei dieser herrlich schräge ungarische Erstlingsfilm ans Herz gelegt.

Anmerkung: Als reinen Textköper für einen größeren Artikel 2004 in SPLATTING IMAGE geschrieben, dort jedoch nicht mehr veröffentlicht. Hier jetzt in eher von mir nicht gewohnter Review-Form eingestellt.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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