Quax in Afrika (1947)
Es kam zum Ende der Zweiten Weltkrieges freilich vielfach vor, dass Filme unter dem Nationalsozialismus fertiggestellt, aber nicht mehr aufgeführt werden konnten. Einer dieser sogenannten Überläufer ist Helmut Weiss' Fortsetzung des flotten, wenn auch als subtile Luftwaffenpropaganda dienenden Kurt-Hoffmann-Klassikers "Quax, der Bruchpilot" (1941): Heinz Rühmann, tatsächlich über Jahrzehnte ein begeisterter Flieger, schlüpfte 1943/1944 erneut in diese – nunmehr etwas abgewandelte – Rolle und gab nach Hermann Grotes literarischer Vorlage einen Fluglehrer im Jahr 1932; und keinen Flugschüler im Jahr 1928. Der einst kecke Schüler verpasst sich in seiner neuen Funktion einen autoritären Anstrich und hält Frauen auf dem Flugplatz für fehlplatziert, wird dann diesbezüglich aber bald belehrt und nimmt es mit der Disziplin gegen Ende in Afrika auch nicht mehr so genau: Als vermeintlich vom Himmel gefallener Gott feiert er mit Eingeboren, vor denen er keinerlei Scheu zeigt: "Die Brüder, die kenne ich doch, die habe ich schon einmal im Berliner Zoo gesehen", erklärt Quax etwa unter Rückbesinnung auf seine Völkerschau-Seherfahrungen und liegt sogar richtiger als seine wesentlich fremdsprachenkundigere, ängstlichere Begleiterin. Bei der Feier mit afrikanischen Gastgeber(inne)n lässt er es sich dann nicht nehmen, unverschämte Witze zu machen – angefangen beim nonchalanten "Willkommen, ihr Trottel. Wo sind die Gastgeschenke?" –, welche seine Gastgeber freilich nicht verstehen, benimmt sich (irgendwo zwischen Kolonialdenken und der Mentalität deutscher 08/15-Tourist(inn)en) ganz selbstverständlich wie zuhause und wird natürlich mit der barbrüstigen Häuptlingstochter verheiratet: normalerweise würde er ja ablehnen, habe er doch schon an seiner deutschen Begleiterin genug, aber da er anderfalls ungebracht werde – was ihn nicht weiter beeindruckt, aber dafür die Gastfreundschaft der Gastgeber(innen) in ein noch weniger positives Licht rückt –, sagt er halt zu und genießt die Folgezeit. Als ebenbürtige Partnerin begreift er die neue Frau an seiner Seite freilich nie, tut sie in ihrer Gegenwart als eine Art Jux ab und versohlt ihr vor den Augen seiner Begleiterin auch einmal lachend den Po, woraufhin Banani – so der Name dieser Figur – zu kreischen beginnt wie ein Affe. "Klamauk mit rassistischen Untertönen", urteilte später der Filmdienst; tatsächlich sind Töne reichlich rassistisch, aber gar nicht einmal so "Unter". Und mit eingestreuten Sprüchen wie "Wozu ist der Pinsel da? Zum Rasieren ..." oder "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern..." setzt sich Rühmann ganz nebenbei für seinen gewohnt sympathischen Rühmann-Charme ein; und einem Rühmann mochte man im Nachkriegsdeutschland ja nichts krumm nehmen; selbst in den 90er Jahre nicht, als auch die unschönen Seiten seiner Karriere als Nutznießer im Nationalsozialismus bekannt waren... In Deutschland musste man sich indes bis zum zweiten Quax-Film ein bisschen gedulden; konnte man den mit Kürzungen versehenen Überläufer erst ab dem 22. Mai 1953 sehen, als sich der Regisseur Helmut Weiss – der schon in seinem Regiedebüt "Die Feuerzangenbowle" (1944) mit Rühmann gearbeitet hatte – bereits ab "Einmal am Rhein" (1952) auf Heimatfilme verlegt hat. Die Uraufführung von "Quax in Afrika" fand jedoch rund sechs Jahre zuvor am 16. Mai 1947 in Schweden statt.
Mehr zum Film, den das Label DeAgostini als DVD-Veröffentlichung den "großen deutschen Film-Klassikern" zurechnet (Fassungseintrag von Mr. Hankey) und den man heute gemeinhin mit Befremden gucken dürfte, verrät Con Trai in seinem Review.
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