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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Neil Jordans beachtlicher Misserfolg

Stichwörter: 1990er Benning Downey Drama Horror Jordan Kriminalfilm Literaturverfilmung Mystery Quinn Rea Robinson Thriller USA Wood

In Dreams (1999)

Neil Jordan hat sich früh in seiner Karriere mit dem Werwolf-/Rotkäppchen-Stoff "The Company of Wolves" (1983) nach Angela Carter als einer der interessantesten Filmemacher Irlands hervorgetan. Zum Phantastischen sollte er immer wieder zurückkehren; und mit der Anne-Rice-Verfilmung "Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles" (1994) legte er (unmittelbar nach seinem Meisterwerk "The Crying Game" (1992)) einen seiner größten Kassenerfolge vor. Der am 15. Januar 1999 uraufgeführte "In Dreams" konnte daran bei Weitem nicht anknüpfen. Lose auf einem Roman von Bari Wood basierend – ein Autor, der bereits Cronenbergs "Dead Ringers" (1988) zugrundelag – und auf der Basis eines ersten Drehbuches von Bruce Robinson, dem man immerhin "Killing Fields" (1984) und "Withnail & I" (1987) verdankt, hangelt sich Jordan an persönlichen Leitmotiven entlang, die auch sein Werk als Schriftsteller durchziehen: an der Last der Vergangenheit auf der Gegenwart sowie am Eindringen des Andersartigen im Gewohnten. Roy Orbisons titelgebender Evergreen erweist sich dann nicht nur als Relikt aus vergangener Ära als bedeutungsschwanger, sondern auch inhaltlich im Hinblick auf die – zugegebenermaßen nicht allzu originelle – Handlung, in der Annette Benning in der Hauptrolle zu ihrem Leidwesen über die unheimliche Gabe verfügt, im Traum in Vergangenheit und Zukunft eines Fremden zu blicken, der ihr als Serienmörder bald die wichtigsten Menschen in ihrem Leben nimmt. In einer fatalen Weise per psychic link aneinander gebunden, welcher alle geltenden Regeln von Logik und gesundem Menschenverstand aufhebelt, kommen sie zwischen Untat und Rache nicht mehr voneinander los; auch der Tod scheint keine Erlösung mehr zu versprechen. Und auch das bringen die Evergreens und die stylishen Bilder mit sich: das Abgründige unter der schönen Oberfläche (und das Gefährliche des verlockenden, hier leitmotivischen Apfels), das Unheimliche, das sich aus dem Bekannten hervorschält. Die Arbeit mit altbekannten Klischees wurden "In Dreams" allerdings vielfach angelastet und auch das Publikum wollte nicht so recht mitziehen. Und so ist der inszenatorisch hochsolide und mit Bening, Aidan Quinn, Stephen Rea und Robert Downey Jr. superb besetzte Streifen trotz attestierbarer Qualitäten ein umstrittener (um nicht zu sagen: mehrheitlich abgelehnter) Titel in Jordans Karriere; und blieb immerhin bis "Marlowe" (2022) sein am wenigsten gewertschätzter Film.
Zu den seltenen positiven Stimmen gehört unter anderem Frank Trebbin, der den Film nach seiner "Die Angst sitzt neben dir"-Gesamtausgabe in der Splatting Image besprach: Review ...


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